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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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jede Bodenfalte konzentriert, weil er nicht nachdenken wollte. Jetzt beugte er sich ruckartig vor und kniff die grünen Augen zusammen.
    »Menschen!« sagte er ungläubig.
    »Menschen?«
    Charrus Stimme vibrierte.
    Nach ein paar Sekunden hatte er die beiden winzigen Gestalten ebenfalls entdeckt. Er wußte, daß es nicht Lara, Jon Erec oder Irnet sein konnten. Aber das änderte nichts daran, daß die sinnlose, verzweifelte Hoffnung von neuem in ihm aufzuckte wie eine Flamme.
    Seine Hände zitterten, als er die Geschwindigkeit verringerte und den Kurs änderte.
    Ruckartig fiel das Beiboot tiefer, hielt auf die beiden Gestalten zu, näherte sich rasch. Ein Mann und ein Mädchen! Jetzt hatten sie das Singen der Triebwerke gehört und wandten sich taumelnd um.
    Irnet in dem weißen Kleidungsstück, das die Marsianer Patienten und Todeskandidaten verpaßten.
    Ein Mann in einer schwarzen Uniform - Coradi!
    Charrus Schläfen summten. Seine Hände bewegten sich von selbst, drückten das Beiboot so hart nach unten, daß Gillon und Karstein in ihren Gurten herumgeschleudert wurden. Die beiden Menschen in der Wüste standen starr da, winkten nicht, rührten sich nicht. Irret schwankte. Der Mann umfaßte ihren Arm, um sie zu stützen. Mit der freien Hand tastete er zum Gürtel, ohne das anfliegende Fahrzeug aus den Augen zu lassen.
    »Verdammt!« knurrte Karstein. »Irnet und dieser Hund von einem Marsianer! Das begreife ich nicht!«
    »Ich schon«, sagte Gillon gepreßt. »Charru, du ...«
    Das Beiboot erzitterte in seinen Grundfesten:
    Mit einem harten Ruck krachten die Landestützen auf den felsigen Grund, ein Warnsignal gellte auf, weil die Triebwerke um Sekunden zu früh ausgeschaltet worden waren. Staub wirbelte hoch, hüllte das Fahrzeug in eine dichte Wolke.
    Charru schüttelte die Gurte ab und sprang auf, noch während das durchdringende Singen verebbte.
    »Charru ...«, begann Gillon beschwörend.
    Er hörte nicht.
    Mit einem Schritt stand er an der Luke, stieß sie auf und sprang in den trockenen Sand. Seit dem Start des Schiffs hatte er nichts gefühlt außer kalter Leere, jetzt brach tief in seinem Innern ein unsichtbarer Damm. Die Staubwolke legte sich, doch vor seinen Augen lagen immer noch rote Schleier. Er hörte nicht, was ihm Gillon nachrief. Er nahm auch Irnet nicht wahr, die taumelnd gegen einen Felsen sank, weil Coradi sie zur Seite geschoben hatte. Charru sah nur die Gestalt in der schwarzen Uniform, und die ganze Welt schien sich zusammenzuziehen und auf diese eine Gestalt zu konzentrieren.
    Lara, hämmerte es in ihm.
    Erlend ... Lara ...
    Der Marsianer wich zurück. Seine Hand umklammerte den Griff der Waffe im Gürtel. Das eingefallene, erschöpfte Gesicht verzerrte sich. Charru sah nicht, daß sich sein Gegner kaum noch auf den Beinen halten konnte, sah nicht einmal die Bewegung, mit der Coradi den Laser aus dem Gürtel riß.
    »Achtung, Charru!« gellte Gillons Stimme.
    Glutrot zuckte der Feuerstrahl auf. Charru warf sich instinktiv zur Seite, fühlte Gluthitze über seinen Rücken streichen. Über die Schulter rollte er ab, überschlug sich im Sand, und noch während er auf die Knie kam, hielt er schon den Dolch in der Rechten.
    Wie ein funkelnder Pfeil zischte die Waffe durch die Luft.
    John Coradi schrie, als sich die Klinge in seine Schulter bohrte. Der Anprall schleuderte ihn zurück, der Laser entglitt seinen kraftlosen Fingern. Er wollte sich herumwerfen, fliehen, aber er schaffte nur drei, vier Schritte, bis die Knie unter ihm nachgaben.
    Charru war aufgesprungen.
    Wie aus weiter Ferne hörte er Gillons beschwörende Stimme seinen Namen rufen, doch er achtete nicht darauf. Wut verschleierte seine Augen. Eine blinde, verzweifelte, alles vergessende Wut, die in seinem Blut sang, jeden Nerv seines Körpers aufpeitschte, jede Faser seines Selbst mit vernichtender Glut füllte. Er konnte nicht mehr denken. Nichts existierte mehr außer diesem Mann dort, der ihm Lara und Erlend genommen hatte. Mit einem Schrei des Entsetzens taumelte John Coradi vom Boden hoch, doch da fühlte er sich schon gepackt und herumgewirbelt.
    »Nein!« schrie Irnet auf.
    Coradi taumelte, von einer Kette blitzartiger, mörderischer Fausthiebe zurückgetrieben. Sein Fuß verhakte sich hinter einem Stein. Erneut stürzte er zu Boden, und Charru warf sich mit einem wilden, erstickten Fauchen über ihn.
    Wie eine Stahlklammer schloß sich die braune, sehnige Rechte des Barbarenfürsten um die Kehle des anderen.
    Zwei, drei

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