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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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vom Gischt steil abstürzender Bäche. Schroffe Bergflanken, Schluchten und Talkessel, Lichtungen, über denen die Luft in irrisierendem Glanz flimmerte und wie ein feiner Schleier von Feuchtigkeit die Farben fremdartiger Blüten brach.
    »Die Erde ist schön«, flüsterte Hunon rauh. »Ihr hattet recht ... Die Erde ist schön ...«
    Charru wandte sich um und blickte in die erregten, angespannten Gesichter. In diesen Minuten langsamen Dahinschwebens über einer Landschaft wie aus einem Traum schloß ein unsichtbarer Bann sie zusammen. Sie empfanden alle fünf den gleichen Triumph, das gleiche tiefe Staunen. Und die gleiche leise Spur von Furcht - als könne das unwirkliche Bild ihnen jeden Augenblick wieder entgleiten.
    Langsam lenkte Charru das Beiboot auf einen der majestätischen Bergkämme zu.
    Die Hänge stiegen steil an, gingen in Grasmatten und schließlich in nackte Felsen über. Von oben wirkte die Linie des Grats scharf wie ein Messer; jenseits davon schlossen zwei schmalere Bergzüge eine schwindelerregend tiefe Schlucht ein.
    Die Felswände fielen schroff bis zu einer glatten schwarzen Fläche ab.
    Ein See, war Charrus erster Gedanke.
    Er runzelte die Stirn, nahm unwillkürlich die Geschwindigkeit der Landefähre noch mehr zurück. Auch die anderen konnten sich der beklemmenden Düsternis des Bildes nicht entziehen. Die Schlucht schien wie ein Riß in der Welt zu klaffen, vollkommen ausgefüllt von der abgründigen Schwärze des Wasserspiegels.
    »Das ist kein Wasser«, sagte Kormak entschieden. »Wasser würde glänzen, selbst im Schatten.«
    Er hatte recht.
    Auch den anderen wurde jetzt klar, was der Nordmann mit seinem unbeirrbaren Realitätssinn sofort erkannt hatte. Was sich dort unten zwischen den Felswänden ausbreitete, wirkte stumpf wie zusammengewehter Staub. Unendlich feiner Staub, der sich an einigen Stellen zu leichten Schleiern hob, in der Luft schwebte, sich wieder senkte. Charru hielt das Beiboot inzwischen bewegungslos in der Luft. Fragend sah er zu Lara hinüber, doch die hob nur ratlos die Schultern.
    »Es ist - unheimlich«, flüsterte sie. »Und ich weiß nicht, was es ist, ich habe nie von so etwas gehört.« Sie zögerte und biß sich auf die Lippen. »Vielleicht Staub. Schwarzer Sand, Überreste von zerriebenem Gestein, das sich dort abgelagert hat, weil kein Wind in die Schlucht dringt. Aber dann müßten auch die Felsen schwarz sein.«
    Die Felsen waren grau.
    Ein helles Grau, obwohl sie an dieser Stelle düster wirkten. Charru legte entschlossen die Hände auf die Steuerung. Er wollte wissen, was dort unten lag. Er wollte es wissen, weil die Landschaft ringsum dem Traum von der grünen Erde so nahe kam.
    Langsam senkte sich die silbrige Halbkugel der Landefähre in die Schlucht hinab.
    Sie war breit genug, um sie völlig gefahrlos zu durchfliegen. Die dunkle Fläche kam näher. Jetzt war ihre Farbe nicht mehr schwarz, sondern ein diffuses Anthrazit, nebelhaft, auf eine schwer faßbare Weise phosphoreszierend, fast leuchtend. Bestimmt kein Wasser. Aber auch kein Staub, kein Sand. Charru hob den Kopf, als er am anderen Ende der Schlucht, vor dem Hintergrund rankenbedeckter Felsen, plötzlich Bewegung wahrnahm. Einen Herzschlag lang glaubte er, etwas wie eine Rauchsäule zu sehen. Ein flüchtiges, unsicheres Bild, doch es weckte eine bestimmte Gedankenverbindung.
    »Rauch«, sagte er gedehnt. »Schwarzer Rauch.«
    »Aber nein!« Lara schüttelte den Kopf. »Es kann unmöglich Rauch sein - woher sollte der kommen? Eher eine Art ... eine Art Nebel oder ...«
    Ihre Stimme brach.
    Dicht vor dem Beiboot entstand in dem dunklen, fremdartigen Stoff urplötzlich ein Wirbel. Schwarze, rotierende Wolken schossen links und rechts empor. Eine unsichtbare Gewalt schien die Landefähre zu packen, und von einer Sekunde zur anderen geriet das Fahrzeug außer Kontrolle.
    Lara schrie auf und preßte die Hände gegen den Mund.
    Charru brauchte nur einen Augenblick, um den lähmenden Schrecken abzuschütteln. Seine Rechte zuckte vor. Er wollte den Triebwerken vollen Schub geben - und begriff, daß es zu spät war.
    Das Beiboot versank in dem schwarzen Wirbel, als werde es von einem gigantischen Rachen verschlungen.
III.
    Gerinth und seine kleine Gruppe kannten nur wenige der Namen, mit denen die Erdenmenschen vor der Großen Katastrophe ihre Landschaften und Kontinente bezeichnet hatten.
    In Shaaras Gedächtnis würde sich jede Einzelheit einprägen, sie würde jeden Punkt mit schlafwandlerischer

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