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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schmerz und Schwäche, das Zittern seiner Muskeln und das Schwindelgefühl. Er wußte, daß er nichts unternehmen konnte. Alles in ihm drängte danach, einfach loszustürmen, aber er hatte gelernt, in Augenblicken wie diesem seine Gefühle zu beherrschen.
    Er konnte nur eins tun: herauszufinden versuchen, wohin die fünf Opfer gebracht wurden.
    Sekundenlang zögerte er, dann duckte er sich tief zusammen und robbte dorthin, wo eine felsige Landzunge weit ins Meer hinausragte wie eine Raubtierpranke. Ab und zu konnte er durch die Lücken zwischen den Klippen die drei hölzernen Schiffe sehen.
    Die Tücher, die sich vorher im Wind gebläht hatten, waren hochgezogen worden und hingen zusammengerollt unter runden Querhölzern. Jarlon begriff auf Anhieb das Prinzip, das dahintersteckte. Die Querhölzer ließen sich in jede Richtung schwenken, damit der Wind stets die Tücher blähte und das Fahrzeug vorwärtsschob. Nur wenn der Wind genau von vorn kam, würde es nicht weiterkommen.
    Jarlon hörte auf, darüber nachzudenken.
    Inzwischen hatte er fast das Ende der Landzunge erreicht, lehnte sich erschöpft gegen einen rundgewaschenen Stein und spähte zu den Schiffen hinüber. Von vorn hatten sie mit den spitzen, drohenden Rammspornen wie zustoßende Raubvögel gewirkt. Jetzt wandten sie ihm die breiteren, ausladenden Rückseiten zu. Deutlich erkannte er eine Art vorspringender Plattform, durch die ein weiteres Rundholz geführt war, das über dem Wasserspiegel in einem breiten Brett endete.
    Jarlon wußte nicht, daß es sich um eine primitive Ruderanlage handelte, und es war ihm auch gleichgültig.
    Hastig turnte er bis zum äußersten Ende der Landzunge.
    Das Wasser war eisig. Jarlon schnappte nach Luft, dann biß er die Zähne zusammen. Vorsichtig machte er ein paar Schwimmzüge, füllte seine Lungen und tauchte.
    In der Platzwunde an seinem Kopf brannte das Salzwasser wie Feuer, aber zumindest milderte die Kälte den hämmernden Schmerz im Schädel. Als er auftauchte, um Atem zu holen, schwangen sich seine Gegner schon wieder auf ihre Schiffe. Holz dröhnte unter schweren Schritten, in das rauhe Gelächter und Geschrei mischten sich gebrüllte Befehle. Jarlon verstand die Worte nicht, aber er konnte sich vorstellen, daß ein solches Fahrzeug genau wie ein echtes - nach seinen Begriffen echtes - Schiff einen Piloten brauchte.
    Als er das nächste Mal auftauchte, fiel der Schatten der steil aufragenden Holzwand über ihn.
    Die Plattform lag höher, als er es sich vorgestellt hatte. Mit gerunzelter Stirn starrte er hinauf, dann schwamm er kurzerhand auf das Rundholz mit dem Brett zu. Geschickt wie eine Katze kletterte er daran empor, zog sich auf den Vorsprung und suchte sich einen einigermaßen sicheren Platz.
    Das kalte Wasser hatte die Kopfschmerzen vertrieben, aber die Illusion der Erfrischung hielt nur einige Minuten lang an.
    Jarlon spürte das Vibrieren, das den Schiffsrumpf durchlief, und hörte das Knattern, mit dem sich das Segeltuch entfaltete. Schwerfällig löste sich das Fahrzeug vom Strand. Das Rundholz, das durch ein Loch in der Plattform geführt war, drehte sich knirschend und bewegte das Brett an seinem Ende. Angespannt spähte Jarlon nach links und rechts. Aber die Schiffe waren nebeneinander herangerauscht, und sie pflügten auch jetzt nebeneinander durch die See, so daß niemand den ungebetenen Mitfahrer entdecken konnte.
    Jarlon schlang die Arme um die Knie und duckte sich tief zusammen, um sich so gut wie möglich vor dem eisigen Wind zu schützen.
    Weißer Gischt brodelte, spritzte manchmal bis zu ihm herauf und überschüttete ihn mit einem Tropfenschauer. Er ahnte, daß er keine Chance hatte, vor dem Ende der Fahrt wieder trocken zu werden. Und dann? Würden die anderen ihn finden? Schaoli hatte nichts darüber gesagt, ob das Volk vom Meer die Heimat der kriegerischen Seefahrer kannte. Und wenn nicht - wie sollte er dann je über das Wasser zurückfinden?
    Jetzt war es zu spät, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Jarlon starrte in die brodelnde See, spürte die stampfenden, rollenden Bewegungen des Schiffs und versuchte, die nagenden Zweifel genauso zu ignorieren wie die Kälte.
    *
    Der Schrei zitterte dünn und hoch in der heißen Stille.
    Lara Nord zuckte zusammen. Sie war auf halbem Wege zu dem Beiboot, um das kleine kombinierte Filmgerät mit Betrachter und Micro-Speicher zu holen. Jetzt blieb sie sekundenlang lauschend stehen. Der Schrei kam aus der Richtung, in der Kormak verschwunden

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