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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schneefeldern unterbrochen, von Bergriesen gleich stummen Wachtposten eingeschlossen - eine Landschaft, in der sich die Menschen winzig wie herumwimmelnde Ameisen ausnahmen.
    Die Boote landeten abseits von dem Schneefeld an einer Stelle, wo kurzes, trockenes Gras eine tischflache Ebene bedeckte.
    Noch einmal blickte Charru prüfend in den Himmel. Wolken zogen auf, dünne, faserige Gebilde, die der Wind vor sich hertrieb. Sonst war nichts zu sehen. Aber Charru ahnte, daß es ohnehin unmöglich gewesen wäre, jetzt am hellen Tag ein Schiff im Orbit auszumachen.
    Fröstelnd zog er die Schultern zusammen.
    Die Luft roch nach Schnee. Trotz der Mittagsstunde nahm die Kälte zu, erschien ihm noch schneidender als bei der Landung in der Nacht. Außerdem fühlte er sich schwindelig, und wenn Lara recht hatte, würde es nicht lange dauern, bis die große Höhe ihnen allen zu schaffen machte.
    Charrus Blick glitt über die blauschimmernden Berggipfel ringsum. Einen Moment lang mußte er gegen das beklemmende Gefühl ankämpfen, daß sie auf der Suche nach einem Schlupfwinkel in eine gigantische Falle geraten waren.
    *
    Marius Carrisser runzelte ungläubig die Stirn.
    Er hielt das Mikrophon des Funkgerätes in der Hand. Hinter sich konnte er die stumme Anwesenheit Bar Nergals spüren, den düsteren, glühenden Blick, der sich in den Rücken des Uraniers bohrte.
    »Aber - das ist ein Punkt mitten im Himalaya!« stieß er hervor. »Am Ende der Welt, in einer unzugänglichen Eiswüste! Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht irren?«
    »Völlig sicher!« beteuerte Milt Cavet. Seine Stimme klang verzerrt aus dem Lautsprecher. »Die Ortung ist eindeutig. Im Rasterbild des Computers sieht die Ecke wie ein ausgedehntes Hochtal aus. Einzelheiten kann ich Ihnen leider nicht nennen.«
    »Schon gut. Bleiben Sie im Orbit über dem entsprechenden Koordinaten-Kreuz und melden Sie sich, sobald die Instrumente irgend etwas Auffälliges registrieren.«
    »Verstanden, Kommandant.«
    Carrisser trennte die Verbindung.
    Einen Augenblick sah er mit zusammengezogenen Brauen ins Leere. Ein Hochtal im Himalaya ... Konnten dort Menschen leben? Sicher nicht auf die Dauer, entschied der Uranier. Die Barbaren hatten sich an den erstbesten Platz zurückgezogen, der wild und einsam genug war, um sicher zu scheinen. Zu scheinen, unterstrich Carrisser in Gedanken. Die »Deimos« konnte jeden Punkt auf dem Planeten angreifen. Nicht einmal für die Flugzeuge war ein Hochtal im Himalaya unerreichbar. Aber darum ging es nicht.
    »Was werden wir tun?« schnitt Bar Nergals dünne Greisenstimme durch die Stille.
    Carrisser wandte sich um.
    Sein Blick flog über die schweigende Versammlung: das kleine Grüppchen von Priestern, Akolythen und Tempeltal-Leuten, Charilan-Chi und Chan, die übliche Eskorte fellbedeckter Katzenfrauen, deren gelbe Augen im Halbdunkel wie Raubtierlichter glommen. In dem schönen, von der goldenen Lockenmähne umrahmten Gesicht der Königin verbargen sich die Züge animalischer Wildheit unter puppenhafter Starre. Sie sorgte sich um ihre Söhne: Ciran, der in Gefangenschaft geraten oder schon tot war, Croi, der das Flugzeug nach Osten über den Ozean steuerte. Angst und Unsicherheit zeichneten auch die Gesichter der Priester. Angst nicht um Jar-Marlod, dessen Schicksal genauso ungewiß wie das Cirans war, sondern vor dem, was als nächstes vielleicht auf sie selbst zukommen mochte.
    »Wir werden abwarten, was Croi zu berichten hat«, sagte Carrisser langsam. »Danach sollte es möglich sein, Kontakt zu Charru von Mornag aufzunehmen, da die Boote über Funk verfügen. Die Barbaren werden einsehen, daß sie die Fahrzeuge ausliefern müssen, wenn sie keinen Gegenschlag der »Deimos« provozieren wollen.«
    »Sie werden sterben«, krächzte der Oberpriester. »Ich werde sie vernichten.«
    »Wie denn? Du scheinst dir falsche Vorstellungen über die Größe dieses Tals und die Möglichkeiten deiner Flugzeuge zu machen. Wenn sie auch nur eine einzige Bombe abwerfen, werden die Schockstrahler sie atomisieren.«
    »Eine einzige Bombe«, wiederholte der Greis flüsternd. »Ja, so wird es sein ... Eine einzige Bombe ...«
    Carrisser schüttelte den Kopf.
    Irres Geschwätz, dachte er, ohne auf den seltsamen Unterton der Worte zu achten. Sein Blick glitt über Charilan-Chi, Chan und die übrigen Priester.
    »Es besteht keinerlei Notwendigkeit mehr, diese Menschen zu vernichten«, sagte er eindringlich. »Begreift endlich, daß die - die Götter, die ihr die

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