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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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»Silbernen« nennt, es anders beschlossen haben. Außerdem sind Ciran und Jar-Marlod bei den Barbaren. Wir wollen sie befreien, nicht töten, oder?«
    Charilan-Chis gelbe Katzenaugen flirrten. »Was zählt ihr Leben, da es doch ohnehin den Göttern geweiht ist? Die Feinde der Götter müssen ...«
    »Ihr werdet selbst Feinde der Götter sein, wenn ihr den Willen der Silbernen mißachtet und ihre Fahrzeuge zerstört. Auch ich diene den Silbernen, wie ihr wißt. Auch ich komme von den Sternen.« Carrisser hatte sich kerzengerade aufgerichtet, aber er war sich bewußt, daß er als Konkurrenz-Gott nicht besonders überzeugend wirkte. »Die Silbernen wollen Frieden«, fuhr er fort. »Bar Nergal verrät sie, wenn er statt dessen seinem eigenen Haß folgt. Aber ich weiß, er wird zur Besinnung kommen. Er wird seinen Irrtum einsehen und umkehren.«
    Der Blick, den Carrisser dem Oberpriester zuwarf, enthielt eine deutliche Drohung.
    Deutlich - und unwirksam! Bar Nergal hatte seine Rolle zu gut gespielt, als daß Worte seinen Status zu erschüttern vermochten.
    »Ein Gott irrt nicht«, verkündete Charilan-Chi nach kurzem Überlegen. »Du bist von den Silbernen geschickt worden, um Bar Nergal zu helfen, nicht um ihm zu befehlen. Er wird uns den Weg zeigen.«
    »Die Silbernen ...«
    Carrisser verstummte.
    Es war sinnlos, erkannte er. Bar Nergals Untertanen würden sich niemals überzeugen lassen. Aber der Oberpriester, so hoffte Carrisser, würde auch nicht ohne weiteres wagen, sechs marsianische Beiboote zu zerstören. Er würde mit seinen verrückten Plänen, wie immer die im einzelnen aussehen mochten, zumindest so lange warten, daß der Uranier versuchen konnte, die Flottille wieder in seinen Besitz zu bringen. Die Menschen um Charru von Mornag waren keine Narren. Vermutlich genügte es, ihnen klarzumachen, daß Präsident Jessardin ihnen eine Schonfrist eingeräumt hatte, solange sie auf der Erde keine Unruhe stifteten.
    Carrisser biß sich auf die Lippen. Für ihn stand an erster Stelle die Notwendigkeit, das Fiasko wieder in Ordnung zu bringen, das der erfolgreiche Überfall auf die »Deimos« bedeutete Er mußte es schaffen. Und danach, so glaubte er, würde es ihm auch gelingen, Bar Nergal zur Räson zu bringen.
    Entschlossen griff der Uranier wieder zum Funkgerät, um Kontakt mit dem Flugzeug aufzunehmen und dem Piloten zu erklären, was er zu tun hatte.
    *
    Schneeflocken tanzten.
    Ringsum verhüllten dichte Wolken die Berggipfel. Wind heulte und orgelte zwischen den Felsen. Ab und zu war ein dumpfes Grollen zu hören: Stein- und Schneelawinen, die über Steilhänge und schroffe Wände zu Tal polterten und dumpfe, lange nachhallende Echos erzeugten. Die klimatisierten Beiboote boten Frauen, Kindern und Alten Unterschlupf. Die Männer hatten ein provisorisches Zelt aus Foliendecken errichtet, das jedesmal bedenklich schwankte und flatterte, wenn eine Windbö in die Mulde einfiel. Den Menschen blieb nichts übrig, als ihren Hunger mit den verhaßten Konzentratwürfeln zu stillen und Schnee zu schmelzen, wenn sie trinken wollten.
    Lara hatte das Schmelzwasser untersucht und für genießbar befunden. Jetzt kauerte sie neben Charru, in eine der leichten, schimmernden Decken gehüllt, und schüttelte nur stumm den Kopf, als er sie drängte, wieder ins Boot zu gehen.
    Ciran und Jar-Marlod waren die Fesseln abgenommen worden.
    Es gab keinen Platz, zu dem sie fliehen konnten. Eine Möglichkeit, in die tote Stadt zurückzukehren, bestand vorerst auch nicht. Später vielleicht. Denn irgendwann würde sich die Notwendigkeit ergeben, mit Marius Carrisser zu verhandeln. Charru lächelte freudlos, als er sich die veränderte Lage vergegenwärtigte. Wenn er die Zeichen richtig deutete, dann waren Carrisser und die Marsianer auf der »Deimos« jetzt nicht mehr die Jäger, sondern diejenigen, die Bar Nergal im Zaum hielten.
    Falls sie es schafften, ihn im Zaum zu halten.
    Charru zweifelte daran. Angespannt lauschte er nach draußen. Mehr noch als die Kälte und der bedrohliche Schneesturm verhinderte die innere Unruhe, daß er Schlaf fand. Er dachte an die »Deimos« im Orbit. An das Flugzeug, das ihre Gegner ausgeschickt hatten. Und er war nicht überrascht, als sich schließlich das Heulen von Triebwerken in das ungleichmäßige Orgeln und Stöhnen des Windes mischte.
    Lara, Camelo und Karstein schreckten fast gleichzeitig aus ihrem Dämmerzustand hoch.
    Auch die anderen hoben die Köpfe. Cirans schmaler Körper spannte sich wie

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