Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur

Titel: Söhne der Erde 21 - Kampf Um Merkur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
versuchte er, sich in die Situation zu versetzen. Cris hatte den Marsianer mit den Fäusten niedergeschlagen. Der Junge behauptete, Coradi sei liegengeblieben, bewußtlos, zumindest benommen. Und Cris war davongelaufen. Wer immer das beobachtet hatte, mochte eine günstige Gelegenheit gesehen und schnell gehandelt haben, vielleicht in der Absicht, einen Unfall, einen unglücklichen Sturz des Opfers vorzutäuschen. Unter diesen Umständen war es durchaus denkbar, daß auch einer der Siedler zu einem Stein gegriffen hatte, statt zu der Waffe an seinem Gürtel.
    Aber hätte er dann nicht geredet? Spätestens in dem Augenblick, als Cris verdächtigt wurde?
    Charru nagte an der Unterlippe. Es war dieser Punkt, der ihm am wenigstens in den Kopf wollte, der immer wieder Zweifel in ihm weckte. Daß jemand John Coradi in einem Ausbruch von unbezähmbarem Haß den Schädel eingeschlagen hatte, konnte er sich vorstellen. Aber daß der Schuldige jetzt immer noch schwieg, obwohl ...
    »Fertig!« unterbrach Marks Stimme seine Grübeleien.
    Charru nickte. Durch eine Lücke zwischen den Felsen glitt sein Blick auf die staubige Ebene hinaus. Neben ihm griff Dane Farr zu dem kleinen, kastenförmigen Impulsgeber, hob den Deckel ab und aktivierte das Gerät. Die rote Taste lag etwas verdeckt, damit sie nicht zufällig berührt wurde. Außerdem mußte eine zusätzliche Sicherheitssperre gelöst werden. Dane Farr atmete tief durch und drückte den Daumen auf den Sensorpunkt.
    Zwei Sekunden lang geschah gar nichts, dann geriet an einem Dutzend verschiedener Stellen der Boden in Bewegung.
    Staub wirbelte, Energie-Sprengsätze lösten die Struktur der Materie auf, von den Zentren der Explosionen liefen Risse nach allen Seiten und vereinigten sich zu einem Gitter, das einen Teil der Ebene überspannte. Die Initialzündungen waren aus der Entfernung nur schwach zu hören gewesen, der eigentliche Auflösungsprozeß vollzog sich in gespenstischer Lautlosigkeit. Erst jetzt polterten Steine, ächzte und knirschte die gewaltige Felsendecke, unter der sich der See verbarg. Tief aus dem Innern des Bodens stieg ein dumpfes, unheilvolles Grollen. Ein paar Herzschläge lang konnte Charru sehen, wie sich Gesteinsschichten senkten und die Risse weiter klafften. Dann wurde der Staub zu dichtem gelbem Nebel, stieg haushoch in den Himmel, und nur noch das ohrenbetäubende Donnern und Krachen war zu hören.
    Wasser rauschte.
    Ein Schwall gischtender Tropfen spritzte auf und übersprühte die Männer im Schutz der Barriere. Mark warf den Kopf zurück und lachte triumphierend. Dane Farr und Mikael grinsten sich an. Charru starrte immer noch in den gelben Staub, der sich langsam legte und die Ränder eines gewaltigen Lochs freigab.
    Minuten später konnten sie das Wasser sehen: lehmig-trüb, doch das würde sich ändern.
    »Fabelhaft«, murmelte Beryl von Schun. »Ich hätte nicht gedacht, daß das mit so wenig Sprengstoff möglich wäre.«
    »Eine Frage der tektonischen Struktur.« Dane Farr wollte sich den Schweiß von der Stirn wischen und stellte bei dieser Gelegenheit fest, daß er genau wie die anderen von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt war. »Ich glaube ...«
    »He!« mischte sich Mikael ein. »Da drüben hat sich ein Überhang gehalten. Den werden wir gesondert wegsprengen müssen.«
    »Mist! Aber vielleicht ist er brüchig genug, um ihm mit Bohrlasern zu Leibe zu rücken. Schauen wir uns das Ding mal näher an.«
    Sie setzten sich in Bewegung.
    Dort, wo sich gerade noch die tischflache Ebene gedehnt hatte, fielen die Felsen jetzt steil zum Spiegel des Sees ab. Die herabgestürzten Felsen waren im staubbraunen Wasser nicht zu sehen, ebensowenig wie der unterirdische Abfluß. Etwa auf halber Höhe strömte der Fluß aus dem aufgerissenen Höhlengang. Ein Gischtvorhang glitzerte, und ein paar Schritte daneben gab es tatsächlich noch einen Überhang, der aussah, als könne er jeden Augenblick wegbrechen und alles begraben, was sich unter ihm befand.
    »Zu gefährlich, um ihn dort zu lassen«, meinte Mark. »Du hast recht, Dane, wir ...«
    Er unterbrach sich, weil sein Blick auf die winkende Gestalt zwischen den Fahrzeugen gefallen war.
    Einer der Männer saß ständig am Funkgerät, damit sie notfalls von der Siedlung aus erreicht werden konnten. Jetzt wies er auf die offene Luke eines Beibootes. Mark runzelte die Stirn und wechselte die Richtung, die anderen folgten ihm.
    Es war Hank Scanner, der sie erwartete. Auch er hatte die Stirn gefurcht und schien

Weitere Kostenlose Bücher