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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Anblick der Trümmer nicht mehr ertragen. Unsicher stolperte er durch den Schnee, verlor das Gleichgewicht und fing sich wieder. Kopfschüttelnd stellte Charru fest, daß der Junge in die falsche Richtung lief. Wahrscheinlich nicht einmal bewußt, nicht in einem sinnlosen Fluchtversuch, sondern nur von dem Impuls getrieben, die Unglücksstelle hinter sich zu lassen. Gerinth machte eine Bewegung, um ihm zu folgen - und in der gleichen Sekunde schrie Ciran gellend auf.
    Als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gerannt, prallte er zurück.
    Dicht vor ihm bewegte sich etwas. Ein weißer, zuckender Umriß, der sich kaum vom Schnee der Umgebung abhob. Undeutlich glaubte Charru, das Glimmen rötlicher Augen zu sehen. Ciran warf sich herum, wollte zurück zu den anderen fliehen, und hinter ihm richtete sich das Wesen zu seiner vollen Größe auf.
    Ein Mensch.
    Oder etwas Menschenähnliches, zottig, krallenbewehrt, das Gesicht, wenn es eines war, so weiß wie das Fell und wie der Schnee ringsum. Dampfend quoll der Atem aus der breiten Nase, Lippen zogen sich von einem mörderischen Gebiß zurück. In der Klauenhand schwang das Wesen ein grobe Keule. Mit langen, federnden Sprüngen setzte es Ciran nach - und im nächsten Sekundenbruchteil begriff Charru, daß es nicht allein war.
    Jäh wurde es ringsum lebendig.
    Eine ganze Horde fremdartiger Geschöpfe tauchte aus dem Schneegestöber: Hinter Felsen schnellten sie hoch, aus verborgenen Löchern und vereisten Bodenwellen, aus Verstecken in der weißen Wildnis, mit der ihre zottigen Leiber fast verschmolzen. Ganz plötzlich waren sie da, wie aus dem Boden gewachsen, und die wilden, fauchenden Schreie, die den Sturm übertönten, ließen keinen Zweifel an ihrer feindlichen Absicht. Von einer Sekunde zur anderen schien über die kleine Menschengruppe am Fuß der Felswand ein Alptraum hereinzubrechen.

VI.
    In der Pilotenkanzel der »Deimos« starrte Milt Cavet mit zusammengekniffenen Augen auf den Ortungsschirm.
    Die Instrumente hatten in dem Tal, in dem die verlorenen Beiboote standen, eine Explosion aufgezeichnet. Die Explosion eines fliegenden Objekts, das jedoch keines der Boote sein konnte, da die Ortung in diesem Fall vorher den Start hätte melden müssen. Milt Cavet dachte an das Flugzeug, das Carrisser zwecks genauer Erkundung der Lage losgeschickt hatte. Die Funkverbindung von der Maschine zum Schiff war vor etwa zwei Stunden abgebrochen worden, nach ein paar letzten Anweisungen für den Piloten, die eigentlich hätten genügen müssen. Aber inzwischen hing eine dichte Wolkendecke über dem Himalaya.
    Kein Hindernis für die Ortungsstrahlen, aber möglicherweise ein Anzeichen für einen Wettersturz, der dem Flugzeug zum Verhängnis geworden sein mochte.
    Zum drittenmal innerhalb von zwanzig Minuten versuchte Milt Cavet, Carrisser zu erreichen.
    Der Uranier meldete sich nicht. Keinerlei Anzeichen wies auf einen Defekt an der Funkanlage des Schiffes oder dem Gerät der Gegenstelle hin. Carrisser antwortete einfach nicht, und Milt Cavet fand das unter den gegebenen Umständen äußerst ungewöhnlich.
    Der Uranier war mit dem Flugzeug in Funkverbindung geblieben.
    Er wußte also, was geschehen war.
    Er wußte auch, daß man von der »Deimos« aus die Explosion geortet hatte und auf Informationen wartete. Und daß er, Cavet, sich Sorgen machen würde, wenn er keine Verbindung bekam.
    Carrissers private Rache für die Zeit, die er selbst in quälender Ungewißheit geschwebt hatte, während die Barbaren das Schiff überfielen und mit den Beibooten entkamen?
    Unsinn, dachte Milt Cavet nach kurzem Überlegen.
    Geduldig behielt er das Mikrophon in der Hand, tastete wieder und wieder Carrissers Kennung ein, doch auch alle weiteren Versuche blieben vergeblich.
    *
    Ciran schrie, als die schwere Keule seinen Rücken traf.
    Wie vom Blitz gefällt stürzte der Junge nach vorn und überschlug sich am Boden. Blindlings wälzte er sich herum und schrie erneut auf, als ein Blick auf das weiße, zottige Monstrum fiel, das hoch aufgerichtet über ihm stand und die Keule schwang.
    Charru rannte bereits, das Schwert in der Rechten.
    Undeutlich sah er die wilden Gestalten, die Lara, Cris und Gerinth eingekreist hatten. Ciran hob verzweifelt die Arme, um seinen Kopf zu schützen. In der nächsten Sekunde mußte die Keule herabsausen, und Charru wußte, daß er keine Chance hatte, schnell genug einzugreifen.
    Seine Linke fuhr zum Dolch.
    »Runter, Charru!« gellte im gleichen Augenblick Gillons

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