Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Katzenfrauen.
In offensichtlicher Eile bewegte sich die Gruppe in die Richtung, in der der Raumhafen lag.
Schon waren nur noch die fellbedeckten Rücken der Reiterinnen zu sehen, der bunte Kunststoff-Baldachin, der den Thron überspannte. Karstein ließ das Lasergewehr sinken und rieb sich mit dem Handrücken über das Kinn.
»Wo wollen sie hin?« fragte er rauh.
»Zum Raumhafen, denke ich.« Charru zog die Unterlieppe zwischen die Zähne und wandte sich Yattur zu. »Kann es ein, daß sie glauben, ihre Götter seien wieder gelandet?«
Der junge Mann nickte. »Wenn ein paar von ihnen die Landung beobachtet haben ...«
»Das haben sie sicher. - Karstein, Hunon - habt ihr gesehen, woher die Meute gekommen ist?«
Schweigen.
Nein, niemand hatte es genau gesehen. Aber seit dem Zeitpunkt, zu dem man hatte erkennen können, daß die »Terra« landen wollte, waren nur wenige Minuten vergangen. Der Schlupfwinkel der Katzenfrauen mußte sich in unmittelbarer Nähe befinden.
Der Schlupfwinkel - und hoffentlich auch der Ort, an dem Jarlon gefangengehalten wurde.
Falls er gefangengehalten wurde. Aber an die andere Möglichkeit konnte und wollte Charru jetzt nicht denken.
»Wir suchen weiter«, entschied er knapp. »Die anderen werden im Augenblick auch ohne uns fertig werden.«
Camelo blieb einfach auf dem Andruck-Sessel sitzen, hörte mit geschlossenen Augen den Jubel, der trotz ausgeschalteter Kommunikationsanlage bis in die Kanzel drang, und fühlte, wie die Anspannung verebbte und ihn schlaff und wie ausgebrannt zurückließ.
Niemand sprach.
Die Monitoren zeigten, wie sich die Menschen in die Arme fielen, wie die Ausstiegsluke geöffnet wurde, wie die ersten Passagiere blindlings und berauscht vor Freude ins Freie stürmten. In der Kanzel war es still. Gillon von Tareth starrte immer noch die Liste auf der weißen Folie an, deren Buchstaben in den letzten Minuten vor seinen Augen getanzt hatten. Beryl von Schun löste mechanisch die Gurte des Copiloten-Sitzes. Auch Katalin und Hasco waren aufgestanden, und die junge Frau mit dem langen blonden Haar und den bernsteinfarbenen Augen ging zu Camelo hinüber und schlang die Arme um ihn.
»Du hast es geschafft«, flüsterte sie. »Camelo! Du hast es geschafft!«
»Ihr Götter! Und ich war so sicher, daß das Schiff explodieren würde.«
»Komm, trink einen Schluck! Indreds gebrannter Beerensaft! Ich habe die ganze Zeit über etwas davon aufgehoben.«
Camelo lächelte, als ihm Katalin die fast leere lederne Wasserhaut reichte. Das Destillat, das Indred von Dalarme in der Welt unter dem Mondstein aus vergorenen Beeren gewonnen hatte, war ein starkes, berauschendes Getränk und eigentlich nur für medizinische Zwecke bestimmt. Jetzt wirkte es belebend, beruhigte die zitternden Nerven. Camelo fühlte sich erschöpft wie nach einer fast unerträglichen körperlichen Anstrengung. Sein Blick streifte die Bildwand. Ein paar von den Uberwachungs-Kameras fingen die unmittelbare Umgebung des Schiffs ein, und auf dem Monitor war zu sehen, wie Shaara und Erein, Kormak und Brass von den Menschen aus der »Terra« umdrängt wurden.
Einige fehlten.
Gerinth und Lara. Charru, Hunon, Karstein, Jarlon und Schaoli ...
Camelo wußte nicht, was passiert war. Aber er wußte, daß etwas passiert war, und nach den ersten euphorischen Minuten traf ihn die Furcht wie ein Stich.
Er und Beryl waren die ersten, die im Transportschacht nach unten fuhren.
Gillon, Hasco und Katalin folgten ihnen. Kopfschüttelnd erkannte Camelo, daß die »Terra« zu diesem Zeitpunkt schon völlig leer war. Die Menschen schienen süchtig zu sein nach festem Boden unter ihren Füßen, süchtig danach, endlich die Enge des Schiffs zu verlassen. Selbst Konan hatte seine Verletzung nicht zurückhalten können. Erregte Stimmen schwirrten durcheinander. Tanit, ihr Baby auf dem Arm, umschlang ihren Bruder Kormak, als wolle sie ihn nie mehr loslassen. Gren Kjelland, der während des Flugs seine Frau verloren hatte, stand stumm da, den Arm um die Schultern seiner Tochter Malin gelegt, den Blick auf den fünfzehnjährigen Brent gerichtet, der zusammen mit Gillon, Jerle Gordal und den rothaarigen Tareth-Kindern Erein bedrängte. Nur die Priester hielten sich abseits. Bar Nergals rote Robe leuchtete wie Blut in den letzten Strahlen der Abendsonne. Er hatte seine Anhänger um sich versammelt: Zai-Caroc, Shamala, Beliar und Jar-Marlod, ein paar Akolythen, auch einige Männer und Frauen aus dem Tempeltal, die es nie
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