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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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einmal eine blühende Stadt hatte werden sollen.
    Nach wenigen Schritten blieb der Gouverneur stehen.
    Die Fotos und Filme von der zerstörten Siedlung hatten sich damals tief in sein Gedächtnis gebrannt. Jetzt sah er sofort, daß ein Teil der Gebäude wiederaufgebaut, einige der technischen Anlagen instand gesetzt worden waren. Sein geschultes Auge erkannte das Wind- und Sonnenkraftwerk, die Feldsteuerungen der Klimaanlagen die Produktionseinheiten, die zur Standard-Ausrüstung jedes Siedlungsprogramms gehörten.
    Conal Nord atmete tief auf. Die Rebellen lebten. Sie waren nicht zur Erde geflogen, sondern hierher auf diesen Höllenplaneten, den sie als ihre Heimat betrachteten und von dem sie auch zwanzig Jahre Luna nicht hatten abbringen können. Sie lebten, sie hielten sich verborgen, und sie schienen entschlossener denn je, für ihre Freiheit zu kämpfen.
    Genauso entschlossen, wie es die Barbaren aus der Welt unter dem Mondstein gewesen waren.
    Damals, als Conal zum erstenmal Charru von Mornag gegenüberstand, hatte er gespürt, wie sehr dieser Mann seinem Bruder glich, wieviel der schwarzhaarige Barbar und der rebellische Venusier gemeinsam hatten, obwohl eine Welt sie trennte. Damals hatte es in der unerschütterlichen Haltung des Generalgouverneurs den ersten Bruch gegeben - jenen Bruch, der ihn jetzt hierhergeführt hatte.
    Die Häuser der Siedlung waren verlassen.
    Wahrscheinlich hatten sich die Rebellen diesmal besser auf die Verteidigung ihres Planeten eingerichtet. Conal Nord folgte noch ein Stück der Hauptstraße, dann blieb er stehen.
    Es war sinnlos, noch weiter herumzulaufen. Die Bewohner mußten die Annäherung des Kugelraumers bemerkt haben. Sie würden sich entweder freiwillig zeigen - oder sie wollten sich nicht zeigen, und dann hatte es wenig Zweck, auf gut Glück nach ihnen zu suchen.
    Conal Nord glaubte zu spüren, daß sie sich in der Nähe befanden. Zwei Minuten verstrichen, dann endlich schienen sie überzeugt, daß keine Gefahr drohte.
    »Conal?« erklang eine leise Stimme.
    Nord biß die Zähne zusammen.
    »Mark,« sagte er nur.
    Sein Blick bohrte sich in den schwarzen Schatten zwischen zwei Gebäuden, erfaßte die hagere Gestalt, die dort auftauchte. Zwanzig Jahre hatten sie sich nicht gesehen. Zwanzig Jahre, in denen sie mehr getrennt hatte als die Entfernung zwischen Venus und Luna. Jetzt spürten sie beide, daß sie sich durch die Ereignisse der letzten Wochen innerlich so nahegekommen waren wie nie zuvor in ihrem Leben.
    »Conal,« wiederholte Mark. »Du bist hier. Nicht im Auftrag des Präsidenten, oder ?«
    »Nein, nicht im Auftrag des Präsidenten.«
    Der Gouverneur blieb stehen und sah den Männern entgegen, die aus dem Dunkel traten. Er kannte auch, die anderen: Ken Jarel, Raul Madsen, Martell, Mikael ... Kens Bruder, Sean Jarel, war auf Luna gestorben, als er versuchte, mit einem versteckten Funkgerät der Rebellen die »Terra« zu erreichen. Er hatte es geschafft, hatte seinen Freunden damit die Rückkehr zum Merkur ermöglicht. Aber ob er umsonst gestorben war oder nicht, mußte sich erst noch herausstellen.
    Das Schweigen dehnte sich.
    Conal Nord war sich des Mißtrauens bewußt, das ihm entgegenschlug, der Vorbehalte, auch des verborgenen Hasses. Für die meisten dieser Männer war er ein Vertreter der Obrigkeit, einer derjenigen, denen sie die Deportation nach Luna verdankten. Marks Lippen zuckten. Einen Augenblick zögerte er, dann streckte er schweigend die Rechte aus. Sein Bruder wußte, daß dieser Händedruck mehr war als eine bloße Begrüßung.
    »Es tut mir leid,« sagte Mark rauh. »Ich habe gehört, daß Lara tot ist.«
    »Gehört?« echote Conal Nord.
    »Von Marius Carrisser. Er kam im Auftrag des Präsidenten hierher, um mit uns zu verhandeln. Wußtest du das nicht?«
    »Nein. Aber ich wußte, daß Jessardin den Merkur nicht so einfach angreifen würde. Der venusische Rat steht in dieser Sache hinter mir, Mark. Ich habe versucht, Lara zu retten. Und auch die anderen ...«
    »Du konntest nichts tun.«
    Nord schwieg, zuckte die Achseln.
    Einen Moment lang ging sein Blick durch alles hindurch. Hatte er wirklich nichts tun können? Es war diese Frage, das wußte er, die ihn vor allem zu der Merkur-Expedition veranlaßt hatte. Es war der Wunsch, sich mit eigenen Augen vom Stand der Dinge zu überzeugen, nicht noch einmal mit einer Nachricht konfrontiert zu werden, deren Wahrheitsgehalt er nicht kontrollieren konnte.
    »Ihr habt die Siedlung aufgegeben?« fragte

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