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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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fürchtete Bar Nergal, doch jetzt wurde im klar, daß er sich noch viel mehr davor fürchtete, ihm wieder mit Haut und Haaren ausgeliefert zu sein.
    Lar gab sich einen Ruck und verließ mit gesenktem Kopf die Gruppe.
    Zwölf Menschen waren es, die sich schließlich noch um den Oberpriester scharten. Unbelehrbare Fanatiker, besessen von der Angst vor der Rache der Marsianer, die der Oberpriester immer wieder beschwor. Camelo zuckte die Achseln und wandte sich Kormak zu.
    »Gib ihnen ein Lasergewehr, Wasser und Vorräte.«
    »Ein Lasergewehr?« knurrte der Nordmann ungläubig.
    »Sie brauchen es. Und sie haben ein Recht darauf.«
    Kormak schwieg, aber sein Gesichtsausdruck verriet deutlich, was er von diesem Recht hielt.
    Camelo war sich nicht sicher, ob er nicht einen Fehler machte. Der Anblick der Waffe in Bar Nergals dürren, wie Klauen zupackenden Fingern erzeugte ein kaltes Prickeln in seinem Nacken. Niemand konnte garantieren, daß der Priester mit diesem Lasergewehr kein Unheil anrichten würde. Aber nur mit ihren Dolchen bewaffnet würden seine Anhänger wehrlos sein, und Camelo glaubte immer noch, daß sie nicht wirklich wußten, was sie taten.
    Schweigend sah er zu, wie die Priester ihren Anteil der Ausrüstung an sich rafften und herumschwangen.
    Bar Nergal ging voran, hoch aufgerichtet in der zerfetzten roten Robe. Sein dürrer Greisenkörper wirkte straff, kraftvoll, erfüllt von einem stählernen Willen, der seine Wurzeln in der Tiefe von Machtgier und Fanatismus hatte. Seine Anhänger folgten ihm. Eilig schritten sie auf das langgestreckte Gebäude zu, das sie ausgewählt hatten, und Minuten später waren sie im Inneren verschwunden.
    »Narren«, sagte Camelo leise.
    Aber er wußte, daß nichts sie zur Vernunft bringen würde, und die Vorstellung von Bar Nergal als Herrscher über eine Totenstadt ließ ihn zusammenschauern.
    *
    »Das Beiboot!«
    Karstein zeigte schräg nach oben. Eine Kette verfallener, turmartiger Gebäude hatte das Fahrzeug verdeckt. Jetzt konnten sie es wiedersehen, in niedriger Höhe über der Stadt kreisend. Charru runzelte die Stirn, trat in die Mitte der schuttbedeckten Straße und winkte mit den Armen.
    Tatsächlich kam das Beiboot auf sie zu.
    Aber unmittelbar über ihren Köpfen schwenkte es erneut ab, beschrieb einen Bogen und flog zu der Stelle zurück, über der es vorhin gekreist hatte. Bewegungslos hing es über einem Gebäude, von dem nur noch die Hälfte existierte.
    »Ob sie uns ein Zeichen geben wollen?« fragte Karstein gedehnt.
    »Möglich.« Charru zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Vielleicht haben sie beobachten können, woher die Königin mit ihren Ratten gekommen ist. Yattur, kennst du diese Gegend?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Mein Volk hat die tote Stadt nie betreten. Ich kenne nur den Platz, den ich euch gezeigt habe. Aber Charilan-Chi hat viele Schlupfwinkel.«
    Charru nickte nur.
    Langsam ging er voran, suchte sich einen Weg zwischen Schuttbergen, geborstenen Mauern und verbogenen Stahlträgern, bis er die Stelle erreicht hatte, über der das Beiboot hing. Ganz kurz wurde es hochgezogen und sackte wieder ein Stück tiefer. Gerinths Bestätigung, daß sie sein Zeichen richtig verstanden hatten.
    »Der Keller dieses halbierten Hauses?« fragte Karstein zweifelnd.
    Charrus Blick glitt über das aufgerissene Gebäude, das aussah, als sei ein Spielzeughaus von einem gigantischen Schwert zerteilt worden. Deutlich waren Treppen, Flure und Zimmer zu erkennen, Moder und stinkender Müll, glitzernde Spinnennetze und nutzlose Möbel, deren Kunststoff die Jahrtausende überdauert hatte. Wenn es einen Zugang zum Keller gab, mußte er auf der Rückseite der Ruine liegen. Schweigend umrundeten die vier Männer das Gebäude, aber sie konnten nur angehäufte Trümmer entdecken.
    Trümmer - und Ratten.
    Ganz plötzlich waren sie da: huschende graue Schatten, fast unsichtbar in der Dämmerung. Witternd bewegten sie die spitzen Schnauzen, die Ohren spielten unruhig, und in den roten Augen, mit denen sie die Menschen belauerten, schien ein Ausdruck wie von böser Intelligenz zu liegen.
    Charru nahm das Lasergewehr von der Schulter.
    »Wir sind am richtigen Platz«, sagte er heiser. »Charilan-Chi läßt ihren Schlupfwinkel bewachen.«
XI.
    »Bar Nergal! Erhabener!«
    Wie von selbst war der Mann aus dem Tempeltal wieder zu der alten, unterwürfigen Anrede zurückgekehrt, die lange niemand außer den Priestern und Akolythen benutzt hatte. Bar Nergals Augen

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