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Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt

Titel: Söhne der Erde 16 - Der Riß In Der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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ist, aber wir werden kein Risiko eingehen.«
VII.
    In der nächtlichen Stille schien das Heulen der Triebwerke das ganze Ruinenfeld zu erschüttern.
    Bar Nergal starrte mit hochgerissenem Kopf zum Himmel. Neben ihm fuchtelte Zai-Caroc immer noch sinnlos mit dem Lasergewehr. Das Heulen steigerte sich, wurde zum nervenzerfetzenden Schrillen und übertönte das fauchende Angstgeschrei der Katzenwesen.
    Charilan-Chis gelbe Augen hatten sich geweitet.
    »Der Mächtige!« rief sie. »Er ist zurückgekehrt! Nur er kann es sein!«
    Bar Nergal hörte nicht zu, schüttelte nur ungeduldig den kahlen Schädel.
    Er wußte, daß jetzt, nach der Vernichtung der »Terra,« kein Mächtiger von den Sternen mehr auf der Erde erscheinen würde, weder Carrisser noch sonst jemand. Keuchend, mit geraffter Robe hastete der Oberpriester ein paar Schritte über das Betonfeld. Das Flugzeug war jenseits der düster aufragenden Ruinentürme verschwunden. Aber es kam zurück, beschrieb einen Bogen, näherte sich von neuem, um über die Trümmerwüste hinweg dem Meer zuzustreben.
    Bar Nergal hielt den Atem an und preßte die Zähne so hart aufeinander, daß sie knirschten.
    Kreischend bohrte sich das Heulen des Triebwerks in seine Ohren. Rotglühender Feuerschein blendete seine Augen, erlosch, verwandelte sich in das silberne Gleißen eines Pfeils, der über das Meer davonschoß. Scharf sog der Oberpriester die Luft ein. Zwei, drei Sekunden brauchte er, um endgültig zu begreifen, dann entzündete sich die Wut in seinen Augen wie ein loderndes Feuer.
    »Che!« krächzte er.
    »Nein!« stöhnte die Königin. »Er war gefesselt, gefangen, er kann nicht ...«
    »Frag deine Kriegerinnen! Rasch!«
    Charilan-Chi duckte sich unter der befehlenden Stimme.
    Fauchende Laute kamen über ihre Lippen. Ein paar andere Katzenwesen folgten denjenigen, die Che aus seinem Verlies hatten holen sollen. Sie waren schnell zurück, und das Puppengesicht der Königin wurde noch bleicher.
    »Er ist entflohen, Herr! Ich schwöre dir, daß es nicht unsere Schuld war! Er hat sich befreit! Nicht mit unserer Hilfe, Erhabener, das schwöre ich ...«
    Sie verstummte, neigte zitternd den Kopf unter der herrischen Handbewegung des Oberpriesters. Bar Nergals Augen sogen sich sekundenlang an den restlichen Flugzeugen fest, dann wanderte sein Blick zu Charilan-Chis Söhnen hinüber.
    »Ihr habt ihn befreit?« fragte er scharf.
    »Nein, Herr! - Nein! - Gewiß nicht!« redeten sie beschwörend durcheinander.
    »Ihr werdet gehorchen?«
    »Wir gehorchen, Herr!« beteuerte Ciran mit dem ganzen Fanatismus seiner Jugend.
    »Chan? Croi?«
    »Wir gehorchen, Erhabener! Wir gehorchen den Göttern!«
    Bar Nergals Lippen verzerrten sich zu einem dünnen, triumphierenden Lächeln.
    Einen Moment lang schwieg er, starrte die drei jungen Männer nur mit seinen schwarzen, hypnotischen Augen an. Sehr langsam breitete er die Arme aus und holte tief Atem.
    »Che hob die Hand gegen mich,« krächzte er. »Wie nennt ihr einen, der die Hand gegen die Götter hebt? Nennt ihr ihn Frevler?«
    »Frevler!« flüsterte Ciran.
    »Frevler!« fielen seine Brüder ein. »Frevler!« »Nennt ihr ihn Verräter?« »Verräter! Verräter! Verräter!« »Und was verdient dieser Verräter? Verdient er den Tod?«
    »Tod!« kreischte Ciran mit überschnappender Stimme.
    »Tod! Tod!« schrien Chan und Croi.
    »Tod!« fauchten die Katzenwesen, obwohl sie das Wort nicht einmal verstanden. »Tod!« flüsterte Charilan-Chi mit glimmenden Augen - und nicht einer von ihnen schien sich noch bewußt zu sein, wer es war, dem sie da den Tod geschworen hatten.
    Bar Nergal lächelte.
    Auch die Priester hatten geschrien, die Akolythen, die wenigen Tempeltal-Leute. Bar Nergal wußte, wie man eine Menge aufpeitschte, wußte auch, wie man einen Menschen dazu brachte, daß er nicht mehr zurückkonnte.
    »Ciran!« zischte er. »Chan! Croi!« »Erhabener?«
    »Ihr nehmt die anderen Flugzeuge und folgt dem Verräter! Ihr werdet ihn vernichten! Ich vertraue euch.«
    »Ja, Erhabener!« stieß Ciran hervor.
    »Wir gehorchen, Erhabener!« flüsterte Chan.
    »Und du, Croi?«
    »Auch ich gehorche,« brachte er Junge hervor.
    »Dann beeilt euch! Folgt dem Frevler und zerstört seine Maschine! Und vergeßt nicht, daß er die Götter verraten hat!«
    Eilig setzten sich die drei jungen Männer in Bewegung.
    Cirans Augen funkelte erwartungsvoll. In den Blicken von Chan und Croi lag ein seltsam abwesender Ausdruck, als seien sie gebannt von einer Kraft, die

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