Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
Denken, das ganze von Kind an geprägte Verhaltensschema, dessen Maxime Sicherheit hieß. Ihr Blick wanderte zu Hunon hinüber. Er war stehengeblieben, selbstverständlich und vollkommen ruhig. In ihm, dessen Rasse seit Jahrhunderten an jeder Entwicklung verhindert worden war, lebte noch das uralte Erbe seiner Vorfahren weiter. Er war von den gleichen Gesetzen des Oberlebenskampfes geprägt wie die Terraner. Auch in seinem Wesen lag, aus fernster Vergangenheit überkommen, jener stählerne Kern aus Selbstbehauptung und unbeugsamer Kraft, den Lara nie ganz verstehen würde.
    Charru war nur noch wenige Schritte von den Felsen entfernt, als im Schatten des Gestrüpps eine Gestalt hochschnellte.
    Ein braunhäutiger Mann, nur mit einem Lendentuch bekleidet. Ein Jüngling, fast noch ein Kind, der von der Gestalt her den Terranern oder Schaolis Volk glich, obwohl seine Haut einen tiefen Braunton hatte. Schwarzes Haar mit einem Schimmer wie von blauem Stahl lockte sich um schmale, ebenmäßige Züge. Seine Faust umspannte einen kurzen Wurfspeer mit scharfgeschliffener Knochenspitze, und in den zusammengekniffenen blaugrünen Augen lag eine Mischung aus Furcht, Trotz und Wachsamkeit.
    Ruhig hob Charru beide Arme und zeigte seine leeren Handflächen.
    Der Junge starrte ihn an, zögernd und unsicher. Schließlich holte er tief Atem und stieß ein paar erregte, kehlige Worte in einer fremden Sprache hervor.
    Charru schüttelte den Kopf. »Ich verstehe dich nicht, aber ..«
    Er hielt inne.
    Die Augen des Jungen hatten sich jäh geweitet. Ein ungläubiger Ausdruck flog über das dunkle, glatte Gesicht.
    »Die Götter!« flüsterte er. »Ihr kommt von den Göttern!«
    Charru preßte die Lippen zusammen.
    Sekundenlang mußte er gegen eine Regung sinnlosen Zorns ankämpfen. Also auch hier waren die Marsianer als silberne »Götter« aus ihren Forschungsschiffen gestiegen. Auch hier hatten sie ihre Sprache hinterlassen und Legenden geprägt, in denen die Hoffnung auf die Rückkehr der mächtigen Wesen von den Sternen weiterlebte. Warum? Weil auch die Erde ein Spielzeug für sie war, ein Experimentierfeld für ihre Wissenschaftler? Oder weil sie eine Entwicklung kontrollieren wollten, die sie fürchteten? Weil sie lenkten, manipulierten und vielleicht vernichteten, was nicht in ihr System starrer, lebensfeindlicher Prinzipien paßte?
    Charru schüttelte den Gedanken ab.
    »Wir kommen nicht von den Göttern«, sagte er ruhig. »Nur von einem anderen Planeten, einer Welt wie dieser hier, auf der eine andere Sprache als die eure gesprochen wird. Wir sind Menschen wie ihr. Und wir kommen in Frieden.«
    Der andere schluckte.
    Immer noch lag der Ausdruck tiefen Staunens in den klaren blaugrünen Augen. Staunen - und eine ebenso tiefe Furcht, die Charru nur zu gut begriff. Niemand, dessen Denken an enge Grenzen gefesselt war, konnte ohne Furcht der Tatsache ins Gesicht sehen, daß jenseits seines Horizonts noch eine andere, fremde Welt existierte. Auch er, Charru, hatte es nicht gekonnt - damals, als er den Weg aus dem Mondstein fand und erkennen mußte, daß seine von Flammenwänden umgebene Welt nur ein Spielzeug in einem Museum war.
    »Ihr kommt von den Sternen«, hauchte der junge Mann. »Ihr seid zurückgekehrt.« Und nach einer Pause, mit zitternder Stimme: »Aber ihr kommt bewaffnet, ihr kommt mit dem Schwert ...«
    Charru wußte, daß sie vom Rand der Oase aus beobachtet wurden. Er spürte genau, daß die Situation auf Messers Schneide stand.
    »Haben wir das Schwert gegen dich gezogen?« fragte er ruhig. »Trägst du nicht auch eine Waffe, um dich zu verteidigen, wenn man dich dazu zwingt? Bist du deshalb jedes Fremden Feind?«
    »Ich bin nicht dein Feind ...«
    »Und warum glaubst du, daß wir deine Feinde sind - obwohl wir dich doch nicht einmal kennen?«
    »Ich bin Yabu, Sohn Yarsols. Ich wollte den Katzenfrauen vom Meer folgen, als sie unser Dorf überfielen und meinen Bruder Yurrai raubten, und ich versteckte mich, als ich euch kommen sah ...« Er hatte mechanisch gesprochen, immer noch benommen vom unvermuteten Anblick der Fremden, jetzt stockte er. »Und ihr? Wer seid ihr, wenn ihr von den Sternen kommt und doch behauptet, keine Götter zu sein?«
    »Ich bin Charru von Mornag. Meine Gefährten heißen Lara und Hunon. Einige von uns warten noch drüben in der toten Stadt.«
    »Dann kommt ihr von den Katzenfrauen! Von Charilan-Chi!«
    »Wir kennen diese Katzenfrauen nicht.« Charrus Blick wanderte wachsam zu der grünen Oase

Weitere Kostenlose Bücher