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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Rauschen, das er zu hören glaubte.
    »Da muß irgendwo ein Fluß sein oder ...«
    Ein helles, klirrendes Geräusch unterbrach ihn.
    Charru stockte und warf den Kopf herum. Grün-goldene Reflexe trafen seine Augen. Einen Herzschlag lang glaubte er, das Spiel von Licht und Schatten habe ihn genarrt - dann sah er die Gestalten.
    Goldene Gestalten, mit Ketten aus leise klirrenden Steinplättchen geschmückt.
    Zwei, nein drei - reglos neben einem der riesigen dunklen Stämme verharrend. Menschen? Oder etwas anderes? Sie ähnelten Menschen, mit Kopf und Leib, Armen und Beinen. Aber ihre glatte, nackte, haarlose Haut hatte einen intensiven metallischen Schimmer, ihre Körper waren hoch und schmal, schlangenhaft ...
    Blitzartig warfen sie sich herum und verschwanden im Schatten.
    Mit gleitenden, fast rollenden Bewegungen, die nichts Menschliches hatten, die für etwas anderes geschaffen schienen als den aufrechten Gang, weniger dem Boden als diesen glänzenden Schlingpflanzen zugehörig ...
    Charru hatte unwillkürlich einen Schritt nach vorn gemacht, jetzt hielt er abrupt an.
    Dort, wo er eben noch die seltsamen goldenen Gestalten gesehen hatte, lösten sich ein paar armdicke Ranken von einem hochgelegenen Ast und baumelten herab wie schwere, glänzende Seile.
    Charru runzelte die Stirn und spürte überrascht, daß sich sein Herzschlag beschleunigte. Irgend etwas stimmte nicht. Stimmte nicht mit diesen Schlingpflanzen, mit der Art, wie sie sich von dem Ast gelöst hatten. Etwas Unnatürliches hatte in der Bewegung gelegen. Oder nein, nicht unnatürlich - etwas Bewußtes, Zielgerichtetes, als ob ...
    Unsinn, dachte Charru.
    Im gleichen Augenblick spürte er eine leichte Berührung an der Schulter. Erschrocken wandte er den Kopf. Sein Blick erfaßte das baumelnde Schlinggewächs, und der Schock zuckte durch jede Faser seiner Nerven.
    Er sah das grüne, züngelnde Etwas, das sich über seine Schulter ringelte.
    Er sah es hochschnellen, zurückzucken, sich blitzartig um seinen Arm schlingen. Er spürte den jähen, brennenden Schmerz, und mit einem Rest klarer Vernunft begriff er, daß das unmöglich eine Pflanze sein konnte.
    *
    Steine polterten.
    Rollendes Echo in absoluter Dunkelheit. Der Mann, der reglos an der rauhen Wand der Höhle kauerte, verharrte lauschend. Seine Augen glitzerten grün in der Finsternis, die er durchdringen konnte, weil er selten die Sonne gesehen hatte. Aber selbst er konnte in dieser absoluten Schwärze nur Schatten erkennen.
    Die Schatten von Felswänden.
    Tiefere Schatten, wo sich die Gänge verzweigten und zu den Feuern oder den Grenzen der Welt führten. Der Mann wußte, daß es draußen noch eine andere Welt gab, die Welt des Sonnenvolks. Er hatte sie gesehen. Aber es gab keinen Weg, der nach draußen führte.
    Oder doch?
    Der Mann lauschte den Echos der fallenden Steine nach. Jetzt rieselten Splitter, und er konnte den Staub riechen. Den Staub und noch etwas. Ein Hauch von Wärme, von fremder Luft und fremden Gerüchen.
    Langsam tastete er sich an der rauhen Felswand entlang.
    Der Gang führte in die Dunkelheit am Rand der Welt, wo nur manchmal Feuer brannten, wenn die Menschen zu zahlreich wurden. Wieder polterte ein Stein. Jetzt beschrieb der Gang eine Biegung, und die grünen, glitzernden Augen des Mannes nahmen den Schimmer von Licht wahr.
    Goldenes Licht. Kein rot glosender Feuerschein ...
    Der Mann zuckte zurück vor der Ungeheuerlichkeit des Gedankens, der ihm kam. Sein Atem beschleunigte sich, die leuchtenden Augen flackerten. Ein paar Schritte, langsam, angstvoll. Der Gang lag hell vor ihm, verschwommen hinter Staubschleudern. Ein dumpfes Knirschen und Ächzen ließ die verwandelte Luft erzittern. Der Mann starrte zu den Felsen an der Decke, in denen schon von jeher ein Spalt klaffte. Geröll und Staub hatten ihn ausgefüllt. Und jetzt, da irgend etwas in Bewegung geraten war und herabgefallene Steintrümmer den Boden bedeckten, flutete goldenes Licht in breiten Streifen von oben.
    Behutsam trat der Mann noch einen Schritt näher und legte den Kopf in den Nacken.
    Seine Augen schmerzten, die Helligkeit schien wie mit glühenden Dolchen sein Hirn zu durchbohren. Aber er sah die schwarzen, zerklüfteten Felsränder. Er sah die Stelle, wo der Spalt breiter als seine Schulter war. Und er sah das Ende des Spalts, die Oberfläche - viel weniger hoch, als er geglaubt hatte.
    Ein Weg nach draußen ...
    In die andere Welt ...
    Der Mann atmete heftig, als er über den Geröllberg kletterte und

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