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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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dampfenden Kaffee, einem typisch venusischen Getränk. Auf dem Mars wunde es im Kuppelanbau zu Versuchszwecken gezüchtet und, genau wie der Wein aus den Garrathon-Bergen, allenfalls zu Staatsempfängen serviert. Auf der Venus gehörte es zum Alltag. Conal Nord setzte den Becher ab und legte die Hände auf die Lehnen der weißen Sitzschale.
    »Ich nehme an, es geht um die Streichung der Mittel für die Forschungsprogramme auf Terra«, sagte er langsam. »Ist das wirklich ein Grund zur Beunruhigung, Simon? Und ein Grund für einen so außergewöhnlichen Schritt?«
    Jessardin lehnte sich zurück, die Augen nachdenklich auf einen Punkt an der Wand gerichtet.
    Die Forschungsexpeditionen auf der Erde waren kein rein marsianisches Projekt, sondern wurden von der gesamten Föderation getragen. Conal Nord hatte im venusischen Rat eine Beschlußvorlage eingebracht mit dem Ziel, der Universität Indri die Mittel für die entsprechende Beteiligung zu streichen. Daß der Rat zustimmte, war keine Überraschung gewesen. Die Universitätsverwaltung würde vielleicht vorsichtige interne Proteste anmelden, aber am Ende auf die gleiche Linie einschwenken. Jeder wußte, daß auf der Venus der Rat, die Behörden und die gesamte Bevölkerung loyal hinter dem Generalgouverneur standen.
    »Was versprechen Sie sich davon, Conal?« fragte der Präsident.
    Nord zuckte die Achseln. »Ich weiß, daß die Expeditionen unserer Forschungsschiffe nichts mit einer eventuellen Aktion der Kriegsflotte gegen die Terraner zu tun haben - wenn Sie das meinen. Ich wende mich nicht einmal gegen die Beobachtungsflüge nach Terra. Ich bin lediglich zu der Ansicht gekommen, daß wissenschaftliche Experimente mit Menschen, ob unter dem Mondstein oder auf der Erde, moralisch nicht gerechtfertigt sind.«
    »Die Moral ist ...«
    »... eine Frage der Vernunft, ich weiß. Seit der Großen Katastrophe sagt uns diese Vernunft, daß sich alle menschlichen Belange der Sicherheit unterzuordnen haben. Und was im Interesse der Sicherheit notwendig ist, bestimmt die Wissenschaft, möglichst der Computer, da das menschliche Hirn fehlbar ist.«
    Conal Nord hielt einen Moment inne und suchte nach Worten. »In der Praxis heißt das, daß wir einer wissenschaftlichen Disziplin, der Friedensforschung nämlich, das Recht eingeräumt haben, Verbrechen zu begehen«, sagte er. »Nicht nur an den Barbaren aus der Mondstein-Welt, sondern auch an den neuen Rassen der Erde. Aber der moralische Aspekt dieser Frage läßt sich nicht von Computern lösen, Simon. Und was die wissenschaftliche Vernunft angeht - ich glaube nicht, daß sämtliche Mitglieder des venusischen Rates plötzlich ihre Vernunft eingebüßt haben.«
    Simon Jessardin nickte, mit einem Anflug von Ungeduld. »Ich kenne Ihre Ansicht, Conal. Vielleicht interessiert es Sie in diesem Zusammenhang, daß der Generalgouverneur des Uranus den Sprecher der uranischen Ratsfraktion zur Berichterstattung nach Kher zurückgerufen hat. Und für den Uranus liegt die Erde samt der möglicherweise von ihr ausgehenden Bedrohung am Ende der Welt.«
    »Sie befürchten, daß man sich dort meiner Ansicht anschließen könnte?« fragte Nord überrascht.
    »Die Möglichkeit ist gering, aber sie besteht. Und da liegt der entscheidende Punkt. Conal - sehen Sie nicht, daß diese Frage die Vereinigten Planeten zu spalten droht?«
    Der Venusier schwieg.
    Ein paar scharfe Linien zeichneten sich um seinen Mund ab und verrieten den inneren Konflikt. Auch für ihn hatte die Einheit der Föderation bis vor kurzem unabdingbar an erster Stelle gestanden.
    »Ich kann dem Rat nicht guten Gewissens empfehlen, die Terraner auf der Erde in Ruhe zu lassen«, fuhr Jessardin fort. »Über kurz oder lang kommt es also mit Sicherheit zu einer militärischen Aktion. Was dann, Conal? Werden Sie die Föderation spalten?« Und als der andere immer noch schwieg: »Nehmen wir an, Sie vollziehen diesen Schritt! Uranus wird sich Ihnen möglicherweise anschließen. Wie geht es dann weiter? Mit gegenseitigen Protestnoten? Bei der nächsten, vielleicht schwerwiegenderen Krise mit der Drohung militärischer Intervention? Auf dem Uranus sind schwere Kampfraumer stationiert, wie Sie wissen.«
    »Simon ...«
    »Ich weiß, das ist alles sehr hypothetisch. Aber kann irgend jemand garantieren, daß es hypothetisch bleibt, wenn einmal der erste Schritt getan ist? Wenn Sie den ersten Schritt getan haben?«
    Conal Nord stand mit einer heftigen Bewegung auf und wandte sich dem Fenster zu.

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