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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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ihre Waffen nieder.
    Charru spürte ein leichtes Prickeln im Nacken, als er den Gurt mit dem Schwert abschnallte. Erst jetzt nahm Kormak das Lasergewehr vom Rücken, richtete den Lauf auf den Boden und preßte die Schäftung gegen die Hüfte. Lara und Hunon standen still da, angespannt bis in die Fingerspitzen. Selbst das verzweifelte Hämmern der Fäuste jenseits des Tores hatte aufgehört.
    Charru trat ein paar Schritte auf die seltsamen Wesen zu.
    Zum erstenmal sah er ihre Gesichter aus der Nähe. Eigentümlich nackte Gesichter, haarlos, mit schmalen Nasen, scharfen Mundkerben und geschlitzten Augen. Ihre Stimmen produzierten hohe, zischende Laute, einen tremolierenden Singsang, von dem Charru kein Wort verstand, den er nicht einmal als Wortfolge identifizieren konnte.
    »Ich spreche eure Sprache nicht.« Er begleitete den Satz mit einer beredten Geste.
    Die geschlitzten Augen musterten ihn sekundenlang.
    Langsam hob der Wortführer den Arm und öffnete die geballte Faust. Sein Finger zeigte auf die Terraner. Es sah aus, als entrolle sich eine Schlange. Dann wies er zu dem Felsentor. So fremdartig seine Züge waren, sie vermochten eine Frage auszudrücken.
    Charru nickte langsam. Ja, sie waren im Innern des Höhlensystems gewesen.
    Der Goldene wandte sich an einen seiner Begleiter und berührte ihn, wies auf das Felsentor, dann auf die Terraner, und wiederholte den Ablauf. Charru runzelte die Stirn. Diesmal verstand er den Sinn der Frage nicht. Der Fremde gab auf, blickte sich kurz um und ging zu einer Stelle, wo Staub ein Stück glatten Felsen bedeckte.
    Charru folgte ihm und kauerte sich auf die Fersen. Auch Lara und Hunon kamen heran. Kormak blieb, wo er war, und versuchte, die schlangenhaften Hände mit den Metallstäben alle gleichzeitig im Auge zu behalten.
    Zeichnungen entstanden im Staub.
    Grob, primitiv, aber durchaus eindeutig. Ein stilisierter Mensch, dessen hervorstechendes Merkmal das Haar war. Eine zweite Gestalt mit gekrümmten, schlangenhaften Gliedern, eine dritte, ebenfalls behaart, mit einem zusätzlichen Strich versehen, der wohl ein Schwert darstellen sollte. Charru verstand und nickte.
    Der sich windende Finger zeichnete weiter.
    Schlangenmensch und Höhlenmensch, die einander die Hand reichten. Dann zwei energische Linien, mit denen das Bild durchgestrichen wurde. Ein Verbot, eine Schranke - ein Tabu vielleicht.
    »Ich glaube, sie wollen uns sagen, daß die Menschen irgendwie - unberührbar für sie sind«, murmelte Lara. »Aber warum nur?«
    Charru antwortete nicht.
    Fasziniert beobachtete er, wie die dritte Zeichnung entstand. Diesmal waren es ein Höhlenbewohner und ein Terraner, die sich die Hand reichten. Das glänzende Gesicht hob sich, und wieder lag der fragende Ausdruck darauf.
    Jetzt war die Frage verständlich.
    Die Goldenen wollten wissen, ob die fremden Eindringlinge die Höhlenbewohner berührt hatten. Aus irgendeinem Grund schien diese Frage von großer Bedeutung für sie zu sein. Die Spannung der seltsamen Wesen ließ sich fast körperlich spüren. Spannung - und eine sprungbereite Entschlossenheit, die nichts Gutes verhieß.
    Langsam und entschieden schüttelte Charru den Kopf.
    Sein Blick suchte die dunklen Pupillenspalten in den schmalen Augenschlitzen. Er wußte, daß ihr Schicksal davon abhing, ob die Fremden ihnen glaubten. Zwei, drei Sekunden verstrichen. Dann verebbte die Spannung wie eine ablaufende Woge.
    Rasch verwischten die beweglichen Finger die Zeichnung im Staub.
    Die goldenen Gestalten zogen sich zurück, so schnell und lautlos, wie sie gekommen waren. Blitzartig tauchten sie wieder in den Schatten des Waldsaums, und Sekunden später waren sie wie ein Spuk verschwunden.
    Charru und die anderen sahen ihnen nach.
    Hunon fuhr sich mit der Hand über die Augen, als könne er nicht glauben, was er gesehen hatte. Laras Blick wanderte zu dem Tor, hinter dem es jetzt still war.
    »Warum?« flüsterte sie. »Warum sperrt man sie ein? Warum darf man sie nicht berühren? Ich möchte es herausfinden.«
    Auch Charru starrte zu dem geheimnisvollen Tor hinüber.
    »Wir werden es herausfinden«, sagte er hart. »Wenn wir auf der Erde bestehen wollen, müssen wir sie kennen. Und wenn wir vor dem ersten Rätsel kapitulieren, finden wir wahrscheinlich nie einen Platz zum Leben.«
VI.
    An der Nordküste des Kontinents, den man früher einmal Europa genannt hatte, dauerte das kultische Fest bis in die späte Nacht.
    Die Männer und Frauen, einschließlich Karstein, die den Saft

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