Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
geschafft hatten, sich aus dem Würgegriff der Furcht vor den Priestern zu lösen.
Camelo griff nach Brass Arm. »Wo steckt Charru? Wo sind die anderen?«
»Unterwegs, um Jarlon und Schaoli zu suchen.«
In knappen Worten berichtete Brass, was geschehen war.
Camelo biß sich auf die Lippen. Er hatte es geahnt, hatte es am Tonfall von Shaaras Stimme gehört, als er über Funk mit ihr sprach. Ratten, kriegerische Frauen, mutierte Insekten ... Er schüttelte sich und bemerkte erst mit Verspätung, daß Bar Nergal auf ihn zukam.
Im Licht der sinkenden Sonne glich das fahle Gesicht des Oberpriesters mehr denn je einem Totenschädel.
Hoch aufgerichtet blieb er stehen, die Arme verschränkt, die tiefliegenden schwarzen Augen wie Kohlestücke glitzernd. Camelo ahnte, was er hören würde.
»Unsere Wege trennen sich hier. Wir verlangen unseren gerechten Anteil an Vorräten und ...«
Camelo unterdrückte den Zorn, der in ihm aufloderte.
»Wohin wollt ihr?« fragte er knapp.
»Was geht es dich an? Wir werden ...«
»Die Ruinen sind gefährlich, Bar Nergal. Es gibt hier Riesenratten, gefährliche Insekten und ziemlich unfreundliche Bewohner. Du kannst nicht blindlings davonlaufen.«
Der Oberpriester krümmte verächtlich die Lippen. »Willst du uns hindern?«
»Charru wird die Entscheidung treffen, wenn er zurückkommt. Ihr könnt gehen, wohin ihr wollt, aber nicht jetzt.« Camelo starrte in die fanatischen Augen und schüttelte den Kopf. »Du würdest bedenkenlos das Leben aller aufs Spiel setzen, die dir folgen. Was ist, wenn ihr angegriffen werdet? Willst du mit dem Opfermesser gegen eine Meute Ratten kämpfen, die größer als Wölfe sind?«
»Wir verlangen ein Lasergewehr. Und wir bleiben keine Minute länger als nötig hier, wo wir alle sterben werden, wenn die Marsianer das Schiff vernichten. Beliar, Jar-Marlod, ihr geht und sucht in den Ruinen nach einer Unterkunft für uns.«
»Bar Nergal ...«
»Schweig!« zischte der Oberpriester. »Wir bleiben in der Nähe, bis der Fürst von Mornag zurückkommt. Aber wir bleiben nicht unter euch.«
Jar-Marlod und Beliar hatten sich bereits abgewandt, um zu gehorchen.
Camelo zuckte die Achseln. Er wußte, daß es keinen Sinn hatte, die Priester mit Gewalt zurückzuhalten. Bar Nergal war eingesperrt und bewacht worden, als sein Verrat die Sicherheit aller bedroht hätte. Jetzt, nach der Landung, hatte er die Freiheit, zu tun und zu lassen, was ihm beliebte. Wenn er sein Leben aufs Spiel setzte und seine Anhänger ihm folgten, konnte niemand sie daran hindern.
Beliar und Jar-Marlod kamen nach einer Weile zurück und berichteten, daß sie ein großes, fast völlig unzerstörtes Gebäude am Rande des Raumhafens entdeckt hätten. Es wurde still, als Camelo den Arm hob, um sich Gehör zu verschaffen.
Sein Blick wanderte über die kleine Gruppe von Priestern und Tempeltal-Leuten, die sich unruhig zusammendrängten.
»Ihr habt gehört, daß Bar Nergal sich von uns trennen will«, sagte er ruhig. »Ich glaube nicht, daß ihr in dem Lagerhaus da drüben in besonderer Gefahr seid. Aber ich will, daß ihr wißt, was euch erwartet, bevor ihr euch endgültig entscheidet. Erein, erzähl ihnen, was ihr in der Stadt gesehen habt.«
Der rothaarige Tarether berichtete knapp und sachlich.
Von der grünen Oase am Meer hatte Camelo schon im Schiff erzählt. Ringsum gab es nur noch Wüste. Denjenigen, die Bar Nergal folgten, würde nur die tote Stadt bleiben. Aber die Tempeltal-Leute waren Mauern gewöhnt - auch wenn die endlosen Ruinenfelder sie erschreckten.
»Wo andere Wesen leben können, werden auch wir es fertigbringen«, tönte Bar Nergal. »Die Stadt bietet Verstecke, und Verstecke brauchen wir. Niemand, der dem König von Mornag folgt, wird der Rache der Marsianer entgehen.«
Mit einer ausholenden Gebärde breitete der Greis die Arme aus.
Zai-Caroc, Shamala, Beliar und Jar-Marlod traten dichter hinter ihn. Einer der Akolythen, Lar mit Namen, zögerte noch. Sein Blick suchte Dayel, der mit dem Schwert am Gürtel unter den jungen Tiefland-Kriegern stand. Ein Mann und eine Frau aus dem Tempeltal flüsterten miteinander, lösten sich dann aus der Gruppe, traten hastig hinter Camelo. Bar Nergals Augen glühten vor Wut. Auch Lar begriff plötzlich, daß es nichts gab, was der Oberpriester tun konnte. Nicht hier und jetzt. Erst wenn er wieder allein war und unumschränkt herrschte. Lar war nie in seinem Leben auch nur im Traum auf den Gedanken gekommen, nicht zu gehorchen. Er
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