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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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eine Formalität, die an ihrem Schicksal nichts ändern würde.
    »Wahrscheinlich werden sie uns sonstwohin deportieren, damit wir die anderen nicht mehr beeinflussen können«, meinte Ken Jarel düster. »Oder zum Tode verurteilen. Dazu genügt schon unsere Revolte auf Luna, da brauchen sie sich gar nicht mehr groß den Kopf darüber zu zerbrechen, wie der Kampf um Merkur juristisch zu bewerten ist. «
    »Aber sie werden uns wenigstens anhören«, beharrte Camelo.
    Jarel zuckte die Achseln.
    Charru dachte an seine Begegnungen mit dem Präsidenten. Auch Simon Jessardin hatte ihn angehört. Es war sinnlos gewesen, es gab keine Verständigungsmöglichkeit.
    Mark Nord, der die ganze Zeit über unruhig im Raum auf und ab gegangen war, blieb abrupt stehen.
    »Was ist das?« fragte er mit zusammengekniffenen Augen.
    Die anderen lauschten. Ein dumpfes Dröhnen hing plötzlich in der Luft, schwoll an, drang in die Zelle und ließ die Stahlwände vibrieren. Ein paar Sekunden blieb es still, dann begann das Donnern von neuem, noch lauter diesmal. Ken Jarel strich sich mit einer Handbewegung das dunkle Haar aus der Stirn.
    »Bremstriebwerke«, sagte er lakonisch. »Wahrscheinlich die 'Kadnos X', die landet, um die Gefangenen zum Uranus zu bringen. «
    *
    Ein grellblauer Lichtblitz zerriß die Dunkelheit.
    Im nächsten Sekundenbruchteil flammten drei getroffene Beiboote auf wie rotglühende Feuerblumen. Metall kreischte, Trümmer flogen, zwei, drei von den silbern glänzenden Fahrzeugen wurden von der Gewalt der Explosion davongeschleudert und sackten trudelnd und unkontrolliert nach unten.
    »Rakete zwei - Feuer!« knirschte Neil Corda durch die Zähne.
    Wieder quietschten die Rollen der Lafette auf der Rampe.
    Draußen krachten Beiboot-Wracks und zerfetzte Metallteile auf den Merkur-Boden. Staub wirbelte, rot angestrahlt vom Widerschein einzelner Brandnester. Das zweite Fernlenk-Geschoß jagte heulend in die Dunkelheit hinaus, doch inzwischen hatten sich die Marsianer so weit von dem Schock erholt, daß sie die unbeschädigten Boote steil hochzogen.
    Corda sprang auf und rannte zu dem Loch im Felsen.
    Als er sich wieder umwandte, war sein Gesicht weiß und kantig. Mondlicht und Feuerschein spiegelten sich in seinen Augen.
    »Aus«, sagte er rauh. »Sie kommen!«
    Jerrey Holm schnellte hoch, raffte ein Lasergewehr vom Boden und glitt an der Lafette der abgeschossenen Rakete vorbei zum Höhlenausgang.
    Die anderen folgten seinem Beispiel, doch sie hatten keine Chance mehr. Die Beiboote flogen zu hoch, hielten sich außerhalb des Feuerbereiches. Holm gelang es nicht einmal, seine Waffe zu heben. Kleine schwarze Umrisse lösten sich von den Unterseiten der Fahrzeuge. Gespenstisch lautlos regneten die ersten Energie-Granaten herab und detonierten unmittelbar über dem Boden.
    Nur für den Bruchteil einer Sekunde sahen die vier Männer das kalte blaue Feuer, bevor die mörderischen Entladungen ihre Körper trafen und in Nichts auflösten.
    *
    .Das Ritual war das gleiche, nur die Liste der Namen nicht.
    Schritte auf dem Flur, das Surren der Tür, die schwarzen Uniformen bewaffneter Soldaten. Die Stimme des Offiziers klang gleichmütig wie immer.
    »Jarlon von Mornag... Yattur... Kormak... «
    Die Männer standen schweigend auf.
    Sie waren vorbereitet, seit Mark Nord aus dem Triebwerkslärm des landenden Schiffes geschlossen hatte, daß es sich tatsächlich um eine »Kadnos« handelte. Ein Überlicht-Schiff, das die gigantische Entfernung zum Uranus mit einer Art Sprung hinter sich bringen würde, binnen kürzester Zeit, durch ein »Tachyonen« genanntes Medium, dessen Natur Charru beim besten Willen nicht verstand. Er begriff nur, daß seine Gefährten fast ebenso schnell am Ziel sein würden wie er selbst und die übrigen Gefangenen, die zum Mars gebracht werden sollten.
    Yattur, der dunkelhäutige junge Fischer, zog fröstelnd die Schultern zusammen.
    Jarlon umarmte stumm seinen Bruder, Kormak schüttelte Charrus Hand und verabschiedete sich von den anderen. Die Tür schloß sich wieder. Charru ballte die Fäuste, ließ sich auf den Rand einer Andruck-Liege sinken und versuchte, nicht nachzudenken.
    Die Marsianer brauchten zwei Stunden, um den Großteil der Gefangenen in Gruppen an Bord der »Kadnos X« zu schaffen.
    Noch einmal öffnete sich die Tür der Zelle, in der Charru, Camelo und die Merkur-Siedler warteten. Diesmal war es ein anderer Offizier, der im Schutz von vier schußbereiten Betäubungspistolen einen Blick auf die

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