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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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brutaler Deutlichkeit daran erinnert wurden.
    In den wilden, leidenschaftlichen Rhythmus des Liedes, das den legendären Schmid von Schun besang, mischte sich jäh ein fremder, vibrierender Klang.
    Die Musik der Grasharfe brach mit einem schrillen Ton ab. Camelo ließ das Instrument sinken und starrte nach oben. Eine steile Falte stand auf seiner Stirn. Die anderen folgten seiner Blickrichtung - und sahen ebenfalls, was er entdeckt hatte.
    Ein Pfeil unter dem Himmel.
    Ein glitzernder silberner Pfeil, der sich im Norden über dem Meer erhoben hatte, in den Himmel stach und mit durchdringendem Fauchen seine Bahn zog. Ein Fauchen, das rasch anschwoll, in den Ohren gellte, sich zum infernalischen Heulen steigerte - und das die Menschen auf dem Schiff nur zu gut kannten.
    Ein Flugzeug raste durch die Nacht. Eins der Flugzeuge, die Bar Nergal in den Gewölben unter dem ehemaligen Raumhafen von New York entdeckt hatte. Die Maschine wuchs, wurde zum tödlichen silbernen Riesenvogel - und für die Terraner gab es keinen Zweifel daran, daß er das Schiff verfolgte.
    »Die Priester!« flüsterte Camelo tonlos. »Sie geben nicht auf.«
    »Aber sie halten uns für tot!« Katalins Stimme bebte. »Es muß ein Zufall sein, es ...«
    »Sie werden uns entdecken. Sie werden uns nie in Ruhe lassen.«
    Camelos Gesicht schimmerte im Mondlicht wie eine Marmormaske.
    Charru sprang heftig auf. Seine Fäuste ballten sich so hart, daß die Knöchel weiß und spitz hervortraten. Zorn loderte in seinen Augen. Ein wilder, erstickender Zorn, der ihn mit einer sinnlosen Gebärde das Schwert aus dem Gürtel reißen ließ.
    Aber er wußte, daß auch alle ihre anderen Waffen nur Spielzeug waren gegen das, was auf sie zukam.
    *
    Ein harter Ruck erschütterte das Beiboot.
    Die Landestützen knirschten, rings um die gewölbte silberne Scheibe stiegen Staubwolken auf und verhüllten die Landschaft. Auf der Seite des Merkur, die das Schiff zum Einschwenken in den Park-Orbit benutzt hatte, herrschte noch Nacht, und erst allmählich schälten sich die Umrisse der Siedlung aus der Dunkelheit.
    Verlassene Häuser. Weißer Einheits-Baustoff, der im Sternenlicht schimmerte. Nichts rührte sich ringsum, und Conal Nord preßte unruhig die Lippen zusammen.
    Ein paar Sekunden lang war er fast sicher, daß sich sein Bruder und die übrigen Rebellen nicht auf diesem Planeten aufhielten, sondern zusammen mit den Barbaren auf der Erde umgekommen waren. Zwar hatte die Ortung der »Indri« beim Anflug ein Schiff erfaßt, doch aus der Entfernung war nicht genau zu erkennen gewesen, ob es sich um die »Deimos« oder ein zurückgelassenes Wrack handelte. Der Gouverneur nickte dem Piloten des Beibootes zu, beugte sich mit beherrschtem Gesicht nach vorn und griff zum Kommunikator.
    Der Kommandant der »Indri« meldete sich. Ein hagerer blonder Venusier, dessen Loyalität außer Frage stand.
    »Ich werde jetzt das Boot verlassen,« sagte Conal Nord. »Die Siedlung hier unten wirkt wie ausgestorben, aber das kann täuschen. Falls wir angegriffen werden, gebe ich Ihnen die ausdrückliche Anweisung, nicht einzugreifen und vor allem keinen Landeversuch zu unternehmen. Sie warten allenfalls fünf Stunden und starten dann wieder, haben Sie verstanden?«
    »Verstanden,« kam es zurück.
    Die Stimme des Kommandanten klang betont ausdruckslos. Wenn er fünf Standard-Stunden lang keine Meldung bekam, sah das Reglement vor, daß er die alleinige Entscheidungsgewalt übernahm. Was er dann tat, war seine Sache. Nord ahnte, daß es seinen eigenen Anweisungen möglicherweise widersprechen würde.
    Er unterdrückte einen Seufzer, bevor er den Kommunikator ausschaltete und sich dem Beiboot-Piloten zuwandte.
    »Sie rühren sich nicht aus der Fähre, solange Sie keine gegenteiligen Anweisungen bekommen,« ordnete er an. »Starten Sie, falls etwas Ungewöhnliches geschieht. Zurückrufen kann ich Sie später immer noch.«
    »Verstanden, Gouverneur.«
    Auch in diesem Fall hielt es Conal Nord für möglich, daß sich bei einer unerwarteten Gefahr ein »Mißverständnis« herausstellen würde.
    Achselzuckend stieß der Gouverneur das Schott auf. Er trug einen leichten Thermo-Schutzanzug, aber die Kälte traf ihn dennoch wie ein Schock. Er wußte, daß hier auf dem Merkur in den Nächten das Wasser zu Eis gefror, das tagsüber mitunter dampfte. Langsam bewegte sich Conal Nord von dem Beiboot weg und ließ den Blick über die Siedlung gleiten, die von ihren Bewohnern »Merkuria« genannt worden war und

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