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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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einer Weile sank sie mit geschlossenen Augen auf den Sitz zurück. Jarlon hatte die Fäuste geballt. Er fühlte sich hilflos wie noch nie zuvor in seinem Leben - außer damals, unter dem Mondstein, als er am Fuß der Tempelpyramide Rücken an Rücken mit Camelo gegen eine dutzendfache Obermacht kämpfte, während seine Schwester auf dem Opferblock starb und sein Bruder in wahnsinniger Wut die Stufen hinaufstürmte, um Bar Nergal zu töten.
    »Komm«, sagte Gerinth. »Wir wollen sie schlafen lassen. Ruhe ist jetzt sicher das beste für sie.«
    Jarlon nickte nur.
    Aber als er das Beiboot verließ, sorgfältig die Luke schloß und zu den anderen auf den Betonboden sprang, schien die Angst immer noch wie ein eiserner Ring um seine Brust zu liegen.
    *
    Aus der Nähe betrachtet hatten die beiden Schiffe der Fischer ihren Namen verdient: sie waren groß genug, um fast ebenso vielen Menschen Platz zu bieten wie die alte »Terra«.
    Charru stand breitbeinig auf dem hölzernen Deck und versuchte, die schwankenden, ungewohnten Bewegungen des Bodens auszubalancieren. Hunon klammerte sich vorsichtshalber an dem Geländer fest, das in der Sprache der Marsianer Reling hieß. Nicht einmal Lara kannte noch die alten Bezeichnungen, die aus der irdischen Vergangenheit stammten: Masten und Segel, Tauwerk und Netze, ein »Beiboot«, das nicht das geringste mit den Beibooten der »Terra« gemein hatte, sondern vage an einen schlichten, mit Sitzen versehenen Bottich erinnerte.
    Yabu, Yannay und die jungen Männer ihres Volkes erklärten sichtlich stolz, wie die beiden großen, viereckigen Segel an den schwenkbaren Rundhölzern, Rahen genannt, bedient wurden.
    Schwere, an eingefetteten Tauen befestigte Steinbrocken hielten die Schiffe an ihrem Platz in der Bucht. Die geknüpften Schleppnetze waren sinnreich an ausschwenkbaren Rundhölzern befestigt, ein System verschiedener Taue bewegte die ganze Konstruktion. Charru lächelte, als er daran dachte, mit welchem Feuereifer sich Beryl von Schun, der geborene Techniker, daran machen würde, jede Einzelheit dieser fremdartigen Fahrzeuge zu untersuchen.
    Ein paar Kommandos erklangen, der schwere Steinbrocken wurde hochgezogen.
    Charru war gespannt, wie es weitergehen würde. Bisher hatte nur Jarlon je ein solches Wasserfahrzeug benutzt, und das war - halbnackt in einem Versteck zusammengekauert und ständig von eisigem Wasser durchnäßt - alles andere als ein Vergnügen für ihn gewesen. An dieser Küste war die Luft warm und die Wassertemperatur angenehm. Lara wollte später ein paar Proben entnehmen, die ihr zugleich Aufschluß über den Zustand der Fische geben würden, die hier lebten. Für Yarsols Volk waren sie verträglich, aber das brauchte nicht für die Menschen aus der »Terra« zu gelten. Die Konzentratwürfel, von denen man auf dem Mars lebte, waren völlig frei von Schadstoffen. Und in der Welt unter dem Mondstein hatten die Wissenschaftler ihre wehrlosen Opfer zwar mit Krieg und Gewalt, Naturkatastrophen, Hunger, Durst und Krankheit konfrontiert, ihnen jedoch zumindest eins erspart: eine Schädigung der natürlichen Umwelt.
    Vorerst beobachtete auch Lara gebannt, wie sich die großen Segel entfalteten und der Wind das Tuch blähte.
    Hunon sah nicht besonders glücklich aus, aber er hätte sich eher die Zunge abgebissen, als ein Wort darüber zu sagen. Charru lächelte ihm zu. Der Hüne grinste schief, dann straffte er sich und blickte zu dem schmalen Sandstreifen hinüber, der am Fuß der Klippen angeschwemmt worden war. Yarsol und seine Tochter standen dort, und selbst aus der Entfernung ließ sich das Leuchten in Yessas Augen nicht verkennen.
    »Wir können ein Stück hinausfahren!« rief Yabu gegen das Singen des Windes. »Später werden wir euch die Südinseln zeigen, die Wälder im Norden, jenseits der Wüste ...«
    Er stockte abrupt.
    Einer der jüngeren Männer hatte einen erschrockenen Schrei ausgestoßen. Sein ausgestreckter Arm wies zum Himmel, und als Charru den Kopf wandte, konnte er die glänzende silberne Scheibe in der blauen Unendlichkeit erkennen.
    Minutenlang steigerten sich Geschrei und Stimmengewirr fast zum Chaos.
    Gesichter verzerrten sich in jäher Panik, Menschen warfen sich zu Boden, diejenigen, die am Strand zurückgeblieben waren, stoben erschrocken auseinander. Charru brauchte seine ganze Lungenkraft, um sich in dem Durcheinander verständlich zu machen.
    »Halt! Regt euch nicht auf! Das ist unser Beiboot. Und es wird weder von Göttern noch von

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