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Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Titel: Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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...«
    »Ich meine, was du konkret tun willst, zum Beispiel wenn der Junge eingesteht, daß er es war. Du hast mir einmal auseinandergesetzt, wie bei euch ein Mord gesühnt wird, nämlich durch eine Art persönlicher Rache. Aber das gilt ja wohl nicht für einen Halbwüchsigen, oder?«
    »Nein, das gilt nicht für einen Halbwüchsigen. Der Rat wird entscheiden. Und ganz gleich, wie diese Entscheidung ausfällt - sie wird dem Betroffenen auf jeden Fall klarmachen, was er getan hat.«
    Mark schwieg einen Moment, dann hob er die Schultern.
    »Dein Problem«, sagte er ruhig. »Und ich bin verdammt froh, daß es nicht meines ist. Ich glaube, ich wüßte beim besten Willen nicht, was ich an deiner Stelle tun würde.«
    Charru antwortete nicht.
    Im Grunde wußte er es selbst nicht. Eine Entscheidung des Rates würde auch von seiner Entscheidung abhängen, und er spürte schon jetzt den Zwiespalt in seinem Innern.
    Die meisten anderen standen in Gruppen beisammen und debattierten, während die ersten Strahlen der Morgensonne die Siedlung überfluteten. Charru ging zu einem der niedrigen Gebäude hinüber, weil er wußte, daß er Schlaf brauchte, wenn er heute abend wieder einsatzfähig sein wollte. Er fuhr zusammen, als er die Gestalt im Halbdunkel des Raumes bemerkte.
    »Cris?« fragte er gedehnt..
    »Ja.« Die Stimme des Jungen klang erstickt.
    »Setz dich und ...«
    »Nein! Ich bin nur gekommen, um dir noch einmal zu sagen, daß ich John Coradi nicht umgebracht habe. Er lebte, als ich ging. Ich hätte vorhin nicht davonlaufen sollen, aber ich habe den Kopf verloren.«
    Charru trat an das kleine Fenster und verstellte die Filterstäbe. Licht flutete herein. Langsam drehte er sich um und sah in das blasse, angespannte Gesicht mit den topasfarbenen Augen.
    Cris hatte das Kinn gehoben.
    »Glaubst du mir?« fragte er heiser.
    Für Sekunden kreuzten sich ihre Blicke.
    Cris rührte sich nicht. Charru biß die Zähne zusammen. Er wußte nicht, ob er in den Augen des anderen wirklich die Wahrheit las oder nur das, was er sehen wollte, weil er Coradi gehaßt hatte und der Junge ihm nahestand. Aber wenn Cris jetzt log, dann würde er so oder so nicht auf Dauer mit dieser Lüge leben können. Und wenn er die Wahrheit sagte und keinen Glauben fand, würde vielleicht für immer etwas in ihm zerbrechen.
    »Es ist gut, Cris«, sagte Charru mit einem tiefen Atemzug. »Ich glaube dir, daß du ihn nicht getötet hast ...«
    *
    Als der Kommunikator summte, hatte Lara gerade ihr weinendes Kind beruhigt und grübelte über die Frage, ob es nicht mehr satt wurde oder ob ihm frische Luft fehlte.
    Mit gerunzelter Stirn schaltete sie den Monitor ein. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie das schmale, jungenhafte Gesicht David Jordens erkannte. Das Funkgespräch! Er hatte es geschafft, das verriet sein wenn auch etwas unsicheres Lächeln. Wohl fühlte er sich bestimmt nicht in seiner Haut.
    Die Laserfunk-Anlage der Universität wurde verhältnismäßig selten benutzt, die Wahrscheinlichkeit war gering, daß jemand das Gespräch auffing, für den es nicht bestimmt war. Aber es konnte nicht einfach gewesen sein, die allgegenwärtigen Kontrollen mit falschen Daten zu überlisten.
    »Darf ich Sie in einer Viertelstunde abholen, Lara?« fragte Jorden.
    »Ja, gern. Ich danke Ihnen ...«
    Beide beendeten das Gespräch rasch, obwohl Verbindungen zu den Gästesuiten des Regierungssitzes als abhörsicher galten. Lara hätte nicht darauf geschworen, daß sie wirklich nicht heimlich überwacht wurde. Andererseits bezweifelte sie, daß irgend jemand auch nur im Traum damit rechnete, David Jorden könne etwas Illegales tun. Alle Beteiligten hofften, daß die Tochter Conal Nords möglichst schnell, unauffällig und problemlos in ihr altes Leben zurückfand. Daß sie sich mit Jorden traf, zur Universität fuhr und sich wieder für wissenschaftliche Themen interessierte, würde man sicher als gutes Zeichen werten.
    Die Verwaltungsdienerin war sofort zur Stelle.
    Lara fand, daß sie zugänglicher und menschlicher wirkte als beim letztenmal. Sicher hatte sie noch nie im Leben darüber nachgedacht, ob ihre Aufgabe ihr Spaß machte. Aber es war offensichtlich, daß sie es jedenfalls nicht als unangenehme Arbeit ansah, auf das Kind zu achten. Lara zögerte einen Augenblick.
    »Wenn er aufwacht, wird er vermutlich schreien«, meinte sie. »Ich weiß selbst nicht genau, ob er nicht mehr satt wird oder ...«
    »Nicht satt?« Das klang ziemlich verständnislos.
    »Er wird

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