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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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zusammen. Er zögerte kurz, dann kletterte er ebenfalls die schwankende Strickleiter hinauf und schwang sich auf die hölzerne Plattform.
    Yatturs schwarzes, lockiges Haar flatterte im Wind.
    »Sie sind hinter den Hügeln verschwunden«, sagte er rauh. »Aber ich habe sie deutlich gesehen. Sie halten auf das Dorf zu.«
    »Nur die Ratten?«
    »Nein. Auch Charilan-Chis Kriegerinnen. - Glaubst du, daß deine Freunde sie vertreiben können?«
    »Bestimmt! Ich bin sicher!«
    Yattur atmete auf.
    Charru dagegen konnte seine Erleichterung nicht teilen. Die fremdartigen, katzenhaften Wesen aus der toten Stadt waren Menschen. Und sie griffen das Dorf der Fischer nicht von sich aus an, nicht einmal auf Befehl ihrer Königin. Sie gehorchten denjenigen, die sie für Götter hielten: Bar Nergal und den Priestern. Deutlich glaubte Charru, das Gesicht des fanatischen Greises vor sich zu sehen. Der Zorn würgte ihn wie eine Faust, als er wieder auf das flache Deck sprang.
    Yabu, Lara, Jarlon und die Nordmänner standen an der Reling.
    Camelo warf seinem Blutsbruder einen Blick zu. Sie verstanden sich, wußten, daß sie beide das gleiche dachten.
    »Gerinth hat das Kommando«, sagte Camelo ruhig. »Er wird nicht mit Lasergewehren auf waffenlose Angreifer schießen lassen.«
    »Niemand von uns würde das tun.« Charrus Stimme klang rauh. »Aber diese Ratten sind gefährliche Bestien. Es kann Tote geben ...« Er grub die Zähne in die Unterlippe und ballte mit einer heftigen Bewegung die Fäuste. »Wird Bar Nergal nie Ruhe geben, Camelo? Begreift er nicht, daß es Grenzen der Geduld gibt? Daß er mit seinem Leben spielt?«
    »Wir können nicht wissen, ob er wirklich dahintersteckt, Charru.«
    »Nicht? Aber ...«
    »Wir haben Yurrai befreit. Charilan-Chi braucht einen Sklaven. Vielleicht versucht sie nur, das Gesetz zu erfüllen, das ihr damals die Marsianer aufgezwungen haben.«
    »Vielleicht. Und Bar Nergal wird sie bestimmt nicht daran hindern, solange es gegen uns geht. Aber er muß doch wissen, daß diese bedauernswerten Geschöpfe überhaupt keine Chance gegen die Lasergewehre haben. Er ...«
    Charru verstummte abrupt.
    Auch die anderen hatten es gehört: ein dumpfer, schmetternder Krach, der von der Küste herübertrug, sehr fern und doch unverkennbar. Jedenfalls unverkennbar für die Terraner, denen das Geräusch explodierender Sprengkörper von den Kämpfen auf dem Mars her vertraut war.
    Wieder krachte es.
    Eine Kette scharfer, peitschender Laute. Charru und Camelo wechselten einen Blick. Jarlon, Karstein und die Nordmänner waren erschrocken herumgewirbelt, die Fischer sahen verständnislos von einem zum anderen. Laras Gesicht wurde bleich. Sie schluckte krampfhaft.
    »Waffen!« flüsterte sie. »Sprengmittel!«
    »Aber woher?« Charru schüttelte den Kopf. »Das ist doch nichtmöglich!«
    »Die Gebäude am Raumhafen! Wir haben uns alle gewundert, warum sich die Priester da einnisteten, statt Charilan-Chi in ihren Schlupfwinkel zu folgen. Vielleicht gibt es Waffenlager dort, vielleicht ...«
    »Feuer!« schrie Yattur im gleichen Augenblick aus dem Mast. »Ich kann Feuerschein sehen! Irgend etwas brennt im Dorf! Schneller! Haltet auf die Bucht zu!«
    Charru schloß sekundenlang die Augen.
    Er hörte das Klatschen nackter Fußsohlen auf den Planken, das Knirschen der Rundhölzer, das Knattern des Segeltuchs, das zusätzlich gesetzt wurde. Jetzt konnte auch er den roten Widerschein sehen, der wie glosender Nebel über den Klippen am Rand der Bucht hing. Zorn packte ihn. Ein kalter, wilder, erstickender Zorn. Waffen in den Händen der Priester! Oder in den Händen derer, die ihnen gehorchten und sie als Götter verehrten. Die Terraner, die im Dorf zurückgeblieben waren, würden gar keine Wahl haben, als sich mit den Lasergewehren zu verteidigen. Es würde ein Blutbad geben. Und sterben würden Unschuldige, ahnungslose Marionetten, Werkzeuge, von Bar Nergals Haß ...
    Rasch kam die Küste näher.
    Immer wieder zerriß der Krach von Detonationen die Stille, mischte sich mit Kampflärm, schrillem Kriegsgeheul und gellenden Todesschreien. Charru wandte den Kopf, als Yattur neben ihm auf die Planken sprang. Das dunkle Gesicht des jungen Mannes wirkte versteinert, in den klaren blaugrünen Augen lag ein harter Glanz. Neben ihm biß Yabu verzweifelt die Zähne zusammen. Die Sekunden dehnten sich. Es schien endlos zu dauern, bis das Schiff in die Bucht einlief und der schwere, an einem Tau befestigte Steinbrocken ins Wasser

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