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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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einzuleiten. Die Versammlung löste sich auf. Nur Conal Nord blieb noch einen Moment an der Tür stehen.
    Der Präsident warf ihm einen Blick zu. Die beiden Männer verband eine lebenslange Freundschaft, aber die Ereignisse des letzten Jahres hatten einen Bruch hinterlassen.
    »Sie wissen, daß ich diese Entscheidung treffen mußte, Conal«, sagte Jessardin. »Der Rat würde keine andere Lösung akzeptieren. Nicht mit dem Schreckgespenst einer nuklearen Explosion auf Terra vor Augen.«
    »Ich weiß, Simon.« Der Venusier zögerte. »Eine begrenzte Aktion gegen die Priester in der Ruinenstadt hat wirklich keine Aussicht?«
    »Aussicht auf Erfolg - ja. Aber keinerlei Aussicht, den Rat zufrieden zu stellen.«
    »Sie haben Carrisser zur Erde geschickt. Wollen Sie ihn opfern?«
    Der Präsident schüttelte den Kopf. Die Linien um seine grauen, Augen zeichneten sich schärfer ab als sonst.
    »Nein, ich will ihn nicht opfern«, sagte er müde. »Ich schicke ein Schiff nach New York, um ihn herauszuholen. Und ich werde eine Aufklärungs-Einheit unter Strahlenschutz in das Tal im Himalaya schicken, um herauszufinden, was dort genau geschehen ist.«
    *
    Langsam zog der silberne Punkt unter dem Nachthimmel dahin.
    Im klaren, träge strömenden Wasser des Flusses spiegelten sich die Sterne. Wind strich über die endlose Steppe jenseits der Niederung. Charru von Mornag stützte die Hand gegen den Stamm eines kahlen, verkrüppelten Baumes und spähte aufmerksam nach oben.
    »Das marsianische Schiff«, sagte sein Blutsbruder Camelo von Landre neben ihm.
    Charru nickte.
    Sie hatten die »Deimos I« schon in der Nacht zuvor entdeckt. Der Kampfkreuzer, mit dem Marius Carrisser zur Erde gekommen war, hing im Orbit über dem Himalaya, und die Atombomben-Explosion in dem fernen Hochtal konnte den Ortungsinstrumenten nicht entgangen sein.
    »Jedenfalls kehren sie nicht zum Mars zurück«, sagte Gerinth, der Älteste der Tiefland-Stämme. »Sie gehen in eine Umlaufbahn. Aber was wollen sie noch hier?«
    »Carrisser suchen.« Charru zuckte die Achseln. »Sie können sich doch ausrechnen, daß ihr Mann den Priestern nicht freiwillig geholfen hat. Wenn Carrisser noch lebt, ist er ein Gefangener.«
    »Ob sie uns für tot halten?« fragte Camelo gedehnt.
    »Wahrscheinlich. Wir sind ja buchstäblich in letzter Minute entkommen.« Charru machte eine Pause und biß sich auf die Lippen. »Ich muß endlich wissen, was da passiert ist.«
    »Du weißt, daß es nicht geht. Lara sagt, im Augenblick ist die Strahlungsintensität selbst für die Beiboote zu groß. Wir müssen warten.«
    »Warten! Warten! Und wenn es Überlebende gibt? Wenn wir ...«
    Charru brach ab und warf mit einer zornigen Bewegung das lange schwarze Haar zurück.
    Er wußte, daß Gerinth recht hatte. Die Boote, die sie bei dem Überfall auf die »Deimos« erbeutet hatten, verfügten über Strahlenschirme, aber deren Belastbarkeit war begrenzt. Sie mußten wirklich warten. Zwei oder drei Tage. Und bis dahin konnte niemand jenen künstlich durch genetische Manipulation erzeugten Menschen helfen, dem Volk von Clones, das in der Dunkelheit einer unterirdischen Festung im Himalaya die Große Katastrophe vor mehr als zweitausend Jahren überlebt hatte.
    Falls ihnen überhaupt noch zu helfen war!
    Jede Wahrscheinlichkeit sprach dagegen. Aber Charru fiel es schwer, die grausamen Tatsachen zu akzeptieren. Mit zusammengebissenen Zähnen ging er zu dem Platz an der Flußbiegung hinüber, wo die fünf Beiboote und ein Dutzend provisorischer Zelte standen.
    Die Menschen begannen sich einzurichten.
    Lara Nord kontrollierte mit dem Strahlenmesser regelmäßig Luft und Wasser. Sie bewegte sich schwerfällig wegen der fortgeschrittenen Schwangerschaft. Charru dachte an sein Kind, das sie zur Welt bringen würde - sein Kind. Selbst jetzt, in dieser gefährlichen, ungewissen Lage, war es ein gutes Gefühl zu wissen, daß sein Kind auf der Erde geboren werden würde, in Freiheit, nicht in der gespenstischen Spielzeugwelt unter dem Mondstein, wo die Terraner so lange als wehrlose Versuchsobjekte gelebt hatten.
    Stimmengewirr unterbrach seine Gedanken.
    »Ciran!« schrie jemand. Zwischen den Beibooten entstand ein kurzes, wildes Handgemenge, und im nächsten Moment löste sich eine taumelnde Gestalt aus dem Schatten.
    Ciran, der seinem Bruder Cris in einem unbewachten Moment das Messer entrissen hatte.
    Beide gehörten zu dem Volk, das in den Ruinen von New York vegetierte und die Priester um Bar Nergal

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