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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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haben.«
    »Und?« fragte Charru scharf.
    »Das Schiff! Jarlon könnte etwas dort gesucht haben. Vielleicht ist er unten in den Leseräumen gestolpert, hat das Bewußtsein verloren oder sich etwas gebrochen ...«
    Camelo stockte und hob die Schultern.
    Charrus Blick wanderte zu den beiden Booten am Strand. Er wußte, daß die Hoffnung, die ihn durchzuckte, im Grunde unsinnig war. Wer etwas auf dem Schiff zu tun gehabt hatte, wäre nicht geschwommen, sondern hätte eins der Fahrzeuge genommen. Camelo wußte es auch. Aber alles war besser als das untätige Warten, das die Nacht zur Ewigkeit machen würde.
    Schweigend gingen die beiden Männer zum Wasser.
    Da kaum jemand Schlaf gefunden hatte, sahen die meisten Menschen zu, wie das kleine Boot vom Strand ablegte und in die Lagune glitt. Charru preßte die Lippen zusammen. Spannung hatte ihn gepackt, obwohl er ahnte, daß das Unternehmen sinnlos war. Minuten später machte er das kleine Boot an der Strickleiter fest, kletterte aufwärts und schwang sich über das Schanzkleid.
    Etwas knarrte.
    Charrus Kopf ruckte herum, doch auf dem unübersichtlichen Deck mit den Masten und Aufbauten war nichts zu erkennen. Rahen knirschten, die Kräuselwellen der Lagune plätscherten gegen die Bordwände. Wenn man genau hinhörte, verursachte das Holz des Schiffes eine unaufhörliche Kette leiser ächzender Geräusche. Aber Charru glaubte trotzdem, daß das Knarren vorhin etwas anderes, Ungewöhnliches gewesen war.
    Camelo landete neben ihm auf den Planken, sah sich kurz um und steuerte sofort auf die Luke zu, die in den Laderaum führte.
    Charru blieb zögernd stehen und starrte dorthin, wo er das Geräusch gehört hatte. War da eine Bewegung gewesen? Ein Schatten, der in Richtung Achterschiff huschte? Langsam ging Charru am Schanzkleid entlang nach hinten. Der Mast ragte neben ihm hoch, dann der Aufbau, der als Kommandobrücke diente. Im Mondschein verursachten die leichten Schaukelbewegungen ein unruhiges Spiel von Licht und Schatten, das nur zu leicht die Augen narrte. Aus dem Laderaum drang dumpf und fern Camelos Stimme, der immer wieder Jarlons Namen rief. Charrus Blick tastete die dunkle Wasserfläche ab, und im nächsten Moment hörte er das leise Geräusch in seinem Rücken.
    Wie von einer Bogensehne abgeschnellt wirbelte er herum.
    Zwei Armlängen von ihm entfernt stand ein Fremder.
    Für den Bruchteil einer Sekunde war Charru sicher, daß es sich nicht um einen Menschen handelte, dann begriff er, daß er sich irrte. Was er für schwarze, ledrige Haut gehalten hatte, war in Wahrheit ein eng anliegender Anzug, von dem Nässe herunterperlte. Was der Fremde auf dem Rücken trug, mochte ein Lebenserhaltungs-System für den Aufenhalt unter Wasser sein. Eine Brille schützte die Augen, doch der Fremde hatte sie über die Stirn hochgeschoben. Sein Gesicht war menschlich. Ein Gesicht, das den Zügen der Marsianer glich: schmal, auffallend blaß, scharf gezeichnet.
    Und in der Rechten hielt er etwas, das Charru als Waffe erkannte, obwohl er es nie zuvor gesehen hatte.
    Seine Reaktion lief reflexhaft ab: eine einzige fließende Bewegung, mit der er das Schwert aus der Scheide zog und zuschlug. Die Spitze der Klinge traf die fremdartige Waffe und schleuderte sie im Bogen über das Schanzkleid ins Wasser. Der Fremde riß die Augen auf. Angst verzerrte das blasse Gesicht.
    Charrus Schwert war zum tödlichen Hieb erhoben, blieb in der Schwebe, doch sein Gegner begriff nicht, daß er sich ergeben mußte, wenn er nicht sterben wollte.
    Mit einem erstickten Laut warf er sich herum.
    Charru zögerte zuzuschlagen, zögerte eine Sekunde zu lange, weil ihm bewußt wurde, daß der andere noch nie im Leben gegen ein Schwert gekämpft hatte und überhaupt nicht wußte, daß er schon so gut wie tot war. Merkwürdige flossenartige Schuhe platschten auf die Planken. Mit wenigen Schritten erreichte der Unbekannte das Schanzkleid, schwang sich ungeschickt hinüber und sprang einfach ins Wasser. Charru ließ das Schwert fallen.
    Wie ein glühender Dolch bohrte sich die Erkenntnis in sein Hirn, daß es zwischen Jarlons rätselhaftem Verschwinden und der Anwesenheit des Fremden einen Zusammenhang geben mußte. Der Mann durfte nicht entkommen. Und sie brauchten ihn lebend, damit er reden konnte. Mit voller Lungenkraft schrie Charru Camelos Namen, und dabei flankte er bereits an der gleichen Stelle über das Schanzkleid, die auch der andere benutzt hatte.
    Das Wasser raste auf ihn zu.
    Dunkles, aufgewühltes

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