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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sollte.«
    Karstein schnaufte unschlüssig. Erein warf Gerinth einen Blick zu. Der alte Mann hob die Schultern.
    »Nach Meinung der marsianischen Wissenschaftler ist es auf diesem ganzen Planeten nicht so, wie es sein sollte«, sagte er ruhig. »Conal Nord hat damals behauptet, zwei Drittel der Erde seien die reine Hölle. Können wir erwarten, daß das restliche Drittel dafür gleich das reine Paradies ist?«
    »Mir gefällt es hier«, sagte Jarlon entschieden. »Es ist so ähnlich wie - wie das Tiefland gewesen wäre ohne die Priester, ohne die Marsianer und mit dem Himmel darüber statt der verdammten Kuppel.«
    Seine Augen funkelten auf, weil die anderen lachen mußten. Karstein schlug ihm grinsend auf die Schulter.
    »Laß nur! Ich finde, du hast recht. Wir werden die Gegend erkunden und ...«
    Er schwieg abrupt.
    Es war Ereins Gesichtsausdruck, der ihn verstummen ließ. Mit gefurchten Brauen folgte er der Blickrichtung des Tarethers - und hielt den Atem an.
    Menschen!
    Wie aus dem Boden gewachsen waren sie neben einer hochragenden Klippe aufgetaucht. Kleine, hagere Gestalten, hellhaarig, hellhäutig - ein halbes Dutzend etwa. Stumm standen sie da, zögernd, in einer Haltung, in der mehr Ehrfurcht und Staunen als Angst lag.
    Karstein stieß erleichtert die angehaltene Luft aus, als er sah, daß ihre Hände leer waren.
    »Jedenfalls sind sie genauso unbewaffnet wie wir«, sagte Erein gepreßt.
    »Wie du!« verbesserte Jarlon von Mornag.
    »Und? Muß man für jede Minute, die man vom Sitz aufsteht, das Schwert umschnallen?«
    Erein sprach, ohne einen Blick von den Fremden zu lassen.
    Jetzt setzten sie sich in Bewegung, kamen langsam näher. Ihre Kleidung schien aus Leder zu bestehen und erinnerte entfernt an Lara Nords venusische Tunika. Als Schutz gegen die Kälte trugen sie bunt gemusterte Umhänge, doch die hatten sie über die Schultern zurückgeschlagen, wie um ihre Waffenlosigkeit zu demonstrieren. Sie kamen in friedlicher Absicht. Und sie waren Menschen. Sie konnten nicht die primitiven Kreaturen sein, wie sie die Marsianer in den Bewohnern der Erde sahen.
    In einiger Entfernung verharrten sie, verneigten sich tief und kreuzten in einer zeremoniellen Gebärde die Arme über der Brust.
    Nur die kleinste der Gestalten kam näher.
    Ein Mädchen. Ein Kind fast noch, zierlich, zerbrechlich auf den ersten Blick. Das helle Haar, das ihr auf die Schultern fiel, war fein wie ein dünnes Gespinst. Auf den zweiten Blick ließ ihre Gestalt die zähe Geschmeidigkeit erkennen, die ein harter Überlebenskampf geprägt hatte. Das ebenmäßige, kaum von der Sonne gefärbte Gesicht wirkte maskenhaft, doch das mochte an ihrer Gemütsverfassung liegen.
    Langsam neigte sie den Kopf und kreuzte die Arme.
    Erst nach Minuten, in denen die Terraner sie sprachlos betrachteten, richtete sie sich wieder auf. Ihre großen, fast durchsichtig hellen Augen glänzten.
    »Das Volk vom Meer heißt euch willkommen«, sagte sie klar und deutlich. »Ich bin Schaoli, Tochter Groms. Ich bin die Schwester der Sterne und habe gelernt, in der Stimme der Götter zu sprechen ...«
    *
    Charru schüttelte den Würgegriff der Panik ab, noch während Laras Aufschrei in seinen Ohren gellte.
    Er wußte nicht, was geschah. Aber das Leben unter dem Mondstein hatte tief in ihm einen Kampfinstinkt verwurzelt, der in Augenblicken der Gefahr die Wahrnehmung der Sinne und die Reaktion der Nerven und Muskeln fast zu einer Einheit verschmolz. Er sah den brodelnden Wirbel über der Landefähre, er sah unter sich die Konturen des Bodens durch den stillen schwarzen Nebel. Im Bruchteil einer Sekunde begriff er, daß dort unten die geringere Gefahr lauerte; und seine Hände drosselten die Energiezufuhr, statt dem Triebwerk vollen Schub zu geben.
    Mit dem nächsten Atemzug beruhigte sich das wilde Rütteln.
    Das Beiboot sank langsam tiefer. Mechanisch, ohne zu denken, immer noch mit jagendem Herzen verminderte Charru den Schub, bis die Kontrollen eine bestimmte Höhe über dem Boden anzeigten. Die Landestützen wurden ausgefahren. Sensoren meldeten an die Automatik, daß die Fähre sicher stand, und das eigentümlich gedämpfte Summen der Triebwerke verstummte.
    Charru zog langsam die Hände vom Armaturenbrett zurück.
    Absolute Stille herrschte. Eine Stille, in der sekundelang niemand zu atmen wagte. Der wirbelnde Sog oberhalb des Beibootes hatte sich beruhigt. Sie waren auf felsigem, festen Boden gelandet. Schwarzer Nebel umgab sie, ein fremdartiger, phosphoreszierender

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