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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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»Wer bist du? Woher kommst du?«
    Der Junge antwortete nicht.
    Charilan-Chis Ratten hatten Schaoli getötet. Der Haß erstickte ihn fast.
    »Du verstehst mich nicht? Sprichst du die Sprache von Yarsols Volk?« Ihr Blick wanderte zu Yurrai. »Du! Sag mir, wer der Fremde ist und woher er kommt!«
    Auch Yurrai schwieg, die Lippen trotzig zusammengepreßt. In den gelben Augen der Frau erschien ein böses Funkeln. Sie zischte wie eine gereizte Schlange.
    »Du willst nicht antworten, Sklave? Ich weiß, daß Yarsols Söhne die Sprache der Götter verstehen. Sollen meine Ratten dir die Zunge lösen?«
    Yurrai warf den Kopf zurück.
    Charilan-Chi fauchte etwas, das den Katzenfrauen galt. Jarlon sah die lodernde Wut in den gelben Augen und befürchtete schon, sie werde ihre Drohung wahrmachen, aber so weit kam es nicht mehr.
    Draußen in dem düsteren Flur entstand jäh Bewegung.
    Drei, vier von den fellbedeckten Gestalten stürzten durch den Mauerbogen, in sichtlicher Erregung. Vor der blondlockigen Königin warfen sie sich zu Boden und sprudelten abwechselnd eine Flut von fauchenden, unartikulierten Lauten hervor.
    Charilan-Chi zuckte zusammen.
    Ihr Gesicht wurde weiß, die Augen weiteten sich und glänzten wie Bernstein. Offenbar brauchte sie Sekunden, um sich wieder zu fassen. Jarlon hielt den Atem an, denn er ahnte bereits, welche Nachricht die beiden Katzenfrauen gebracht hatten.
    Im nächsten Moment bekam er die Bestätigung.
    Charilan-Chi holte tief Atem. Sie lächelte - ein ehrfürchtiges Lächeln.
    »Die Götter!« flüsterte sie. »Die Götter sind mit ihrem Sternenschiff erschienen. Sie sind endlich zurückgekommen, um ihre Dienerin zu belohnen.«
X.
    Charru verharrte reglos im Schatten der Ruine, mit geballten Fäusten und geschlossenen Augen.
    Neben ihm standen Karstein und Hunon genauso versteinert. Auch Yattur lauschte auf das Dröhnen des landenden Raumschiffs. Aber für ihn war es nur das urwelthafte Donnern der Brems-Triebwerke, das erschreckend wirkte, nicht der Gedanke an die hunderterlei Dinge, die schiefgehen konnten.
    Wie ein gigantisches silbernes Ungetüm hatte die »Terra« über der toten Stadt gehangen.
    Jetzt war sie nicht mehr zu sehen. Immer noch zitterte die Luft von dem infernalischen Lärm. Charru zählte die Sekunden.
    Wenn etwas geschah, würde es in der nächsten Viertelminute geschehen. Seine Muskeln schmerzten vor Anspannung. Eine Ewigkeit schien zu vergehen - dann endlich lief das Donnern in einem lange nachhallenden Grollen aus.
    »Geschafft!« flüsterte Karstein. »Sie haben es geschafft!«
    Charru atmete langsam aus.
    Geschafft, klang es in ihm nach. Die »Terra« war gelandet, die Söhne der Erde hatten endlich den blauen Planeten erreicht. Und in der Oase am Meer wartete eine neue Heimat.
    Nicht mehr für Schaoli ...
    Und Jarlon? Charru schüttelte heftig das lange schwarze Haar. Es durfte nicht zu spät sein. Sie mußten und würden ihn finden, sie ...
    »Kannst du das Beiboot noch sehen?« fragte Karstein rauh.
    Charru kniff die Augen zusammen, aber er konnte das silberne Fahrzeug nirgends entdecken. War es vom Kurs abgekommen, als Lara und Gerinth die Landung beobachteten? Karstein fluchte gepreßt. Hunon machte ein paar Schritte auf das breite Asphaltband der nächsten Straße zu - und zuckte zusammen.
    »Ratten!« stieß er hervor.
    Dabei zog er bereits das Schwert aus der Scheide. Charru stand mit einem Sprung neben ihm, spähte in den Schatten der Straßenschlucht und legte dem Hühnen die Hand auf den Arm.
    »Ruhig! Warte!«
    Dicht an der Mauer der Ruine blieben sie stehen.
    Auch Karstein und Yattur tauchten hinter ihnen auf. Charru hatte mit einem Blick gesehen, daß die Rattenmeute nicht ziellos durch die Trümmerwüste strich. Es waren Reittiere, die sich über die breite, schnurgerade Straße bewegten. Reittiere, von denen vier ein seltsames, schwankendes Gefährt hinter sich herzerrten, das noch am ehesten an die Sänfte erinnerte, die unter dem Mondstein manchmal der Oberpriester benutzt hatte.
    Ein Thronsitz, auf eine Plattform mit vier primitiven Rädern montiert.
    Die Frau, die in majestätischer Haltung in dem Sessel lehnte, trug ein grellfarbiges, aus Plastikbändern geflochtenes Gewand, hatte lange goldblonde Locken und ein spitzes Gesicht mit herzförmigem Mund und schrägen gelben Augen. Sie war schön. Auf eine zugleich puppenhafte und raubtierartige Weise schön. Charru zweifelte keine Sekunde daran, daß er Charilan-Chi vor sich hatte, die Königin der

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