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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Blick zu erkennen, daß sie mehr Ähnlichkeit mit den Terranern als mit den seltsamen goldenen Waldmenschen hatten.
    »Sie sehen aus, als ob sie ständig hier unten lebten«, flüsterte Lara. »Als ob sie nie die Sonne sähen!«
    »Ja«, sagte Charru tonlos. »Und das Tor kann man nur von außen öffnen.«
    »Also sind sie - eingesperrt?«
    Kormaks Stimme klang rauh. Lara biß sich auf die Lippen und nickte.
    »Das müssen sie wohl. Und zwar seit Generationen. Ihre Haut, dieses weiße Haar - das kann nur das Ergebnis einer langen Evolution sein. Aber warum? Wer kann Menschen, selbst Feinden, so etwas antun?«
    »Dazu gehört nicht viel«, murmelte Charru. »Du brauchst nur daran zu denken, was den alten Marsstämmen angetan worden ist oder ...«
    Er verstummte.
    Wie eine körperliche Berührung spürte er den Blick, der ihn traf. Immer noch standen sie nebeneinander an der breiten Treppe. Und in dem Kreis um das Feuer hob jetzt jemand mit einem Ruck den Kopf.
    Ein paar gutturale, hastig hervorgestoßene Laute erklangen.
    Menschen sprangen auf, starrten nach oben. Die seltsamen grünen Augen leuchteten im Widerschein des Feuers. Jemand schrie etwas, und vier, fünf von den weißhäutigen Gestalten begannen, auf die Treppe zuzulaufen.
    Andere folgten ihnen.
    Schreiend, keuchend, mit ausgestreckten Armen. Für Charrus Augen lag etwas Flehendes in dieser Gebärde. Wie eine Sturzflut stürmten die Menschen auf die Treppe zu, mehr und mehr, und als die ersten die Stufen erreichten, war die ganze Grotte in Bewegung.
    »Ihr Götter!« flüsterte Kormak. »Das ist ja ...«
    »Weg!« stieß Charru durch die Zähne.
    Er warf sich bereits herum und schob Lara zurück in den Gang. Ein markerschütterndes Heulen erhob sich hinter ihnen, mischte sich mit dem Scharren der Füße, den stampfenden Schritten. Nichts würde die Woge aufhalten. Keine Geste des Friedens und auch keine Waffe. Charru spürte den Wahnsinn, die Verzweiflung, die in dieser Raserei lag. Er ahnte den Grund, ahnte, daß sich hier ein lebenslanger Haß gegen das Draußen entlud, vielleicht eine lebenslange Hoffnung, dieses Draußen zu erreichen. Blindlings stolperten und taumelten die Menschen die Treppe herauf. Und wehe denen, die ihnen in die Hände fallen würden.
    Charru schaltete die Lampe ein und zog Lara am Arm mit.
    Kormak lief voraus, suchte im fahlen, zuckenden Licht die Wegzeichen. Sie wußten, daß sie um ihr Leben rannten. Die Fremden waren hinter ihnen. Geschrei erfüllte die Gänge, stampfende Schritte, hallende Echos. Lara keuchte, verlor fast das Gleichgewicht. Charru zerrte sie weiter, und dann, als sie nach einem Alptraum von Zeit den breiten Gang vor dem Felsentor erreichten, griff Kormak hastig nach ihrem anderen Arm.
    Rotes Abendlicht flutete ihnen entgegen.
    Immer noch erfüllten Schreie, gespenstisches Heulen und das Dröhnen zahlloser Füße den Gang hinter ihnen. Schwer atmend sprangen sie über den dicken Balken, der die Schwelle bildete. Hunon starrte ihnen erschrocken entgegen. Lara stolperte erschöpft ein paar Schritte weiter, Charru und Kormak warfen sich von außen gegen das Tor.
    Krachend schloß es sich.
    Der Riegel knirschte, als der Nordmann ihn durch die eisernen Ösen rammte. Charru lehnte keuchend an dem rauhen Holz, hörte ein vielstimmiges Aufbrüllen der Wut und Verzweiflung und die Fäuste, die von innen wie besessen gegen das Tor hämmerten.
    Sekundenlang rührte er sich nicht, rang nur nach Atem.
    Es war Laras Stimme, die ihn aufschreckte. Sie rief seinen Namen, ebenfalls atemlos, kaum in der Lage zu sprechen, und in ihrer Stimme zitterte deutlich Panik.
    Charru fuhr herum, auf alles gefaßt. Aber der Anblick ließ ihn dennoch sekundenlang wie gelähmt verharren.
    Sie waren eingekreist.
    Eingekreist von mindestens drei Dutzend nackter goldglänzender Gestalten. Diesmal hatten sie sich nicht unbewaffnet genähert, sondern trugen kurze, spitz zulaufende Metallstäbe in den Händen.
    Wozu sie dienten, wurde Charru klar, als einer der Goldenen eine schnelle Handbewegung vollführte.
    Wie ein funkensprühender Blitz zischte der Metallstab durch die Luft.
    Unmittelbar neben Charrus Schulter bohrte sich die Spitze mit einem pochenden Geräusch ins Holz des Tores.
    *
    Marius Carrissers Stimme klang mühsam beherrscht aus dem Lautsprecher.
    Er benutzte die Funkeinrichtung des Patrouillen-Bootes, in das er umgestiegen war. Sein Bericht war exakt und vollständig, soweit er einen Überblick über die Lage hatte. Einige

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