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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Irnet hob mechanisch die Lampe höher, und der schwache Widerschein fiel auf das schwarz gähnende Loch eines Seitengangs.
    »Bleibt hier!« sagte Alban knapp. »Ich werde nachsehen. Irnet?«
    Das Mädchen reichte ihm die Lampe. Sekunden später war nur noch der fahle Widerschein zu sehen. Katalin und die anderen warteten schweigend in der Dunkelheit, lauschten auf Albans Schritte...
    Etwas knirschte.
    In dem Seitengang polterten zwei, drei Steine. Katalin hielt den Atem an, und im nächsten Moment verkrampfte sie sich vor. Entsetzen.
    Schmetternder Krach schlug an ihr Ohr, ein kurz gellender Schrei, dann ein Prasseln und Poltern, das nicht enden wollte. Staub quoll aus dem Seitengang, füllte die Luft, legte sich schwer auf die Atemwege. Irnet stieß einen schluchzenden Laut aus, Joth und Mircea wichen erschrocken zurück. Der Lärm verebbte. Stille senkte sich herab. Eine tiefe, tödliche Stille, die Katalin erschauern ließ.
    Undeutlich sah sie den Widerschein der Lampe durch den dichten Staub schimmern.
    Ihre Knie zitterten, als sie vorsichtig in den Seitengang tauchte, über Steintrümmer hinwegstieg, den Staub mit dem Blick zu durchdringen suchte. Die Lampe war gegen die Felswand geschleudert worden, aber sie brannte noch. Und drei, vier Schritte weiter lag Alban, dessen Kopf in einem unnatürlichen Winkel auf die Schulter gesunken war.
    Katalin weinte, als sie dem alten Waffenmeister die Augen zudrückte.
    Mit zuckenden Schultern kniete sie neben ihm, wünschte sich sekundenlang nichts anderes, als einfach hierzubleiben und sich nicht mehr vom Fleck zu rühren. Aber irgendwo in der Tiefe des Gangs hörte sie jetzt wieder das erstickte Stöhnen. Benommen stand sie auf, bückte sich nach der Lampe und ging weiter.
    Minuten später fand sie den Mann, der hoffnungslos zwischen Trümmern eingeklemmt war und nur einen Arm bewegen konnte.
    Hunon! Der Riese von den alten Marsstämmen - jenem Volk, das vor Jahrtausenden die Sonnenstadt erbaut hatte und jetzt unter Drogeneinfluß als willenlose Marionetten in Reservaten vegetierte. Blut verschmierte Hunons kantiges, dunkles Gesicht, über dem immer ein Hauch von Düsternis zu liegen schien. Seine Lippen zuckten, formten krächzend Katalins Namen.
    »Hunon! Um Himmels willen! Bist du schlimm verletzt?«
    »Ich - weiß nicht. Ich kann... kann mich nicht befreien...«
    Katalin sah mit einem Blick, daß es weder ihr noch Mircea oder Joth möglich sein würde, die Felsen zu bewegen, die den Hünen in ihrer gnadenlosen Umklammerung hielten. Hastig löste die junge Frau eine Wasserhaut vom Gürtel, stützte Hunons Kopf und setzte ihm das Mundstück an die Lippen. Er trank gierig, lächelte dann dankbar. Katalin befeuchtete ein Tuch und wischte ihm sanft den Schweiß von der Stirn.
    »Ich hole Hilfe«, versprach sie. »Aber du darfst dich nicht rühren, hörst du? Der Gang könnte zusammenbrechen.
    »Katalin... Was ist geschehen? Ich war bewußtlos, ich ...«
    »Später«, flüsterte sie. »Wir holen dich, Hunon. Sofort!«
    Der große Mann schloß erschöpft die Augen.
    Katalin wandte sich ab und glitt vorsichtig durch den Gang zurück. Neben Alban blieb sie noch einmal stehen, bückte sich und nahm das Lasergewehr von der Schulter des alten Mannes.
    Mit der Waffe und der nur noch schwach glimmenden Lampe stieß sie wieder zu den anderen, die ihr voller Angst entgegensahen. Katalin preßt die Lippen zusammen und bemühte sich, den verzweifelten Schmerz zu verbergen, den sie empfand.
    »Alban lebt nicht mehr«, sagte sie spröde. »Hunon ist verschüttet und kann sich nicht selbst befreien. Wir müssen Hilfe für ihn holen.«
    *
    Kadnos lag in rötlichem Dämmerlicht.
    Draußen in der Wüste fegte einer der häufigen Sandstürme über die Marsoberfläche. Die Stadt war sicher im Schutz einer Energiekuppel. Nur das Licht hatte sich verändert, wechselte zwischen sanftem rosa Perlmuttschimmer und düsterem Karmesin, weil immer wieder rote Sandwolken die Sonne verdunkelten.
    Lara hatte keinen Blick für das faszinierende Schauspiel.
    Als sie das Zimmer verließ, war ihr zumute, als presse sich ein unsichtbarer Ring um ihre Brust zusammen. Sie fühlte sich erschöpft und zerschlagen nach der durchwachten Nacht. Ihr Vater hatte sie vergeblich zu überreden versucht, die Schlafmaske zu benutzen. Jetzt war er nebenan in seiner eigenen Suite. Er wollte versuchen, Informationen zu bekommen. Seit fast einer Stunde! Lara hielt es nicht aus, noch länger zu warten.
    Als sie klopfte und den

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