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Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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verschwunden.
    Gerinth und Cris hatten sie mitgeschleppt.
    Und Erein ebenfalls, wie sich wenig später herausstellte. Stumm und benommen standen die Männer auf dem Schneefeld. Auch Lara war wieder zu sich gekommen. Mit bleichem Gesicht lehnte sie an einem Felsen.
    »Was war das?« fragte Charru tonlos. »Wer oder was, bei der Flamme, kann das gewesen sein?«
    Lara strich sich mit zitternden Händen das Haar aus der Stirn. Ihre Stimme bebte.
    »Ich weiß es nicht genau«, flüsterte sie. »Ich weiß nur, daß es schon in der Vergangenheit der Erde Berichte über legendäre Schneemenschen gab, die im Himalaya lebten.« Und nach einer langen Pause: »Ich glaube, man nannte sie Yetis ...«
    *
    Marius Carrisser lehnte mit gefesselten Händen an der Wand des Lagerhauses.
    Er hörte die flüsternden Stimmen der Priester und sah Bar Nergal, der mit knappen, eindringlichen Gesten auf den jungen Chan einsprach. Ab und zu mischte sich der Summton des Funkgerätes in die Geräuschkulisse. Chan, blaß und sehr aufrecht, zuckte jedesmal leicht zusammen. Aber niemand dachte daran, auf die Rufe der »Deimos« zu reagieren.
    Carrisser wußte immer noch nicht, was Bar Nergal eigentlich vorhatte.
    Chan war der letzte von Charilan-Chis Söhnen, der mit einem Flugzeug starten konnte. Wollte Bar Nergal mit dieser einen Maschine versuchen, die Barbaren in ihrem Hochtal auszurotten? Ein aussichtsloses Unterfangen! Chan würde im Feuer der Schockstrahler sterben, sobald er auch nur eine einzige Bombe abwarf.
    Eine einzige Bombe, klang es in Carrisser nach.
    Deutlich entsann er sich, mit welch fanatischer Betonung der Oberpriester diese Worte wiederholt hatte. Aber was, um alles in der Welt, wollte er mit einer einzigen Bombe ausrichten? Es sei denn ...
    Der Uranier schluckte krampfhaft.
    Seine Augen flackerten, als Bar Nergal auf ihn zutrat. Der Verdacht, der Carrisser durchzuckt hatte, war völlig absurd, und er verbannte ihn sofort aus seinen Gedanken. Die Wut half ihm, Haltung zu bewahren.
    »Was willst du?« fragte er kalt. »Du hast keine Chance. Wenn die Funksprüche der »Deimos« weiterhin ignoriert werden, dauert es nicht mehr lange, bis ...«
    »Wir werden die Funksprüche nicht ignorieren, Marsianer«, unterbrach ihn Bar Nergal. »Im Gegenteil! Du wirst der »Deimos« über Funk die Anweisung geben, sofort zum Mars zurückzukehren.«
    Carrissers Mund blieb offen.
    Fassungslos schüttelte er den Kopf. »Ich denke nicht daran, ich ...«
    »Du wirst«, sagte Bar Nergal.
    Und in seiner Stimme schwang eine so eisige Drohung, daß dem Uranier ein Schauer über den Rücken lief.
    »Warum überhaupt?« fragte er mit belegter Stimme. »Was soll dieser Wahnsinn? Was hast du davon?«
    Bar Nergal lächelte.
    »Freie Hand«, sagte er. »Ich habe freie Hand, und dir wird nichts übrigbleiben, als mir zu helfen.«
    »Helfen wobei?« fragte Carrisser scharf.
    Das Lächeln in dem fahlen Totenkopf-Gesicht vertiefte sich. Bar Nergals Augen glühten. Eine unsichtbare innere Kraft schien seine Haltung zu straffen. Eine Kraft, die nicht in dem ausgemergelten Greisenkörper wurzelte, sondern in den Abgründen eines fanatischen, aufs äußerste gespannten Geistes.
    »Wir werden die Frevler vernichten«, flüsterte er. »Auf die einzige Art, die jetzt noch möglich ist! Eine unfehlbare Art! Wir werden über dem Tal eine Bombe abwerfen. Eine der Bomben, die du Atomwaffen nennst.«
    Carrisser schwieg.
    Er war nicht einmal überrascht, denn genau dies war es gewesen, was er vorhin für einen kurzen Moment geargwöhnt hatte. Ein Plan, den nur ein Wahnsinniger ersinnen konnte. Der Uranier hatte das Gefühl, als sei das Damokles-Schwert, das seit geraumer Zeit über seinem Haupt schwebte, nun plötzlich auf ihn herabgestürzt.
    Eine nukleare Explosion auf der Erde ...
    Atomwaffen, geächtet seit Jahrhunderten!
    Wenn sie je wieder eingesetzt wurden, irgendwo im Sonnensystem, würde das mehr sein als eine lokale Katastrophe, würde es zum Symbol werden, zum flammenden Fanal, zum Anfang vom Ende eines zweitausend Jahre währenden Friedens. Das durfte nicht geschehen. Die Priester konnten es nicht allein bewerkstelligen, und er, Carrisser, durfte es nicht zulassen. In diesen Sekunden dachte er nicht mehr an seinen Auftrag, an seine Karriere, an Erfolg oder Mißerfolg. In diesen Sekunden war er bereit, notfalls sich selbst zu opfern, und noch glaubte er sich stark genug, um jedem Zwang zu widerstehen.
    »Nein«, sagte er hart. »Du mußt wahnsinnig sein, Bar

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