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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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erfüllte, war unerheblich, denn es handelte sich ohnehin nur um Rädchen im Getriebe.
    Der Venusier runzelte die Stirn, als er den Transportschacht betrat und ein Stockwerk tiefer fuhr.
    Da er unterwegs ein paarmal in der Wüste ausgestiegen und seine Tunika entsprechend staubig war, ließ er sich zunächst vom Transportband in die Gäste-Suite tragen, um sich frisch zu machen. Als letztes streifte er die Amtskette über den Kopf. Ein altertümliches Requisit, das gleichwohl dem kühlen, rationellen Geist der Vereinigten Planeten bis heute getrotzt hatte.
    Ein paar Minuten später geleitete ein Verwaltungsdiener Conal Nord ins Büro des Präsidenten der Vereinigten Planeten.
    Simon Jessardin saß zurückgelehnt hinter seinem Schreibtisch. Auf dem Sichtgerät erlosch soeben der Text eines Funkspruchs. Außer dem Präsidenten waren sein Stellvertreter Horvath Cann und der hagere Vollzugschef Jom Kirrand anwesend, doch beide verabschiedeten sich auffallend rasch, als der Generalgouverneur der Venus eintrat. Vermutlich, weil Jessardin allein mit dem Besucher sprechen wollte - und weil er die Abneigung kannte, die sich im Laufe der Zeit zwischen Conal Nord und dem fähigen, aber bisweilen engstirnigen Vollzugschef herausgebildet hatte.
    Der Präsident lächelte. »Setzen Sie sich, Conal. Ich habe eine sehr gute Nachricht für Sie. Bitte sehr!«
    Mit hochgezogenen Brauen nahm Conal Nord den Computerausdruck entgegen, den der Präsident ihm reichte. Der Text eines Funkspruchs von der »Urania«. Nord überflog die Worte und spürte, wie ihn ein Schwindelgefühl ergriff, das fast an die Euphorie eines Drogenrausches erinnerte.
    Eine volle Minute lang starrte er auf die weiße, bedruckte Folie. Er wußte, daß ihm Jessardin die Nachricht in dieser Form gegeben hatte, damit ihm Gelegenheit blieb, seine Fassung zurückzugewinnen. Und er spürte, daß es nötig gewesen war. Als er den Kopf hob, hatte er sich immer noch nicht völlig gefangen.
    »Gerechter Himmel!« Seine Stimme klang rauh vor Erregung. »Ich hatte es gehofft. Ich habe es irgendwie die ganze Zeit über nicht fertiggebracht, die Hoffnung aufzugeben, daß Lara lebt. Und jetzt ...«
    »Die »Urania« ist inzwischen auf dem Rückweg«, sagte Jessardin. »Ich habe hier einen kompletten Bericht über die Ereignisse. Sie wären eher informiert worden, Conal, aber die erste Dringlichkeits-Anfrage von der »Urania« kam während der Nacht und landete bei Jom Kirrand als ranghöchstem erreichbaren Mitglied des Sicherheits-Ausschusses.«
    Nords Magenmuskeln zogen sich zusammen.
    Der Gedanke, der ihn durchzuckte, war absurd. Jom Kirrand hätte nie gewagt, Anweisungen zu geben, die seiner persönlichen Abneigung gegen den Generalgouverneur entsprangen.
    »Und Laras Kind ist wohlauf?« fragte der Venusier mit einem zögernden Unterton.
    Jessardin nickte. Das schmale Asketengesicht unter dem kurzgeschorenen silbernen Haar straffte sich unmerklich. Laras Kind, der Sohn Charru von Mornags - das war ein wunder Punkt, der vermutlich noch Probleme aufwerfen würde.
    »Kann ich den Bericht sehen?« fragte Conal Nord.
    »Selbstverständlich. Ich habe einen Ausdruck anfertigen lassen, weil ich annehme, daß Sie das gesamte Material später noch in Ruhe studieren wollen.«
    »Danke, Simon ...«
    Der Venusier griff nach dem dünnen Folienstapel und begann, den Text zu überfliegen. Eine steile Falte kerbte sich auf seine Stirn. Die »Solaris« wider Erwarten nicht im Himalaya abgestürzt, sondern in der Hand der Terraner ... Sie lebten alle noch, waren der Atomexplosion im Tal der geheimnisvollen Clone-Rasse wie durch ein Wunder entkommen. Jetzt wollten sie zum Merkur fliehen und sich Conal Nords Bruder anschließen. Natürlich hatte Mark keine Sekunde gezögert, sich auf ihre Seite zu schlagen. Er war ein Nord. Genau wie Lara, die der Kommandant der »Solaris« zusammen mit ein paar anderen als Geisel genommen hatte.
    Daß dieser John Coradi inzwischen umgeschwenkt und mit einer seiner Geiseln auf einer aussichtslosen Flucht war, entlockte Conal Nord ein flüchtiges Stirnrunzeln.
    Die dritte Geisel, oder vielmehr die vierte, wenn man das Baby mitrechnete, lebte nicht mehr. Ein Mann namens Jon Erec, offenbar geistesgestört. Der Vollzugschef hatte seine sofortige Liquidierung angeordnet. Typisch Kirrand, dachte der Venusier.
    »Wir werden in dieser Angelegenheit unbürokratisch verfahren, Conal«, sagte Jessardin. »Jom Kirrand ist sich inzwischen über die politischen Aspekte des

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