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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Blut über seinen Arm. Seine aufgerissenen Augen hatten das klare Blaugrün gewisser südlicher Meere, und in diesen Augen lag so viel Entsetzen, daß Erein unwillkürlich eine beschwichtigende Geste machte.
    »Ruhig!« murmelte er. »Wir tun dir bestimmt nichts.«
    Die blaugrünen Augen flackerten auf.
    Erein wurde erst verspätet bewußt, daß er kaum damit rechnen konnte, verstanden zu werden. Aber der Unbekannte starrte ihn mit angehaltenem Atem an und schob langsam den Rücken an der rauhen Wand nach oben.
    »»Die Sprache der Götter«, flüsterte er. »Ihr sprecht die Sprache der Götter ...«
    Die Terraner wechselten einen Blick.
    Erein, Shaara und Jarlon hatten schon einmal eine ähnliche Überraschung erlebt - an der Küste Europas, als ihnen Schaoli entgegentrat, um sie als Gäste von den Sternen zu begrüßen. Der rothaarige Tarether verzichtete darauf zu erklären; daß es eine ganz gewöhnliche menschliche Sprache war, die er redete, die Sprache der Marsianer.
    »Wir verstehen dich«, bestätigte er. »Und wir kommen als Freunde, du hast nichts zu befürchten. Wer bist du?«
    »Yattur! Mein Name ist Yattur! Helft mir! Rettet mich! Ich flehe euch an!«
    Die Stimme zitterte. Erein stellte fest, daß der Fremde noch jung war: ein schlanker, sehniger Mann mit blauschwarzem Haar, das dicht gelockt in Stirn und Nacken fiel, und einer tiefbraunen Haut, die wie dunkles, poliertes Holz glänzte. Brass sah sich unruhig um und senkte die Hand auf den Schwertgriff. Auch Jarlon tastete nach der Waffe. Zu deutlich erinnerte er sich an die huschenden grauen Schatten, die er in der Straßenschlucht gesehen hatte.
    »Wovor sollen wir dich retten?« fragte er scharf.
    Der Fremde mit dem Namen Yattur schluckte. »Die Katzenfrauen vom Meer ...Die Ratten ...«
    »Katzenfrauen? Ratten?«
    Ein Schauer rann über die Schultern des jungen Mannes. Für ihn waren die Terraner Gestalten aus einer anderen Welt. Er kannte ihre Absichten nicht - aber das, was er fürchtete, mußte so schrecklich sein, daß er sich blindlings an jeden Hoffnungsschimmer klammerte.
    »Sie kommen«, krächzte er. »Sie wollen mich töten - jetzt, wo sie einen neuen Sklaven für ihre Königin gefangen haben. Die Ratten kommen ...«
    »Und du fürchtest dich vor Ratten?« fiel ihm Erein ungläubig ins Wort. ,
    Verständnislos starrte der junge Mann ihn an. Jarlon dachte an die unförmigen grauen Schatten.
    »Wie sehen sie aus, diese Ratten?« fragte er mit belegter Stimme.
    Der junge Mann schluckte. Die Furcht erstickte seine Stimme.
    »Blutgierige Bestien«, flüsterte er. »Habt ihr sie nicht gesehen? Die Ruinen wimmeln davon. Sie sind überall. Nur die Katzenfrauen können sie zähmen, nur ihnen gehorchen sie. Wir müssen fliehen! Sie werden uns zerreißen!«
    »Zerreißen?« echote Erein. »Ratten? Verdammt, wovon sprichst du? Wie groß sollen diese Biester denn sein?«
    Der junge Mann wurde einer Antwort enthoben.
    Denn im nächsten Augenblick sahen die Terraner die Ratten der toten Stadt. Wie Schatten tauchten sie zwischen den Trümmern auf, graue, monströse Schatten mit spitzen Schnauzen und Ohren, die nadelscharfen Zähne in den schnappenden Kiefern gebleckt - und es gab keinen Zweifel daran, daß sie wirklich in der Lage waren, einen Menschen zu zerreißen.
    *
    Lara blieb stehen, als sie zwischen Felsen und Gestrüpp ein leises Geräusch hörte.
    Sie waren langsam auf den Saum des grünen Landes zugegangen, völlig offen, um ihre friedlichen Absichten zu demonstrieren. Mit den fellbedeckten Frauen auf ihren makabren Reittieren konnte sie niemand verwechseln. Im Schatten zwischen den Bäumen glaubte Charru schon seit einer Weile Gestalten zu erkennen. Jetzt verharrte er, weil er mit jeder Faser die unmittelbare Nähe eines fremden Menschen spürte.
    Auch Hunon spähte mißtrauisch zu der Felsengruppe hinüber.
    Wieder raschelte es in dem trockenen Gestrüpp. Jemand oder etwas versuchte, sich vorsichtig zurückzuziehen. Oder aufzurichten, vielleicht eine bessere Position zu gewinnen. Charru runzelte die Stirn. Er wußte nicht, welche Waffen die Menschen dieses Landes besaßen, aber er wußte, daß schon ein einfacher Jagdbogen auf diese Entfernung sein Ziel nicht verfehlen würde.
    Sekundenlang zögerte er, dann wechselte er die Richtung und ging langsam auf die Felsengruppe zu.
    Lara biß sich auf die Lippen und unterdrückte den Impuls, ihn zurückzuhalten. In solchen Situationen rebellierte ihre venusische Vernunft, ihr wissenschaftliches

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