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Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Titel: Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Der venusische Chirurg, der das Problem durch Beruhigungsmittel lösen wollte, war auf energischen Widerstand gestoßen. Cris wollte sich nicht beruhigen. Und nach Meinung der Terraner hatte er recht. Es gab keine Drogen, die ihm wirklich helfen konnten, mit sich selbst ins reine zu kommen.
    Stunden vergingen, während die Sonne über der Ebene höher kletterte, Steine und Staub durchglühte und schließlich fast im Zenit stand.
    Die Männer machten eine lange Pause in den klimatisierten Schiffen, weil in der Hitze des merkurischen Mittags jede Bewegung zur Qual wurde. Mark erzählte von einem zwanzig Jahre zurückliegenden Zwischenfall, als für eine Woche sämtliche Klimaanlagen ausgefallen waren und niemand den Fehler finden konnte. Damals hatten die Computer in Kadnos zum erstenmal nachgewiesen, daß die Verhältnisse auf Merkur angeblich für menschliches Leben ungeeignet seien. Und die Siedler waren zunächst nicht einmal traurig darüber gewesen. Der Kampf gegen die extreme Umwelt hatte ihnen gezeigt, daß Leben mehr war als Bequemlichkeit, daß nicht die perfekte Versorgung das menschliche Glück ausmachte. Die Vereinigten Planeten wollten Merkur nicht - also glaubten die Männer und Frauen um Mark Nord, den Planeten für sich beanspruchen zu können. Sie planten ein neues Gesellschaftssystem, eine freie Welt, und sie bedachten nicht, daß ihr Staat es niemandem gestattete, seine Kraft für andere als diesem Staat nützliche Ziele einzusetzen.
    Der Befehl zur Rückkehr hatte eine Zeit voller Hoffnung und Optimismus beendet - und die erste und bisher einzige Rebellion in der Geschichte der Vereinigten Planeten eingeleitet.
    Später vor Gericht wurden die Siedler, die bewaffneten Widerstand geleistet hatten, zum Tode verurteilt. Präsident Jessardin persönlich hatte ihre Begnadigung erreicht, mit einer Begründung, deren Zynismus selbst heute noch Zorn weckte. Die unbestreitbare Tatkraft und die Energie der Rebellen sollten nicht vergeudet werden, sondern in den Bergwerken von Luna nutzbringend angewandt ...
    Bittere Erinnerungen verdüsterten die Stimmung, als sich die Männer wieder auf der Ebene verteilten.
    Sie kamen nur langsam vorwärts, weil die Bohrungen Millimeterarbeit waren. Die Sonne senkte sich bereits, als Dane Farr und Mikael noch einmal mit Peilstrahlen nachmaßen und die Tiefe der Löcher kontrollierten. Mark Nord warf das blonde Haar zurück und atmete tief durch.
    »Fertig«, stellte er fest. »Morgen früh können wir sprengen. Und dann wird es nicht mehr lange dauern, bis wir genug Energie zur Verfügung haben.«
    Camelo lächelte erleichtert.
    Charru wischte sich den Schweiß von der Stirn, blickte in den nackten perlfarbenen Himmel und dachte an die Ortungsinstrumente der »Solaris«, die beständig in die Dunkelheit des Alls hineinhorchten. Irgendwann würden diese Ortungsinstrumente lebendig werden, würden Besucher melden. Charru glaubte nicht daran, daß die Marsianer die Situation auf Merkur hinnahmen, und er wußte, daß auch Mark und die anderen Siedler nicht wirklich daran glaubten.
    Sie lebten alle auf geborgte Zeit.
    Der Frieden, den sie sich wünschten, lag noch in weiter Ferne ...
    *
    Auf der anderen Seite des Planeten herrschte Nacht.
    Eisige, frostklirrende Nacht, in der jeder Tropfen Wasser gefror und die Kälte selbst durch die wärmste Kleidung bis auf die Knochen drang. Irnet zitterte, obwohl sie sich von Kopf bis Fuß in Felle gehüllt hatte. John Coradi trug seine schwarze Uniform und eine silbrig schimmernde Isolierdecke um die Schultern. Seine Arme umschlangen den schmalen Köper des Mädchens, preßten es dicht an sich. Irnet hatte lange gewartet, bis ihre Mutter und ihre jüngeren Schwestern schliefen. Sie fürchtete sich, weil sie wußte, daß niemand aus ihrer Sippe den Marsianer je akzeptieren würde. Aber John Coradi hatte ihr das Leben gerettet, sie liebte ihn, und sie war entschlossen, sich von niemandem in ihren Gefühlen beeinflussen zu lassen.
    Coradi streichelte sanft ihr Haar.
    »Ich liebe dich«, murmelte er. »Ich will diese - diese Zeremonie mit dir feiern. Dann bist du doch meine Frau, nicht wahr?«
    »Ja ... Aber das geht nicht ...«
    »Warum nicht? Bist du nach euren Gesetzen noch nicht alt genug?«
    »Doch, aber ...«
    »Glaubst du auch, daß ich den Jungen umgebracht habe? Glaubst du, daß es meine Schuld war?«
    »Nein.« Irnet schüttelte den Kopf. »Aber nach unseren Gesetzen ist es nicht so einfach, einen Bund zu schließen, wenn die Sippen

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