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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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seiner Mutter und neigte ehrerbietig den Kopf. Sein Gesicht war bleich. Er allein hatte vom Flugzeug aus gesehen, was die Atombombe in dem Tal angerichtet hatte. Und er glaubte seine Brüder unter den Opfern: Cris und vor allem den vierzehnjährigen Ciran, der Bar Nergal immer treu ergeben gewesen war.
    »Glaubst du, daß du einige deiner Geschwister zu Piloten ausbilden kannst?« fragte der Oberpriester.
    »Nein, Herr«, sagte Chan ausdruckslos. »Sie sind zu jung, noch Kinder.«
    Bar Nergal wollte etwas sagen, dann atmete er aus. Er spürte den Blick aus Charilan-Chis gelben Katzenaugen und begriff mit hellwachem Instinkt, daß er nicht zu weit gehen durfte. Die Königin der toten Stadt hatte zu viele ihrer Söhne verloren, Chan zu viele seiner Brüder.
    »Du hast recht«, bestätigte der Oberpriester. »Aber andere wirst du ausbilden können, nicht wahr?«
    »Ja, Herr.«
    »Gut. Wir haben noch drei Flugzeuge, also brauchen wir drei Piloten. Zai-Caroc, Olant!«
    Die Angesprochenen zuckten zusammen.
    Zai-Caroc fing sich sofort wieder, weil er wußte, daß es gefährlich sein konnte, Feigheit zu zeigen. Olant war ein blasser, magerer Tempeltal-Mann mit schütterem Haar und hellen, unsteten Augen. Auch er widersprach nicht. Er war den Priestern gefolgt, weil er sich im Chaos von Kampf, Gefahr und unfaßbaren Ereignissen blindlings an das Gewohnte geklammert und längst aufgehört hatte, mit dem Schicksal zu hadern.
    »Beginnt sofort mit der Arbeit!« ordnete der Oberpriester an. »Shamala? Beliar?«
    »Ja, Herr?«
    »Die Abschußrampe steht noch, die der Marsianer damals für das Lenkgeschoß errichtet hat. Und es sind noch mehr Lenkgeschosse in den Kellern. Erinnert ihr euch, wie sie transportiert und auf der Rampe befestigt werden?«
    »Aber ...«, begann Shamala einen zögernden Einwand.
    »Begreift ihr nicht?« peitschte Bar Nergals Stimme dazwischen. »Seht ihr nicht, daß wir uns wehren müssen, wenn die marsianische Flotte kommt, um unsere Stadt dem Erdboden gleichzumachen? Ein Lenkgeschoß hat die »Terra« zerstört. Also kann ein Lenkgeschoß auch andere Schiffe zerstören. Und wir werden jedes Schiff zerstören, das kommt, um uns zu vernichten. Ich schwöre, wir werden es tun!«
    Hoch aufgerichtet stand er da, düster in seiner blutroten Robe, das Gesicht unter dem kahlen Schädel fahl und eingefallen wie ein Totenkopf - eine fast dämonische Gestalt im unruhigen Licht der Fackeln. Shamala schluckte und wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
    »Es wird schwer werden, Herr«, flüsterte er.
    Bar Nergal breitete die Arme aus.
    Seine Augen glühten. So hatte er unter dem Mondstein auf den Stufen der Tempelpyramide gestanden und die Götter gerufen. Jetzt wurde er selbst als Gott verehrt, und das Bewußtsein seiner Macht weckte eine Kraft in ihm, die in den Tiefen von Fanatismus und Besessenheit wurzelte.
    »Wollt ihr, daß diese Stadt zerstört wird?« rief er. »Du, Charilan-Chi - willst du deine Kinder tot sehen? Wollt ihr alle sterben? Wollt ihr euch wie Schafe abschlachten lassen, ohne euch zu wehren?«
    »Nein, Erhabener! Niemals!« Die gelben Augen der Königin funkelten.
    »Nein«, wiederholte Shamala, in dessen Blick ein düsteres Feuer aufglomm.
    »Nein! Niemals!« fielen die Priester ein, die Akolythen und schließlich zögernd auch die Tempeltal-Leute. Bar Nergal atmete aus und lächelte.
    »Wir haben Waffen«, sagte er leiser. »Wir haben Flugzeuge, und wir werden Piloten haben. Wir haben Lenkgeschosse, und wir werden sie einsetzen. Beginnt mit der Arbeit! Und beeilt euch, seid schneller als unsere Feinde! Denkt daran, daß unsere Feinde mächtig sind.«
    Langsam ließ er die Arme sinken.
    Prüfend wanderte sein Blick von einem zum anderen. Jähe Erregung lag auf den Gesichtern, und selbst in den gelben Augen der Katzenfrauen, die er nicht als Menschen betrachtete, glaubte Bar Nergal den Funken der Begeisterung zu sehen.
    In diesen Sekunden war der Oberpriester felsenfest davon überzeugt, daß es nichts gab, was seine Macht jetzt noch erschüttern konnte.
II.
    Über Kadnos-Port lag das harte malvenfarbene Licht der marsianischen Morgendämmerung.
    Vor wenigen Minuten war die mächtige »Kadnos III« gestartet, um im Überlicht-Flug den fernen Uranus anzusteuern. Die Männer, die im Frachtbereich in einer der Hallen aus grauem Einheits-Baustoff arbeiteten, störten sich nicht an dem urwelthaften Donnern der Triebwerke. Sie trugen die einteiligen dunkelblauen Anzüge des Raumhafens mit einem

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