Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
überrascht runzelte er die Stirn, als die Schwester, die für kurze Zeit den Raum verlassen hatte, mit seiner schwarzen Vollzugs-Uniform zurückkam. Jetzt wurde ihm auch bewußt, daß die letzte Injektion nicht das übliche Beruhigungsmittel gewesen war. Eher ein Stimulans - er fühlte sich frisch, angeregt, zum erstenmal seit Tagen wieder normal. Das Gesicht des Arztes, dessen Namen er nicht kannte, wirkte kühl und ausdruckslos.
    »Ziehen Sie sich bitte um. Sie werden erwartet.«
    »Erwartet? Wo?«
    »Ein Verwaltungsgleiter wird Sie hinbringen. Beeilen Sie sich, bitte.«
    Der Arzt wandte sich ab.
    Carrisser starrte die schwarze Uniform an und fragte sich, ob er träumte. Ein Test? Irgendein Experiment, vielleicht in der Hypno-Zelle, um seine Erinnerungen aufzufrischen und seine psychischen Reaktionen zu korrigieren? Normalerweise waren dazu keine äußeren Reize wie die Uniform notwendig. Carrisser zuckte die Achseln, stand auf und begann, sich umzuziehen.
    Als er wenig später hinter dem Arzt den Transportschacht betrat, wurde ihm klar, daß es tatsächlich nach oben ging, wo sich auf dem flachen Dach ein Landeplatz befand.
    Der wartende Gleiter trug das Emblem der Verwaltung an den Seitenflächen: die stilisierte Darstellung des Sonnensystems. Carrisser straffte sich, bevor er einstieg. Dies war kein medizinischer Test - er wußte es, weil er sich keine Illusionen darüber machte, daß er nicht wichtig genug war, um solchen Aufwand zu rechtfertigen. Aber war er so wichtig, daß es eine wie auch immer geartete Ausnahme von der Klinik-Routine für ihn geben konnte? Er begriff das alles nicht. Vorerst genügte ihm das Wissen, daß irgendein Umstand das Uhrwerk der Routine angehalten und ihn aus dem unerbittlichen Räderwerk befreit hatte. Der Verwaltungsdiener, der den Gleiter flog, verhielt sich durchaus ehrerbietig. Auf dem Rücksitz saß ein bewaffneter Vollzugsmann, der zweifellos Bewachungsaufgaben erfüllte, doch auch er zeigte sich von dem grauen Gürtel an der Uniform des Passagiers beeindruckt.
    Das Fahrzeug landete schon nach kurzem Flug auf dem Dach des Regierungssitzes.
    Marius Carrisser spannte sich innerlich. Schweigend stieg er aus und ging hinter dem Vollzugspolizisten auf den Transportschacht zu, der hier auf dem Dach in einer kleinen Kuppel endete. Im Innern des Gebäudes trug sie eines der surrenden Laufbänder weiter. Eine Tür glitt vor ihnen auseinander, und Carrisser grub die Zähne in die Unterlippe, weil er nicht glauben konnte, was er sah.
    Er befand sich im Vorzimmer des Präsidenten der Vereinigten Planeten.
    Einer der Verwaltungsdiener an ihren Schreibtischen bediente den Kommunikator. Seine Worte beseitigten den letzten Zweifel: »Marius Carrisser, mein Präsident!«
    »Ich lasse bitten.«
    Simon Jessardins Stimme! Carrisser kannte sie aus zahllosen Bildwand-Übertragungen und hatte sie zwei- oder dreimal bei Veranstaltungen aus nächster Nähe gehört. Der Kommandant der zerstörten Luna-Basis brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um ruhig zu bleiben, als er die Tür passierte, auf die der Verwaltungsdiener wies.
    Der Präsident der Vereinigten Planeten saß zurückgelehnt hinter seinem weißen Schreibtisch.
    Ruhig wies er auf einen der bequemen Besuchersessel. Marius Carrisser schluckte krampfhaft. Ziemlich benommen setzte er sich, legte die Hände um die weißen Lehnen und blickte in das schmale, asketische Gesicht mit dem kurzgeschorenen silbernen Haar und den kühlen grauen Augen.
    »Sie fühlen sich besser?« fragte Jessardin knapp.
    Carrisser nickte. »Ja, mein Präsident.«
    »Ich habe mir erlaubt, Ihre Unterlagen zu studieren. Die zuständigen Ärzte schlagen eine Amnesie-Behandlung vor. Daß ich Ihnen das sage, dürfte Ihnen bereits zeigen, daß ich anderer Meinung bin.«
    Carrisser hielt den Atem an.
    Von einer Sekunde zur anderen begriff er, daß er eine Chance hatte. Mühsam nahm er sich zusammen.
    »Ich werde mich jeder Anordnung fügen, mein Präsident«, sagte er beherrscht. »Eine Amnesie-Behandlung würde für mich persönlich einige Probleme lösen. Aber sie wäre keine Lösung des grundsätzlichen Problems. Ich glaube nicht, daß jemand anders an meiner Stelle die Lage in den Griff bekommen hätte.«
    Jessardins Blick war sehr nachdenklich.
    »Und warum haben Sie es Ihrer Meinung nach nicht geschafft?« fragte er.
    »Ich war weder über die dem Start der »Terra« vorausgegangenen Ereignisse noch über die Psychogramme der Barbaren ausreichend informiert«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher