Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
Nebel, der unheimlich wirkte. Aber er drang nicht in das Boot ein, und nichts wies im Augenblick darauf hin, daß er ihnen gefährlich werden konnte.
Charru wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.
Lara und Hunon kauerten wie erstarrt in ihren Sitzen, beide versteinert von einem Schrecken, den sie teilten, obwohl er völlig verschiedenen Quellen entsprang. In den Gesichtern der drei Tiefland-Krieger lagen nur Wachsamkeit und Spannung. Ihre Flucht aus der primitiven Mondstein-Welt in die hochtechnisierte Welt des Mars hatte sie mit einer Erfahrung geprägt, die der Angst vor dem Unbekannten nur noch wenig Raum ließ. Charru war durch die kochenden Nebel des Todesflusses geschwommen und durch die Flammenwände gestürzt, die er für die Grenzen seiner Welt hielt. Er war den Herren der Zeit begegnet und in der Zeit gereist. Schwarzer Nebel konnte ihn jedenfalls nicht in Panik versetzen.
»Was war das?« fragte Lara mit zitternder Stimme.
»Ein Luftwirbel, glaube ich.« Charru sah sich um und starrte zu der Stelle hinüber, wo immer noch ein schwacher, träger Strom aufwärts zu treiben schien. »Da ist ein Loch im Boden. Vielleicht gehört es zu einer Höhle, in die irgendwie Wind hineingerät. Aber wieso kann Nebel so aussehen? Schwarz? Leuchtend?«
Lara atmete auf.
Sie hatte Mühe, sich zu fassen, aber sie begann wieder, das Phänomen mit den Augen der Wissenschaftlerin zu betrachten. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl gehabt, als öffne sich ein Abgrund unter ihren Füßen. jetzt rief sie sich ins Gedächtnis, wie fremd die Erde war - fremd, aber den Naturgesetzen unterworfen.
»Teilchen, die in der Luft schweben«, vermutete sie. »Und die aus irgendwelchen Gründen eine höher gelegene Luftschicht nicht durchdringen können. Ich habe gehört, daß auf der Erde früher manchmal eine ähnliche Erscheinung aufgetreten sein soll, die man Smog nannte - damals, als die Menschen anfingen, ihre Umwelt zu zerstören.«
»Kann es giftig sein? Schädlich?«
»Ich weiß nicht, ich ...«
»Charru!« zischte Brass scharf.
Er hatte sich halb umgewandt und starrte dorthin, wo treibende dunkle Schleier manchmal den Blick auf die steil ansteigende Felswand im Westen freigaben. Die anderen folgten seiner Blickrichtung. Sekundenlang verhüllte der phosphoreszierende Nebel alles. Dann traten wieder die grauen Konturen des Gesteins hervor, hochragende Säulen, eine Art weit geschwungener Bogen ...
»Ein Tor!« sagte Kormak tonlos.
Es war ein Tor.
Ein riesiges, massives Balkentor, das den Felsenbogen ausfüllte. Charru konnte die eisernen Beschläge erkennen, sogar das Vierkant-Holz des schweren Riegels. Immer wieder zogen dunkle Schleier darüber hin, verdichteten sich, verblaßten wieder.
Aber das Bild ließ sich nicht wegleugnen.
Es war ein Tor. Und es war ohne jeden Zweifel von Menschenhand geschaffen worden.
»Höhlenbewohner?« fragte Lara zögernd.
»Warum? Mitten in diesem großartigen Land! Und warum hier unten in diesem verdammten Nebelsee?«
»Wir wissen nicht, ob das Land wirklich so großartig ist. Wir haben nur den äußeren Schein gesehen.« Lara straffte sich und schüttelte den blonden Haarhelm zurecht. »Ich möchte eine Probe von diesem Nebel nehmen und später untersuchen.«
»Du willst die Kuppel öffnen?«
»Das ist nicht nötig. Das Boot hat für solche Zwecke Greifarme und Vakuumbehälter. Ich muß nur den Platz mit Kormak wechseln, er sitzt vor der Bedienungskonsole.«
Der Nordmann löste schweigend die Anschnallgurte und stand auf.
Genau wie Hunon und Brass starrte er immer noch durch den geheimnisvollen schwarzen Nebel zu dem Tor im Felsen. Charru hatte die Augen zusammengekniffen, spürte eine seltsame, prickelnde Erregung. Das gleiche Gefühl, das ihn früher immer wieder in die Nähe der Flammenwände getrieben hatte, die seine Welt einschlossen. Oder in das düstere Todestal am Ende der Welt, wo er den schwarzen Fluß in die Waberlohe stürzen sah und sich wünschte, ein einziges Mal einen Blick hinter die kochenden Nebel werfen zu können.
Lara brauchte nur wenige Minuten.
Aufatmend legte sie den Schalter um, der die Kammer in dem ringförmigen Wulst der Fähre verschloß. Charru warf einen prüfenden Blick in die Runde. Der schwarze Dunst erschien jetzt völlig ruhig, aber er traute dem Frieden nicht.
»Schnallt euch an«, sagte er knapp. »Das dürfte besser sein, falls wir wieder in einen dieser Luftwirbel geraten.«
Minuten später zündete er die
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