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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Charilan-Chi stand reglos und starrte die Männer an. Die Fackeln hinter ihr mischten sich mit dem Widerschein der Batterielampe zu einem eigentümlichen Zwielicht, das die puppenhaften Züge in eine Maske verwandelte und die schrägen gelben Augen wie Bernstein glänzen ließ.
    Charru rührte sich nicht.
    Seine Magenmuskeln hatten sich verkrampft. Er wußte, daß sie jedem Angriff begegnen konnten. Aber er hatte diesen Kampf vermeiden wollen.
    Als Charilan-Chi ihre goldene Mähne zurückwarf, schien eine kleine Ewigkeit vergangen zu sein.
    »Ihr wollt Waffen?« fragte sie in einem leisen, eigentümlich tastenden Tonfall.
    Charru schüttelte den Kopf. »Keine Waffen. Nur Werkzeug. Dinge, die wir für unser Schiff brauchen.«
    »Mit dem ihr fortfliegen wollt? Diese Welt verlassen?«
    »Ja.«
    »Und mein Sohn Ciran lebt?«
    »Ja, er lebt.«
    »Cris?«
    »Auch er.«
    Wieder dehnte sich das Schweigen.
    In dem diffusen Licht konnte Charru den Ausdruck auf dem schönen, katzenhaften Gesicht der Frau nicht erkennen. Nur die gelben Augen schienen sich zu verdunkeln, als senke sich ein Schleier darüber.
    »Geht«, sagte Charilan-Chi leise. »Geht schnell, ehe die Priester euch töten. Von uns wird es niemand mehr tun.«
    Mit einer raschen Bewegung wandte sie sich ab, und im nächsten Moment war sie mit ihren Kriegerinnen und den Ratten wie ein Spuk verschwunden.
III.
    Dezentes Stimmengewirr erfüllte den kleinen Kuppelsaal mit den schimmernden Leuchtwänden und den breiten Panoramafenstern, deren Filterstäbe den harten Glanz des Tageslichts dämpften.
    Der Raumhafen-Kommandant von Kadnos Port lächelte und schüttelte Hände. Die Abordnung von der Universitätsverwaltung stand in kleinen Gruppen beisammen und genoß den Wein, der aus den staatlichen Zuchtanstalten in den Garrathon-Bergen stammte. Verwaltungsdiener in Weiß liefen eilfertig herum und servierten Delikatessen: natürliche Nahrungsmittel, ansonsten Staatsempfängen vorbehalten, da fast alle einflußreichen Persönlichkeiten in Kadnos dem Beispiel des Präsidenten folgten, der keinerlei Privilegien für sich in Anspruch nahm.
    Der Start des Forschungsschiffs »Urania II« war nur mittelbarer Anlaß für den festlichen Akt.
    Der Aufwand galt dem Mann, der wenig später in Begleitung von Simon Jessardin und Conal Nord den Raum betrat. Nelson Peyrac, Generalgouverneur des Jupiter, hatte sich zu einem überraschenden Besuch in Kadnos entschlossen. Anlaß dieses Besuches allerdings war der Start der »Urania«. Die Wissenschaftler von Peyracs Heimatplaneten forschten seit Jahren auf dem Gebiet gezielter Klimabeeinflussung. Die zahlreichen, aber unwirtlichen Jupiter-Monde luden dazu ein. Groß angelegte Experimente waren jedoch bis heute mit Rücksicht auf die möglichen Gefahren unterlassen worden.
    Peyrac hatte eine Abordnung führender Professoren mitgebracht, deren hellblaue Gewänder unter den traditionellen mattroten Trachten der Universität Kadnos auffällig hervorstachen.
    Der marsianische Raumhafen-Kommandant fühlte sich überflüssig in der Gesellschaft. Aber seine Anwesenheit war gewünscht worden, da es offiziell um den Start der »Urania« ging. Er wußte, daß sich die Tower-Besatzung um diese Zeit wahrscheinlich schon die Köpfe zermarterte, weil der Fahrplan durcheinanderzugeraten drohte. Der Generalgouverneur des Jupiter redete offenbar gern und viel. Vermutlich lag das an einem gewissen Nachholbedarf an Informationen. Auf seinem im Vergleich zu Mars oder Venus gigantischen Planeten mit den zwölf Monden hatte er eine Aufgabe, die ihm normalerweise wenig Zeit ließ, sich um die Probleme des restlichen Sonnensystems zu kümmern.
    Im Moment verdaute er die Überraschung, daß Simon Jessardin, als Präsident der Vereinigten Planeten für das gesamte Sonnensystem zuständig, über die Probleme des Jupiter so genau informiert war wie Peyrac selbst.
    Die Tatsache war allgemein bekannt, aber das änderte nichts daran, daß sie die Betroffenen - vom Sachbearbeiter oder Ausschuß-Vorsitzenden bis, wie in diesem Fall, zum Gouverneur und Generalbevollmächtigten des Rates - immer wieder von neuem überraschte. Conal Nord hatte ein Lächeln unterdrückt, jetzt wurde er wieder ernst. Im Grunde bewies Peyracs Verblüffung nur, daß er nicht im Entferntesten an die Kompetenz und Persönlichkeit des Präsidenten heranreichte. Über das Scheitern des Projekts Mondstein und die Ereignisse auf Terra, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Operation »Tödlicher

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