Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
»Sobald Cris sich etwas beruhigt hat, wird er sich besser fühlen. Wir haben andere Probleme.«
    Und damit hatte er zweifellos recht.
    *
    Marius Carrissers Blick wanderte prüfend über die Priester in ihren abgetragenen Kutten.
    In der Pilotenkanzel der »Deimos« hatte der Uranier gerade ein längeres Funkgespräch mit dem Mars geführt. Jetzt stand er Bar Nergal gegenüber und versuchte, dem fanatischen Oberpriester so ruhig und überzeugend wie möglich zu erklären, was von ihm erwartet wurde.
    Bar Nergal war nicht geneigt, irgendwelche Erwartungen außer seinen eigenen zu akzeptieren.
    Er ließ den anderen reden und krümmte verächtlich die Lippen. Carrisser spürte einen Wutimpuls, den er nur schwer zu beherrschen vermochte. Was bildete sich dieser wahnsinnige Greis eigentlich ein? Begriff er nicht, daß er nur noch lebte, weil er zu unwichtig war, um seinetwegen ein wissenschaftliches Experiment zu gefährden? Daß er die Macht, die ihm so viel bedeutete, entweder im Sinne der Vereinigten Planeten ausüben würde oder überhaupt nicht? Die »Deimos« war bewaffnet. Sie konnte den Schlupfwinkel der Priester mit einem einzigen Schockstrahler-Impuls atomisieren und ...
    Und ein einziges überraschend abgefeuertes Lenkgeschoß konnte die »Deimos« genauso vernichten wie damals die »Terra«, durchfuhr es Carrisser.
    Er beruhigte sich sofort mit der Gewißheit, daß die Priester ohne Hilfe nicht mit den Lenkgeschossen umgehen konnten. Aber ein winziger Stachel des Zweifels blieb. Auch Bar Nergal entstammte dem Volk, das die marsianischen Wissenschaftler so sorgfältig nach dem Vorbild längst versunkener irdischer Rassen gezüchtet hatten. Auch in ihm lebte jenes alte, unbezähmbare Erbe der Erde weiter.
    Carrisser wurde sich bewußt, daß er mitten im Satz verstummt war. Der Ausdruck höhnischer Arroganz in den Augen seines Gegenübers ließ ihn argwöhnen, daß sich der Oberpriester inzwischen wirklich fast als Gott fühlte.
    »Du wirst mich nicht daran hindern, meine Feinde zu zerschmettern, Marsianer«, sagte er kalt.
    »Verdammter Narr! Ich ...«
    »Du wagst es?«
    Carrisser machte eine beschwichtigende Geste. Kopfschüttelnd musterte er das fahle, ausgemergelte Greisengesicht. »Begreifst du denn nicht?« fragte er mit erzwungener Ruhe. »Die Regierung der Vereinigten Planeten wünscht keine weitere Unruhe mehr auf Terra. Du wirst hier herrschen. Du wirst Gelegenheit finden, deine Macht auszudehnen, du wirst alles bekommen, wonach du strebst ...«
    »Ja!« zischte Bar Nergal. »Und ich werde meine Feinde zerschmettern! Ich werde dieses Schiff finden und vernichten.«
    »Das wirst du nicht. Ich kann dir den Grund nicht erklären, aber es ist ein wichtiger Grund. Du wirst die Barbaren in Ruhe lassen, keine Waffe aus der Vergangenheit mehr anfassen und ...«
    »Willst du mich hindern?«
    »Wenn du dich querstellst, werden andere kommen«, sagte Carrisser kalt. »Nicht, um dich zu hindern, sondern um dich zu liquidieren.«
    Bar Nergal spuckte aus.
    Zwei Sekunden lang standen sich die beiden ungleichen Männer schweigend und feindselig gegenüber. Der Oberpriester zögerte, dann zuckte er die hageren Schultern.
    »Wir werden sehen«, murmelte er ausdruckslos.
    Immerhin ein Zugeständnis, dachte Marius Carrisser. Aber er hatte dennoch das Gefühl, daß es sicherer war, die »Deimos« schleunigst wieder starten und im Orbit warten zu lassen.

VI.
    Die gedämpfte Unterhaltung der Menschen erinnerte an das stete, unruhige Murmeln und Raunen des Meeres. Die Dunkelheit war schnell gekommen, wie immer in diesen Breiten. Lara lag ausgesteckt im Sand und blickte in den Sternenhimmel. Charru zwang sich, einen der marsianischen Konzentratwürfel mit Wasser hinunterzuspülen.
    »Zwei spurlos verschwundene Männer«, sagte er gepreßt. »Ein Unbekannter in einer Taucher-Ausrüstung, der von irgendwoher gekommen und irgendwohin verschwunden sein muß, ebenfalls spurlos. Robin, der die Insel seltsam findet und nicht genau weiß, ob das mit dem unsichtbaren Zeittor zusammenhängt oder mit etwas anderem. Hast du auch nur die leiseste Vorstellung, wie das alles zusammenhängen könnte?«
    »Du vergißt die Katzen«, sagte Lara tonlos.
    »Wie?«
    »Die Katzen und den Panther! Tiere, die ein völlig artfremdes Verhalten zeigen. Das ist unnatürlich, Charru. Hast du dir schon einmal überlegt, wovon dieser Panther überhaupt lebt?«
    »Die Großen fressen die Kleinen, oder?«
    »So müßte es sein, aber so ist es nicht. Der

Weitere Kostenlose Bücher