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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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angekleideten Mann ins Bild, dessen hochmütiges Marsianergesicht sich vor Schrecken verzerrt hatte.
    »Cavet«, flüsterte der Offizier in der Kanzel ungläubig.
    »Schalte dich in die Alarmkommunikation ein, Gillon«, befahl Charru knapp. »Cavet soll seine Leute anweisen, sich zu ergeben. Andernfalls wird er nämlich nie mehr Gelegenheit haben, Befehle zu geben, klar?«
    Die Drohung war eindeutig. Und Milt Cavet war kein Held.
    Eine halbe Minute später drang seine zitternde Stimme bis in den letzten Winkel des Schiffes. Mit dem Kommandanten, dem diensthabenden Offizier, den beiden Männern an der Schleuse und dem Burschen, den Konan überwältigt hatte, befand sich ohnehin schon der Großteil der Besatzung in sicherem Gewahrsam. Die übrigen hatte die Alarmsirene aus dem Schlaf geschreckt. Sie überblickten die Lage nicht, wußten nicht, was sie tun sollten, und waren nur allzu gern bereit, sich Milt Cavets erzwungenen Anweisungen zu fügen.
    Konan, Hasco und Brass hielten die verschreckten Männer mit ihren eigenen Betäubungspistolen in Schach, bis Beryl von Schun einen ausbruchssicheren Raum entdeckt hatte.
    Milt Cavet war in die Pilotenkanzel gebracht worden. Inzwischen trug er wieder seine Uniform, allerdings ohne Betäubungswaffe und Hand-Kommunikator am Gürtel. Mit ungläubigen Augen starrte er auf die Bildschirme, die Teile des Schiffs zeigten.
    Verstörte Männer in schwarzen Uniformen, die sich widerstandslos einsperren ließen.
    Wilde, kriegerische Gestalten, die sich verteilten und überall herumstöberten, bis sie sicher sein konnten, daß keine böse Überraschung mehr auf sie wartete. Kantige Züge mit struppigem Haar und Bart auf einem Monitor.
    Eine tiefe, rauhe Stimme: »Keine Gefahr mehr! Die »Deimos« gehört uns, Charru!«
    Dann das schmale, bewegliche Gesicht des Mannes, dessen Körper fast nur aus Verbänden bestand: »Sämtliche Systeme arbeiten normal. Keine Schwierigkeiten! Wie die Beiboote ausgeschleust werden, kriege ich auch noch heraus.«
    »Danke, Beryl.«
    Charru wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Seine Hand zitterte leicht, während die Spannung in seinem Innern nachließ. Einen Augenblick sah er ins Leere, erschöpft, von einer fast ungläubigen Erleichterung überwältigt. Sie hatten es geschafft. Sie hatten die »Deimos« samt ihrer sechs Beiboote gekapert. Die Menschen auf der Insel würden nicht vergeblich warten.
    »Was habt ihr mit Kommandant Carrisser gemacht?« drang Milt Cavets tonlose Stimme in sein Bewußtsein.
    Charru hob die Brauen.
    »Nichts«, sagte er kalt. »Carrisser hat unser Schiff zerstören lassen - ein Segelschiff, meine ich - und den Priestern das Beiboot zur Verfügung gestellt. Seine eigene Schuld! Wir haben uns nur unserer Haut gewehrt, das ist alles.«
    Cavet schluckte. »Aber ihr könnt die »Deimos« nicht fliegen. Ganz davon abgesehen, daß die gesamte marsianische Kriegsflotte ...«
    Er verstummte, weil ihm wohl bewußt wurde, daß er in seiner Lage besser keine Drohungen ausstieß.
    Charru lächelte matt. Konnten sie die »Deimos« wirklich nicht fliegen? fragte er sich. Er selbst und Camelo hatten es mit der alten »Terra« immerhin bis zur Erde geschafft, nach einer ziemlich abenteuerlichen Kurz-Ausbildung durch Helder Kerr, den jungen Marsianer, der jetzt nicht mehr lebte. Beryl mit seinem Genie für alles, was Technik betraf, würde sicher auch mit der »Deimos« fertig werden. Aber ein Schiff war nicht das, was sie brauchten, war in einer so gespannten, gefährlichen Lage viel zu schwerfällig. Und dazu kam, daß Milt Cavets Drohung mit der marsianischen Kriegsflotte bestimmt nicht völlig aus der Luft gegriffen war. Das Verhalten Carrissers, die Hinweise aus dem Gespräch zwischen Ciran und Jar-Marlod - alles legte die Vermutung nahe, daß sich der Präsident der Vereinigten Planeten zu einer abwartenden Haltung entschlossen hatte. Charru ahnte, was dahintersteckte. Der Einfluß von Conal Nord, Laras Vater. Eine Abmachung zwischen dem Generalgouverneur der Venus und dem Präsidenten - eine Abmachung, die vermutlich auf tönernen Füßen stand.
    Nichts konnte falscher sein, als die Marsianer in dieser Situation mit der Entführung eines Raumschiffs zu provozieren. Wahrscheinlich war die Tatsache, daß sie es überhaupt gewagt hatten, die »Deimos« zu kapern, schon schlimm genug.
    »Wir wollen das Schiff nicht«, sagte Charru ruhig. »Wir wollen nichts weiter, als am Leben zu bleiben. Und dafür brauchen wir eure Beiboote.«
    Milt

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