Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
Teufeln, sondern von einem ganz normalen Mann gelenkt.«
    Yabu und die jungen Krieger seines Alters waren die ersten, die sich wieder faßten.
    Am Strand standen Yarsol und ein paar ältere Männer hoch aufgerichtet und reglos, zu stolz, um dem Entsetzen nachzugeben, das sie zweifellos beim Anblick des fliegenden Fahrzeugs empfunden hatten. Yabu rief ein paar Kommandos, die Segel wurden wieder eingeholt und die hölzerne Nußschale zu Wasser gelassen, die Charru in Gedanken immer noch nicht als »Beiboot« bezeichnen konnte. Minuten später hatte er wieder festen Boden unter den Füßen, während Yabu zurückruderte, um auch die anderen an den Strand zu holen.
    Das Beiboot der »Terra« verringerte die Geschwindigkeit und glitt langsam näher.
    Karstein suchte einen geeigneten Landeplatz. Und Charru, der den Widerwillen des Nordmanns gegen den Umgang mit Maschinen kannte, wußte nur zu gut, daß etwas Unvorhergesehenes geschehen sein mußte, um ihn dazu zu bringen.

VI.
    Schaoli wußte nicht, wo sie sich befand, als sie die Augen öffnete.
    Flüssiges Feuer schien durch ihre Adern zu pulsieren, das Fieber hüllte sie ein wie ein Schleier, der die Wirklichkeit verwischte. Eben noch war sie zu Hause gewesen, hatte die Felle ihres Lagers unter sich gespürt und den Geruch des Feuers auf dem Herdstein. Dunkel begriff sie, daß sie krank war. Hatte sie nicht Groms Stimme gehört? »Vater«, murmelte sie in ihrer Heimatsprache, aber niemand gab ihr Antwort.
    Schrecken durchzuckte sie, als sie die Augen aufriß und die durchsichtige Kuppe über sich sah, die silbrig glänzenden Instrumentenbänke, die weißen Schalensitze.
    Tief in ihr gab es eine unklare Erinnerung, doch ihr verwirrter Geist konnte sie nicht fassen. Die Angst wurde zur verzehrenden Flamme, mischte sich mit der Hitze des Fiebers, ließ alles im Dunkel des Vergessens versinken bis auf die wenigen Gedankenfetzen, an die sie sich klammerte.
    Grom ...
    Sie mußte ihren Vater finden. Dies hier war nur ein Traum, ein Alptraum. Sie mußte entkommen. Es war heiß ... so heiß ... Wenn sie nur das Meer finden konnte ...
    Mühsam stemmte sie sich hoch und stand auf.
    Ihre Knie zitterten, die Umgebung schaukelte und drehte sich um sie. Fast wäre sie gestürzt, aber irgendwie gelang es ihr, Halt zu finden. Sie wußte immer noch nicht, wo sie sich befand. Doch ihre Hände, ihre Muskeln und Sinne erinnerten sich. Ihre Finger fanden wie von selbst den Öffnungsmechanismus der Luke, ihre Füße fanden die Metallsprossen, die nach unten führten.
    Schwankend blieb sie stehen und umklammerte eine der Landestützen.
    Sie sah die Menschen, die ihr den Rücken zuwandten. Gerinth, Jarlon und Shaara hatten sich nur wenige Schritte von dem Beiboot entfernt. Der weißhaarige Älteste beobachtete besorgt die Ruinen, zwischen denen Kormak, Erein und Brass zusammen mit Yattur verschwunden waren. Jarlon schwankte zwischen dem Wunsch, Schaoli zu bewachen, und dem ebenso lebhaften Impuls, den anderen zu folgen und sich den unbekannten Gefahren entgegenzustellen, die dort lauern mochten. In diesen Minuten war er völlig mit seinen widersprüchlichen Empfindungen beschäftigt. Gerinth hätte ihm erzählen können, daß er durchaus keinen weltbewegenden Konflikt erlebte, sondern einen völlig normalen Zwiespalt, den jeder einmal durchmachte - aber er ließ es bleiben, weil er wußte, daß auch Jarlon seine Erfahrungen selbst machen mußte.
    Schaolis Blick schien durch die drei Gestalten hindurchzugehen.
    Sie erkannte sie nicht. Fremde, dachte sie mechanisch. Grom! Wo war Grom? Sie mußte ihren Vater suchen. Sekundenlang verharrte sie mit geschlossenen Augen, lauschte, sog tief die Luft ein. Sie konnte weder die Brandung hören noch den Geruch nach Salz wahrnehmen, doch ein tief verwurzelter Instinkt sagte ihr, in welcher Richtung das Meer lag.
    Schwankend setzte sie sich in Bewegung.
    Fort von dem fremdartigen Fahrzeug, fort von den Menschen, an die sie sich nicht mehr erinnerte. Alles war fremd. Der Boden unter ihren Füßen, die Luft, die sie atmete, das Feuer, das sie von innen her zu verbrennen schien. Aber wenn sie erst das Meer erreichte, würde ihr besser werden. Sie brauchte nur das Meer zu finden ...
    Wie eine Marionette, die an unsichtbaren Fäden gezogen wird, überquerte Schaoli das weite Areal des Raumhafens und strebte den Ruinen zu, zwischen denen sich bereits dicht und undurchdringlich die Schatten der hereinbrechenden Dämmerung ballten.
    *
    »Heilige Flamme!« flüsterte

Weitere Kostenlose Bücher