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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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schwer war, mit ihm zu reden. Er bezweifelte, ob er wirklich richtig gehandelt hatte. Er quälte sich mit Grübeleien, und er blieb mit seinen Zweifeln allein, weil er niemandem wirklich vertraute.
    Und niemand ihm, fügte Charru in Gedanken hinzu.
    Ciran hatte in einem der Flugzeuge gesessen, deren Bomben Yatturs Volk auslöschten. Der Anblick des zerstörten Fischerdorfes und der Toten gehörte zu den Dingen, die sich nicht so leicht vergessen ließen. Ciran war zwar fast noch ein Kind mit seinen vierzehn Jahren - aber eben nur fast.
    »Vielleicht hätten wir versuchen sollen, mit Charilan-Chi zu reden«, meinte Gillon von Tareth aus seinen Gedanken heraus.
    »Nein«, widersprach Charru.
    »Aber ...«
    »Nein, Gillon!« pflichtete Camelo seinem Blutsbruder bei. »Sie war aufgewühlt und ihrer selbst unsicher. Sie hatte Menschen ihres Volkes sterben sehen, sie zweifelte an Bar Nergal, und sie wollte vor allem keine Entscheidung treffen. Jedes Wort von uns hätte sie doch noch zu dieser Entscheidung treiben können. Und die wäre dann vermutlich gegen uns ausgefallen.«
    »Bar Nergal wird sie umbringen, wenn er dahinterkommt«, sagte Erein düster.
    »Hoffentlich«, knurrte Jarlon. »Dann hat er nämlich niemanden mehr, dem die Katzenfrauen gehorchen.«
    Charru warf seinem Bruder einen Blick zu.
    Jarlon hatte seine eigenen Gründe, das Volk der toten Stadt zu hassen. Das Mädchen, das er liebte, war vor seinen Augen von den Ratten zerrissen worden. Ein Mädchen, dessen Volk an der Nordküste Europas lebte und das jetzt ebenfalls dem Untergang geweiht war.
    »Welche Rolle spielt es, ob die Katzenfrauen Bar Nergal gehorchen«, brummte Karstein. »Die tote Stadt wird so oder so untergehen. Und wir haben mit der »Solaris« und unseren eigenen Leuten genug zu tun. Wir könnten ohnehin nicht die halbe Erde auf den Merkur bringen.«
    »Heilige Flamme«, dachte Charru ahnungsvoll.
    Sie hatten die Ruinenstadt verlassen, marschierten durch die Wüste auf den Landeplatz der Beiboote zu, also blieb ihnen reichlich Gelegenheit zum Reden. Und Jarlon hatte Zeit gehabt, über die Vergangenheit und die Zukunft nachzugrübeln.
    Eine steile Falte stand auf seiner Stirn.
    »Ich weiß selber, daß wir uns nicht um die halbe Erde kümmern können«, sagte er gepreßt. »Trotzdem hat Charru Ciran versprochen, seinen Leuten zu helfen, oder?«
    »Nicht versprochen«, verbesserte Karstein. »Er hat nur gesagt, daß er versuchen wird, ihnen zu helfen, wenn sie Hilfe wollen, daß er ...«
    »Aber warum ausgerechnet Cirans Leuten? Warum denen, die uns immer nur bekämpft und die Yatturs Volk auf dem Gewissen haben? Warum müssen sie es sein? Warum nicht jemand anders - irgend jemand ...«
    »Du denkst an Schaolis Volk?« fragte Charru ruhig.
    Der Junge biß sich auf die Unterlippe. »Ja! Warum nicht? Warum nicht ihr Volk?«
    Schaoli war der Name des Mädchens, das ihr Ende unter Klauen, und Zähnen der mutierten Ratten gefunden hatte. Jarlons Blick wanderte trotzig von einem zum anderen. Er hatte den geheimen Zorn lange in sich verschlossen, jetzt brach er sich Bahn.
    Charru unterdrückte einen Seufzer und wandte sich um.
    »Jarlon ...«
    »Mach' keine großen Worte! Erklär' mir nur einfach, warum du ausgerechnet die Priester retten willst und Cirans Leute.«
    »Weil die Priester trotz allem zu uns gehören - zu unserem Volk. Weil die Menschen der toten Stadt nicht nur Cirans Leute sind, sondern auch Cris' Leute, und weil wir ihm etwas schulden.«
    »Schulden wir Schaolis Volk nichts?« fuhr Jarlon auf.
    »Vielleicht. Aber wenn du schon so rechnest, mußt du einsehen, daß wir zum Beispiel den Goldenen aus den Wäldern Afrikas viel mehr schulden. Das Leben von Lara und Kormak. Das Leben meines Sohnes. Und dein Leben, denn wir hätten dir nicht zu Hilfe kommen können, wenn wir alle dort gestorben wären.«
    »Trotzdem!« murmelte Jarlon verbissen.
    »Was heißt das? Du weißt doch genau, daß wir nicht allen helfen können, denen wir gern helfen möchten - du hast es eben selbst gesagt. Was sollen wir denn tun? Was bleibt uns anderes übrig als der Versuch, diejenigen zu retten, die zu uns gehören?«
    »Die Priester ...«
    »Es geht nicht nur um die Priester. Kannst du dich an die Zeremonie erinnern, als Yattur und Tanit den Bund schlossen? Als ich als Zeuge dieses Bundes aufgetreten bin und für Yattur gebürgt habe?«
    »Ja, natürlich«, sagte Jarlon widerstrebend.
    »Dann weißt du genau, daß Yattur damit fast wie ein Bruder für mich

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