Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
vollautomatisch.
Langsam stieg Carrisser über das silbrige Gebilde der ausgefahrenen Gangway. Inzwischen mußten die Priester ihn erkannt haben. Er wartete darauf, daß sie ihm entgegenkamen, ihn mit der nötigen Ehrerbietung begrüßten, doch schon im nächsten Augenblick wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt.
Das Heulen von Triebwerken ließ ihn den Kopf wenden.
Flugzeuge, begriff er. Die Flugzeuge, deren Beherrschung er selbst damals Charilan-Chis Söhnen beigebracht hatte. Wie silberne Pfeile schwebten sie über der Ruinenstadt ein, gingen in den Landeanflug und kamen schnell und sicher herunter.
Carrisser runzelte die Stirn.
Ein Übungsflug? Wahrscheinlich dachte er. Oder vielleicht eine Machtdemonstration Bar Nergals. Der Uranier blieb stehen und beobachtete, wie die Flugzeuge auf dem einigermaßen unbeschädigten Teil des Betonfeldes ausrollten. Das Heulen der Triebwerke verstummte. Luken schwangen auf, und die Piloten sprangen eilig ins Freie.
Neue Piloten, stellte Carrisser überrascht fest.
Nur den Jungen mit dem stahlfarbenen Haar hatte er selbst ausgebildet. Die beiden anderen mußten den Umgang mit den Maschinen von ihren Brüdern gelernt haben. Carrisser ging auf sie zu. Sie hatten ihn bereits entdeckt, und er registrierte zufrieden, daß sie nichts eiligeres zu tun hatten. als sich vor ihm auf den Boden zu werfen.
Für sie war jeder ein Gott, der von den Sternen kam.
Zögernd blickten sie hoch. Der Uranier befahl ihnen durch eine Geste, sich zu erheben. Und jetzt endlich setzte sich auch Bar Nergal in Bewegung, wahrscheinlich, weil es seine eigene Machtposition in Gefahr sah.
Carrisser lächelte dünn.
»Wo seid ihr gewesen?« fragte er in Cirans Richtung.
Der Vierzehnjährige schluckte.
»Über dem Meer, Herr«, stammelte er. »Um die Frevler zu suchen.«
»Die Frevler?«
»Charru von Mornags Leute, Herr. Sie sind nicht tot. Sie sind mit einem Segelschiff der Fischer entkommen. Sie fahren über das Meer und jetzt sind sie verschwunden.«
Sekundenlang war Marius Carrisser zumute, als habe man ihn geschlagen.
Die Barbaren lebten? Unmöglich, dachte er. Aber in den fremdartigen Gesichtern der drei jungen Erdenmenschen lag die Überzeugungskraft der Wahrheit. Ciran spürte die Zweifel seines Gegenübers und straffte sich.
»Sie leben, Herr«, wiederholte er. »Sie sind aus ihrem Schiff entkommen, bevor wir es zerstörten. Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen.«
*
Charru spürte den festen Verband an der Schulter, unter dem er trotz des Schmerzes immer wieder prüfend den Arm bewegte.
Eine Harpune, hatte Lara gesagt. Die Waffe, die ihn unter Wasser getroffen hatte, mußte eine Harpune gewesen sein, eigentlich bestimmt für die Jagd nach Fischen. Ihn interessierte dieser Punkt erst in zweiter Linie. Er hatte einen Menschen auf dem Segelschiff gesehen. Einen Menschen, der aus einem Versteck gekommen sein mußte, das die Terraner nicht zu finden vermochten. Der Fremde hatte offenbar das Schiff untersucht. Vermutlich weil er wissen wollte, welche Art von Besuchern da so plötzlich auf der Insel aufgetaucht waren. Aber die beste Methode, Informationen zu erhalten, war es immer noch, jemanden zu fragen. Und deshalb bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, daß Jarlon noch lebte.
Drei Tage lang hatten sie ihn vergeblich gesucht.
Im Augenblick stand Charru im Schatten einer Klippe und umklammerte den Zeitkristall. Das Tor stand offen, hatte Ktaramon gesagt. Jetzt! Sie hatten die Chance, in die Gegenwart zurückzukehren, noch bevor die Dunkelheit hereinbrach. Charru konnte sich nicht vorstellen, diesen Weg ohne seinen Bruder zu gehen. Aber er wußte auch, daß er kein Recht besaß, um Jarlons Willen eine Entscheidung für alle anderen zu treffen.
Seine Kiefermuskeln schmerzten, als er den Kristall losließ.
Camelo, Gerinth und ein paar andere warteten in einiger Entfernung. Charru wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine Stimme klang rauh und tonlos.
»Wir können zurück. Heute.«
»Und Jarlon?« fragte Camelo sofort.
Charru biß die Zähne zusammen. »Was soll ich tun? Nicht einmal die Herren der Zeit wissen genau, ob es nicht unsere letzte Möglichkeit ist, aus dieser Epoche zu entkommen. Und nichts spricht dafür, daß wir noch eine Chance haben, Jarlon zu finden.«
»Denkst du etwa daran, ihn zurückzulassen?« fragte Camelo nach einem langen Schweigen.
»Was heißt das schon? Wir haben nicht einmal eine Ahnung, was mit ihm geschehen ist. Ich kann nicht entscheiden
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