Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
worden waren.
    Sehr unterschiedliche Vorschläge. Militär und Vollzug sahen die Lösung des Problems in einer Invasion auf »Terra«. Da die Barbaren über Strahlenwaffen und ein Schiff mit Energiewerfern verfügten, lief das auf Krieg hinaus. Die Erde war weit, aber selbst bei strengster Geheimhaltung befürchtete Simon Jessardin die verheerenden moralischen Auswirkungen eines Kriegs in einem politischen System, das Frieden, Sicherheit und Ordnung als absolut vorrangig betrachtete.
    Mit gerunzelter Stirn prüfte Jessardin die wissenschaftlichen Analysen, die sich mit der Möglichkeit einer völligen Vernichtung jeden Lebens auf der Erde befaßten.
    Eine Reihe recht brauchbarer Vorschläge war darunter, die zweifellos ihren Zweck erfüllen würden. Blieb nur die Frage, ob das Ergebnis wünschenswert war. Nach dem Scheitern des Projekts Mondstein konnten sich die Wissenschaftler der Fakultät Friedensforschung nur noch auf die direkte Beobachtung der irdischen Eingeborenen stützen. Auf »Terra« liefen einzelne Forschungsprogramme. Die Genetiker, die in verschiedenen, auf Jahrzehnte angelegten Versuchsreihen mit der Veränderung des Erbgutes durch gezielten Eingriff in die Evolution experimentierten, hatten bereits vorsichtigen Protest angemeldet. Professor Raik, der Leiter des Projekts Mondstein, plädierte für eine abwartende Haltung, weil er die weitere Entwicklung seiner Versuchsobjekte beobachten wollte. Der Präsident empfand bei diesem Gedanken ein gewisses Unbehagen. Er sah wieder die Bilder aus den Filmen vor sich, den barbarischen Zorn in den lodernden blauen Augen des Fürsten von Mornag. Diese Menschen würden eine Gefahr darstellen, solange sie lebten.
    Also doch die Erde vernichten?
    Jessardins Finger glitten über die Tastatur des Sichtgeräts. Ein anderer Bericht erschien auf dem Monitor: das Protokoll der letzten Sitzung des venusischen Rates. Der Generalgouverneur hatte eine Empfehlung an die Verwaltung der Universität Indri als Beschlußvorlage eingebracht, die Mittel für die Beteiligung der Venus an den - angeblich unkontrollierbaren und gefährlichen - Forschungsprogrammen auf »Terra« zu streichen. Erwartungsgemäß hatte der Rat die Beschlußvorlage einstimmig gebilligt. Die Zustimmung der Universitätsverwaltung war nur noch eine Formsache. Auf der Venus geschah das, was Conal Nord wollte. Jessardin war sich klar darüber, daß der Generalgouverneur auch die Macht hatte, den Rat dazu zu bringen, sich aus der Föderation der Vereinigten Planeten zu lösen.
    Das durfte nicht geschehen.
    Ein Bruch innerhalb der Föderation, davon war der Präsident überzeugt, würde der Anfang vom Ende der langen Friedens-Ära sein. Und einen Mann wie Conal Nord konnte man nicht vor vollendete Tatsachen stellen. Nicht, solange seine Tochter und - was niemand genau wußte - möglicherweise auch sein Bruder unter den Terranern lebten und von einer Vernichtungsaktion mitbetroffen werden würden.
    Das Problem mußte anders gelöst werden.
    Jessardin zögerte einen Moment, dann schaltete er den Kommunikator ein und ließ sich mit der Klinik verbinden. Das hagere Gesicht Professor Barlets erschien auf dem Monitor.
    »Mein Präsident?«
    »Ich hätte gern einen Bericht über den Zustand Marius Carrissers, Professor.«
    »Sofort, mein Präsident.«
    Barlet beugte sich zur Seite, um seinen Informator einzuschalten.
    Marius Carrisser befand sich als Patient in der Klinik. Er war der Kommandant des Straflagers auf Luna gewesen, und die Barbaren aus der »Terra« hatten ihn mitsamt den Wachmannschaften und den Gefangenen, die den Schritt in die Freiheit nicht wagten, mit zwei Fährschiffen zum Mars zurückgeschickt. Da er versagt, aber nicht gegen die Gesetze verstoßen hatte, konnte man ihm nicht den Prozeß machen. Die Klinik war in solchen Fällen üblicherweise die Endstation für den Betroffenen.
    »Carrisser befindet sich in äußerst schlechter psychischer Verfassung«, berichtete der Professor. »Ein Schock, gepaart mit übersteigerten Rachegefühlen. Keine Tendenz zu Einsicht und vernunftbestimmter Betrachtungsweise. Ich fürchte, eine totale Amnesie-Behandlung wird sich nicht umgehen lassen.«
    Simon Jessardin hatte etwas Ähnliches erwartet.
    Völlige Löschung des Gedächtnisses war ein probates Mittel, Menschen, die sich aus irgendwelchen Gründen gegen die Behandlung sperrten, für die psychologische Beeinflussung empfänglich zu machen. In diesem Fall allerdings waren die Umstände ungewöhnlich und

Weitere Kostenlose Bücher