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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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den Oberkörper in den Spalt schob, und das goldene Licht glänzte in seinen Augen wie der Widerschein einer Flamme.
    *
    Charru hatte das Gefühl, als sei er von einer Sekunde zur anderen in einen makabren Alptraum geschleudert worden.
    Verzweifelt zerrte er an dem grünen Ding - Schlingpflanze oder Schlange oder was auch immer. Es lebte. Es umklammerte seinen Arm, zerrte an ihm, wand sich krampfhaft. Er warf den Kopf herum, als er Kormaks Schrei hörte. Der Nordmann taumelte und stürzte. Lara stand in gefrorenem Entsetzen, unfähig, sich zu rühren. Hunon keuchte und starrte mit weiten Augen die armdicke Kreatur an, die sich dicht vor seinen Füßen über den Boden schlängelte. Brass taumelte auf Lara zu, riß sie zurück - in letzter Sekunde, bevor aus dem Blätterdach ein grünglänzendes Etwas auf sie herabfiel.
    Das alles nahm Charru im Bruchteil einer Sekunde wahr - dem gleichen Sekundenbruchteil, in dem eine der lebenden Pflanzen nach ihm schlug wie eine Peitsche.
    Die Wucht des Hiebs schleuderte ihn zur Seite und ließ ihn auf die Knie brechen. Sein linker Arm hing wie in einem Schraubstock, Schmerz explodierte in seinem Schultergelenk, als er über den Boden gezerrt wurde. Mit der Rechten riß er immer noch an dem Ausläufer des grünen Dings, aber er spürte genau, daß er es nicht schaffen würde, den unbarmherzigen Klammergriff zu sprengen.
    Instinktiv krümmte er seinen Körper und stemmte die Füße gegen den Boden.
    Seine Faust fuhr zum Schwertgriff. Dabei warf er den Kopf hoch, starrte hinauf zu dem Ast, von dem das gespenstische Wesen herunterhing. Wie ein Seil hatte es sich um das knorrige Holz gewickelt. Aber es wuchs dort nicht, war kein Teil des Baums - überhaupt keine Pflanze.
    Schlangen!
    Es mußten Schlangen sein - irgendein groteskes, unglaubliches Produkt einer verseuchten Umwelt.
    Keuchend riß Charru das Schwert hoch und schlug mit aller Kraft zu. Die Klinge sang, schnitt tief in den grünen Körper. Heller Saft spritzte. Mit dem zweiten Hieb gelang es Charru, das lebendige Seil zu durchtrennen. Er stürzte, warf sich halb herum, spürte erleichtert, wie der Überrest von seinem Arm abglitt. Aber neben ihm zischte schon wieder eine Peitschenschnur durch die Luft, und er brauchte seine ganze Schnelligkeit, um sie zu zerschlagen, bevor sie sich um seinen Leib schlingen und ihm die Luft aus den Lungen pressen konnte.
    Kormak schrie immer noch.
    Charru hatte ihn in seinem ganzen Leben noch nicht schreien hören, außer in besinnungsloser Wut, aber in diesem Schrei klang keine Wut, sondern nacktes Entsetzen. Der Nordmann lag hilflos am Boden, bäumte sich halb begraben unter einem grünen Knäuel auf, wie in einem zuckenden, sich windenden Kokon gefangen. Charrus Blick suchte die anderen. Lara zusammengesunken mit dem Rücken an einem Felsblock, wo Brass halb über ihr stand und sie mit der sausenden Schwertklinge schützte. Hunon in einem wilden Ringkampf, mit bloßen Fäusten und seinen gewaltigen Körperkräften, rasend vor Wut. Kormaks Schrei erstickte. Charru warf sich herum, und noch im Laufen zog er mit der Linken den schmalen Dolch aus dem Gürtel.
    Zwei schnelle Schwerthiebe - zwei zuckende, zerteilte Schlangen, die sich von oben herabgesenkt hatten.
    Kormak bäumte sich wild auf und bekam die Faust frei, in der er das Schwert hielt. Er kämpfte jetzt stumm, mit der blinden, besinnungslosen Wildheit, in die das Entsetzen umschlägt, wenn es ein Maß erreicht, das keine Steigerung mehr zuläßt. Charru ließ das Schwert fallen, wechselte den Dolch in die Rechte, versuchte keuchend, die grüne Schlinge zu zerschneiden, die Kormaks Schwertarm fesselte. Er spürte, dass er Haut mitnahm, aber das spielte jetzt keine Rolle. Kormaks Hand war frei. Verbissen schlug er um sich, Charru benutzte den Dolch, und es war, als zuckten die Angreifer zurück vor diesem Ausbruch jäher, erbitterter Gegenwehr.
    Minuten später taumelte der Nordmann auf die Füße.
    Charru zog ihn mit, zu Hunon hinüber, der sich mit verzerrtem Gesicht und pochenden Schläfenadern der Umklammerung erwehrte. Drei, vier Schwertstreiche genügten. Der Hüne schwankte und sog pfeifend die Luft ein. Brass stand immer noch aufrecht, ließ das Schwert flirrend um seinen Kopf kreisen, und er hörte nicht damit auf, während Charru die halb bewußtlose Lara hochzog.
    »Weg hier!« schrie er. »Du zuerst, Kormak! - Hunon!«
    Der Riese begriff und packte Lara, die sich kaum auf den Beinen halten konnte, am Arm.
    Blut lief über

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