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Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle

Titel: Söhne der Erde 20 - Durch die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Falles klar, und der Rat - falls es zu einer Debatte kommen sollte - wird meine Entscheidung akzeptieren. Ich habe Ihnen damals zugesagt, daß Ihre Tochter unbehelligt zur Venus zurückkehren und dort ihre Spezial-Ausbildung beenden oder ihren Beruf als Ärztin ausüben kann. Bei dieser Zusage bleibt es. - Was den Merkur betrifft ...« Er machte eine Pause, und seine grauen Augen verengten sich. »Sie wissen, daß in diesem Fall die Sachlage weitaus schwieriger ist. Die Flucht der Barbaren zum Merkur ändert alles.«
    »Warum?« fragte der Venusier, obwohl er die Antwort kannte.
    »Sie wissen es, Conal. Meine abwartende Taktik hing wesentlich von der Voraussetzung ab, daß die Merkur-Siedler auf ihrem Planeten bleiben und nichts, aber auch gar nichts unternehmen. Sie erinnern sich, wie einhellig die Reaktion der Verantwortlichen war, als die Atombombe auf Terra explodierte? Ich weiß, daß Charru von Mornag keine Schuld trifft, aber ich kann nichts daran ändern, daß in den Köpfen sämtlicher Ratsmitglieder die Atombombe auf das Konto der Barbaren geht. Und jetzt fliegen diese Barbaren zum Merkur und stoßen zu den Rebellen um Ihren Bruder, die allein schon als Unsicherheitsfaktor erster Ordnung betrachtet werden. Glauben Sie im Ernst, daß der Rat das hinnimmt?«
    Nord biß sich auf die Lippen. »Und was werden Sie tun?«
    »Ich weiß es nicht, Conal.« Jessardin hob die Hände und ließ sie mit einer fast resignierenden Geste auf den Schreibtisch fallen. »Reden wir ein andermal darüber. Jetzt geht es um Ihre Tochter. Glauben Sie mir bitte, daß ich mich mit Ihnen freue.«
    Conal Nord wußte, daß es die Wahrheit war.
    Auch er wollte sich jetzt nicht in quälende Grübeleien verlieren. Er sah Laras Gesicht vor sich, und eine seltsame, aus Freude und leiser Furcht gleichermaßen gemischte Erregung durchpulste ihn wie ein belebendes Feuer.
    *
    Charru lehnte an einem Felsen, als er wieder zu sich kam, und spürte das Mundstück einer Wasserhaut an den Lippen.
    Sein Kopf schmerzte. Er fühlte sich leer, ausgebrannt - die Reaktion auf den Ausbruch blinder Raserei, an den er sich erinnerte. Gillon kauerte neben ihm. Charru trank ein paar Schlucke von dem lauwarmen Wasser und wischte sich unsicher über die Lippen.
    »Habe ich ihn umgebracht?« fragte er.
    »Nein. Er hat deinen Dolch in die Schulter bekommen, und du hast ihm zwei Rippen gebrochen.«
    Charru richtete sich auf und warf einen Blick zur Seite. John Coradi lehnte mit schmerzverzerrtem Gesicht an dem gleichen Felsen, weil der weit und breit das einzige Fleckchen Schatten in der hitzeglühenden Hölle bot. Auch Irnet kauerte dort. Ihr Gesicht war tränenverschmiert, ihre Hände zitterten, während sie die Schulterwunde des Marsianers mit Leinenstreifen verband.
    »Er tut mir nicht leid«, sagte Charru rauh. »Ich bin nur aus einem Grund froh, daß ich ihn nicht umgebracht habe, weil ich mir nicht die Hände an ihm beschmutzen will. Wie kommt er überhaupt hierher?«
    Gillon erzählte es. Charru runzelte ungläubig die Stirn.
    »Er wollte tatsächlich Irnet retten?« echote er.
    »Scheint so.«
    »Aber er mußte doch wissen, daß er in den sicheren Tod ging.«
    Gillon zuckte die Achseln. »Er konnte nicht mehr klar denken, glaube ich. Irgendwie mußte er plötzlich aufgewacht sein und festgestellt haben, daß er für Irnet etwas empfand, das es ihm einfach unmöglich machte, sie sterben zu lassen.«
    Aber Jon Erec hatte er sterben lassen, dachte Charru bitter.
    Und Lara und das Kind wären unterwegs zum Mars, obwohl Coradi vielleicht auch sie hätte befreien können. Er hatte keinen Grund dazu gesehen. Was bedeutete ihm Jon Erec? Geisteskranke wurden auf dem Mars ganz selbstverständlich umgebracht, dafür gab es sogenannte Euthanasie-Gesetze. Lara und dem Kind drohten in Coradis Augen keine Gefahr, sondern im Gegenteil ein Vorzug, für den er selbst alles mögliche gegeben hätte. In diesem Punkt konnte man dem Marsianer nicht einmal einen Vorwurf machen. Aber er hatte das Vertrauen mißbraucht, das man ihm einräumte, er hatte Lara und die anderen an Bord der »Urania« geschleppt ...
    »Was jetzt?« unterbrach Karsteins rauher Baß seine Gedanken. »Überlassen wir den Kerl seinem Schicksal oder wollen wir ihn mitnehmen?«
    Charru war aufgestanden.
    »Hast du mich daran gehindert, ihn zu töten, um ihn jetzt in der Wüste sterben zu lassen?« fragte er gereizt.
    »Verdient hätte er es.« Karstein verzog das Gesicht und wandte sich um. »Los, steh auf!«

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