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Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Titel: Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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überrascht die Lider zusammen. Gillon hatte sich am Vortag bei einem Sturz verletzt und hinkte leicht. Beide waren von den streitenden Stimmen geweckt worden. Irnet nutzte die Gelegenheit, sich mit einer heftigen Bewegung loszureißen.
    »Du mußt mir helfen, Gerinth! Bitte! Ich - ich habe mich mit John Coradi getroffen. Und ich glaube, Cris hat ihm dort draußen aufgelauert. Sie hassen sich. Es wird bestimmt ein Unglück geben.«
    »Der verdammte Marsianer wird bekommen, was er verdient - das ist kein Unglück«, knurrte Bahran stur.
    Gerinth warf ihm einen Blick zu.
    »Bist du sicher, daß du Cris gesehen hast, Irnet?« fragte der alte Mann.
    »Ganz sicher! Und - und John hat nicht einmal eine Waffe! Es ist nicht gerecht!«
    Gerinth schwieg dazu.
    Das letzte Mal, als Coradi eine Waffe in den Händen hielt, hatte es Jon Erec das Leben und Lara und Erlend die Freiheit gekostet. Vielleicht war es nicht gerecht, aber es war auf jeden Fall besser für den Marsianer, nicht bewaffnet herumzulaufen, solange so viele von den anderen nur auf einen Anlaß warteten, um mit ihm abzurechnen.
    Wenn Cris nicht die Nerven verlor!
    Wenn er sich nicht dazu hinreißen ließ, auch einen unbewaffneten Mann anzugreifen. Denn das wäre nichts anderes als Mord gewesen. Das durfte nicht geschehen - und dabei dachte Gerinth nicht einmal so sehr an Coradi, als an den Jungen selbst, der mit dieser Tat würde weiterleben müssen.
    »Weck Beryl und Brass auf, Gillon«, sagte der alte Mann ruhig. »Komm, Irnet, du mußt mir den Weg zeigen.«
    »Sie wird ...«, begann ihr Vater wütend.
    »Was?« fragte Gerinth.
    Einen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke.
    In den Augen des Ältesten lag die ganze Autorität all der Jahre, in denen er Fürst Erlend beraten, dessen Söhnen zur Seite gestanden und das Erbe der Stämme gehütet hatte. Bahran grub die Zähne in die Unterlippe und zuckte die Achseln.
    »Wie du meinst«, knurrte er. »Aber es wäre besser für uns alle, den Dingen ihren Lauf zu lassen.«
    »Glaubst du das? Geht es immer noch nicht in deinen Schädel, daß Coradi längst wieder zu Hause auf dem Mars wäre und vermutlich als Held gefeiert würde, wenn er nicht das Leben deiner Tochter hätte retten wollen?«
    »Und hätte er es retten müssen, wenn er sie nicht vorher entführt hätte? Er ist selbst schuld! Jeder muß die Folgen seines Handelns tragen.«
    Gerinth antwortete nicht.
    Irnet sah mit weiten Augen von einem zum anderen und atmete auf, als der alte Mann sacht ihre Schultern berührte. Inzwischen war Gillon mit Beryl und Brass zurückgekommen. Alle drei sahen blaß aus. Auch sie ahnten Unheil, und sie beeilten sich, Irnet in den Schatten zwischen den Gebäuden zu folgen.
    Niemand schien die Kälte zu spüren, die binnen Sekunden bis auf die Knochen drang.
    Das gefrorene Wasser des Bachlaufs glänzte blau im Sternenlicht. Zwischen Felsen und Buschwerk ballte sich Dunkelheit wie schwarzer Schlamm, dicht und undurchdringlich. Es war still bis auf das Knacken und Arbeiten des Gesteins, die ständige Bewegung unter dem Einfluß der krassen Temperaturunterschiede, die das Land immer tiefer zerfraßen. Irgendwann sollte eine großzügige Klimakuppel die Umgebung von Merkuria überspannen, würde Boden unter dem Schutz von Energieschirmen bebaut werden und blühendes Kulturland entstehen. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg - ein Weg, von dem niemand wußte, ob man ihnen die Chance lassen würde, ihn zu Ende zu gehen.
    »Dort drüben«, flüsterte Irnet. »Cris stand neben dem abgestorbenen Baum. John ist beinahe mit ihm. zusammengestoßen und ...«
    »Cris?« rief Gerinth. Und lauter: »Cris! Coradi!«
    Keine Antwort.
    Nur der Wind ließ die kahlen Äste ächzen. Gerinth lauschte sekundenlang, dann runzelte er die Stirn und ging mit langen Schritten auf die zerklüfteten Felsbrocken zu, die an dieser Stelle die Sicht auf den Bach verdeckten.
    Die Gestalt in der schwarzen Uniform verschmolz fast mit der Dunkelheit.
    John Coradi lag auf dem Bauch, mit ausgebreiteten Armen, in einer eigentümlichen wehrlosen Haltung. Eine Blutlache breitete sich um seinen Kopf aus, und der Stein, mit dem ihm der Schädel eingeschlagen worden war, glänzte noch feucht im Sternenlicht.
    *
    Eine halbe Stunde später kamen die Männer zurück, die auf der anderen Seite des Planeten die Sprengung vorbereitet hatten.
    Cris war verschwunden, aber er konnte nicht weit sein - nicht zu Fuß in der eisigen Morgendämmerung. Charru machte sich heftige

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