Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit
unübersehbarer Zorn. Einen Moment lang fiel Charru keine andere Erklärung dafür ein als die, daß die Versammlung eine völlig überraschende Entscheidung gefällt hatte. Aber Gerinth hob die Hand zu einer beschwichtigenden Geste und berichtete rasch.
»Wir haben einstimmig beschlossen, in dieser Zeit zu bleiben, bis wir wissen, was hier vorgeht. Und dazu war es absolut nicht notwendig, die Gefahr zu verschleiern.« Er stockte und warf einen raschen Blick in die Runde. »Ist Gillon nicht hier?«
»Nein. Warum?«
»Weil er losgegangen ist, um euch Bescheid zu sagen. Oder glaubst du, wir hätten Stunden gebraucht, um eine Entscheidung zu treffen, die im Grunde schon vorher feststand?«
»Gillon ist allein gegangen?«
»Er hat ein Lasergewehr und ...«
»... und er wollte wahrscheinlich niemanden bei sich haben, wenn er über Malin und Cris stolperte«, brach es aus Erein heraus. »Daß die beiden verschwunden waren, ließ sich ja beim besten Willen nicht übersehen.«
Er verstummte unter Gerinths Blick. Der Älteste schüttelte den Kopf. »Das war überflüssig, Erein.«
»War es nicht! Gillon rennt doch nicht einfach ohne Grund weg und läßt uns suchen. Zwischen ihm und Chris muß irgend etwas vorgefallen sein. Und Cris ist zu feige, um ...«
»Cris ist nicht feige«, unterbrach ihn Charru ruhig.
»Jedenfalls lügt er! Und wenn ich ihn noch einmal mit Malin erwische ...«
»Wirst du dich gefälligst daran erinnern, daß er kein Gegner für dich ist«, unterbrach ihn Gerinth. »Es sei denn, du willst es nicht nur mit Cris, sondern auch mit seinen Freunden zu tun bekommen.«
»Freunde? Daß ich nicht lache! Welche Freunde denn?«
»Zum Beispiel ich«, sagte der alte Mann trocken. »Und jetzt reiß dich zusammen und komm mit! Wir wollen sehen, wo sich Gillon herumtreibt.«
*
Der Mann mit dem Namen Jordan Magner starrte auf das Lasergewehr.
»Merkwürdig«, sagte er gedehnt. »Es sieht aus wie eine Waffe, aber ich kenne sie nicht.«
Sein Assistent biß sich auf die Lippen. Er war klein und hager. Die Brillengläser verliehen ihm ein eulenhaftes Aussehen.
»Der Fremde da und seine Gefährten draußen sehen auch nicht aus wie Menschen, die ich kenne«, meinte er mit leicht zitternder Stimme.
Magners Blick sog sich an dem Bewußtlosen fest.
Ein großer, breitschultriger Mann, sehnig und muskulös, mit dichtem roten Haar und sonnengebräuntem Gesicht. Er gehörte nicht hierher. Auf den Inseln der Karibik lebten seit Jahrhunderten keine halbnackten Eingeborenen mehr. Es gab auf der ganzen Erde überhaupt keine Wilden. Allerdings gab es eine Menge Sektierer. Die Vorstellung war durchaus nicht absurd, daß sich eine Gruppe Verrückter auf eine scheinbar unbewohnte Insel zurückzog, um dort graue Vorzeit zu spielen.
Nur machte diese Gruppe einfach nicht den Eindruck von verrückten Sektierern, die aus der Zivilisation ausgestiegen waren. Und dann lag da, schimmernd und unübersehbar, das gewehrähnliche Metallding, von dem bisher niemand so recht wußte, wozu es diente.
Jordan Magner straffte sich und atmete tief durch.
»Auf jeden Fall werden diese Leute unseren Experimenten sehr nützlich sein«, stellte er fest. »Genau genommen sind sie ein Geschenk des Himmels. Schafft den Mann in den Kliniktrakt und bringt dieses Ding ins Labor.«
Seine Mitarbeiter gehorchten schweigend.
Magner verfügte über ausgezeichnete Techniker, die zweifellos sehr schnell herausfinden würden, was es mit der unbekannten Waffe auf sich hatte - falls es eine Waffe war. Wenige Minuten später betrat auch der große, hagere Mann den Kliniktrakt und warf einen prüfenden Blick in die Runde. Der verletzte Junge, den sie als ersten eingefangen und der sie gezwungen hatte, ihn fast zu erschießen, schlief reglos zwischen verschiedenen medizinischen Geräten.
Dem zweiten Gefangenen stach einer der Ärzte gerade eine dünne Kanüle in die Vene. Die Betäubungsstrahlen waren so dosiert gewesen, daß sie noch eine Weile wirken würden. Eine notwendige Maßnahme. Der schwarzhaarige Junge hatte es zur Genüge bewiesen, als er für wenige Sekunden zu Bewußtsein gekommen war und sich wie eine Katze gewehrt hatte.
Eine mutierte Katze, verbesserte sich Magner in Gedanken.
Eines der Tiere, in denen ein geniales wissenschaftliches Experiment die natürliche Aggressivität verstärkt und mit dem Verhalten eines jagenden Wolfsrudels verbunden hatte. Die gleiche Art von Experiment, der es gelungen war, schwarze Panther in harmlose
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