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Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen

Titel: Söhne der Erde 22 - Flug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Katalin, deren blondes Haar er hinter der Kuppel eines zweiten Jets erkennen konnte. Charru sah noch einmal zu dem Schiff zurück und zuckte zusammen, als er die hohe, hagere Gestalt auf der Gangway erkannte.
    Bar Nergal!
    Hinter ihm erschienen Shamala und Zai-Caroc im offenen Schott. Auch die Priester waren an Bord gewesen, aber sicher nicht, um als Rädelsführer vor Gericht gestellt zu werden. Mark folgte Charrus Blickrichtung und runzelte die Stirn.
    »Zeugen«, sagte er gedehnt.
    »Aber warum? Die Tatsachen sind doch klar.«
    »Sicher - ganz davon abgesehen, daß die Marsianer nur Wahrheitsdrogen brauchen, um zu erfahren, was sie wissen wollen.« Mark zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hofft Kane, daß die Priester das Gericht von unserer Gefährlichkeit überzeugen werden. Er fühlt sich im Recht. Für ihn ist unsere Liquidierung die einzige Antwort auf die Ereignisse.«
    Sie hatten leise gesprochen, während der Polizeijet in vorgeschriebener Flughöhe über die Gleiterbahnen von Kadnos schwebte.
    Niemand hielt sich draußen auf, lediglich vor dem breiten Portal des Regierungssitzes patrouillierten Wachmänner in schwarzen Uniformen und zinnoberroten Helmen. Charrus Blick suchte die Kuppeln der Universität, die schimmernde Freitreppe des Museums. Vor einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, hatte er dort gestanden und zum erstenmal die Sterne gesehen, hatte verzweifelt nach einer gigantischen blauen Kuppel Ausschau gehalten, weil er noch nicht wußte, daß seine Welt nur ein Spielzeug-Land unter einer Halbkugel aus Mondstein war. Seine Magenmuskeln zogen sich zusammen, als ihm klar würde, daß der Polizeijet auf dem flachen Dach der Klinik landete.
    Für Mark hatte das Gebäude wenig Schrecken. Charru erinnerte sich zu deutlich an die gräßliche Organbank, an die Szene aus dem Operationssaal, wo ein menschliches Wesen zu einer Sammlung von Ersatzteilen in beschrifteten Behältern gemacht wurde. Ein Tod ohne Schmerz und ohne Angst - und doch unmenschlicher als alles, was sich Charru vorstellen konnte.
    Ein Transportschacht brachte die Gefangenen und ihre Bewacher nach unten, ein Laufband trug sie in den Trakt der Klinik, der zur Unterbringung von Verhafteten oder Verurteilten diente.
    Lautlos glitt eine Tür auseinander. Charru hatte erwartet, einen der Räume mit den Schlafmulden und weißen Masken zu sehen, aber das kühle Licht der Leuchtwände fiel auf die hochgewachsene Gestalt des Generalgouverneurs der Venus.
    Die beiden Vollzugsbeamten nahmen den Gefangenen die Fesseln ab und zogen sich auf den Gang zurück.
    Einen Augenblick blieb es sehr still. Conal Nord sah von einem zum anderen. Mark preßte die Lippen zusammen. Bitterkeit zeichnete seine Züge.
    »Ich nehme an, wir verdanken es dir, daß wir nicht sofort liquidiert worden sind«, sagte er. »Warum diese Mühe? Bei der Anklage, die uns erwartet, steht doch schon jetzt fest, daß der Prozeß mit Todesurteilen enden wird. «
    Sein Bruder machte eine müde Geste. »Vielleicht, Mark. Aber immerhin konnte ich Kane daran hindern, ein Massaker anzurichten. «
    »Er hat schon vorher ein Massaker angerichtet.« Mark stockte und biß sich auf die Lippen. »Entschuldige, Conal. Ich bin dir dankbar für das, was du getan hast. Aber ich weiß zu gut, daß dieser Prozeß nur eine Farce werden wird.«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann. Ich werde eure Verteidigung übernehmen. «
    »Sie?« fragte Charru überrascht.
    »Ich bin Jurist. Wen hat General Kane noch ausgewählt?«
    »Daue, Ken und Raul«, sagte Mark. »Camelo natürlich, Gerinth, Gillon und Karstein. Und Katalin... « Seine Stimme klang rauh. »Du mußt sie retten, Conal! Sie hat Kane mit voller Absicht dazu gebracht, sie hierherzuschicken, weil sie bei mir bleiben wollte. Sie darf nicht sterben, sie... «
    »Ich glaube nicht, daß das Hochgericht ein so junges Mädchen zum Tode verurteilen wird. Wie alt ist sie überhaupt?«
    »Neunzehn«, sagte Mark gepreßt.
    »Also nach marsianischem Gesetz noch nicht einmal erwachsen. Vielleicht kann ich ihr die Verhandlung überhaupt ersparen. « Er machte eine Pause und atmete tief durch. »Ihr müßt müde sein. Über den Prozeß können wir morgen noch sprechen. Für den Augenblick wollte ich euch nur den Rat geben, euch den Anordnungen zu fügen und nichts zu tun, was als Aggressivität ausgelegt werden könnte. Wenn ich das Gericht davon überzeugen will, daß auf Merkur eine Art Notwehr-Situation vorlag, brauche ich eure

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