Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
Tritt und stürmte davon. Das Knallen etlicher Türen begleitete seinen Abgang.
    »Was genau ist in den Katakomben vorgefallen, Ruben?«
    Nachdem sein Bruder es erzählt hatte, trat eine längere Pause ein. Ruben bückte sich nach dem Hut und hob ihn auf.
    »Eins ist sicher: an dem Mädel muss etwas sein, wenn ihr Hut ausreicht, um dich zu beruhigen. Du hast uns eine Heidenangst eingejagt. Vater war außer sich, darum brüllt er jetzt wild herum.«
    »Wird nicht mehr vorkommen. In Zukunft wird nichts und niemand mich ablenken. Es war … die Kleine hat mich irgendwie …«
    »Kalt erwischt«, schloss Ruben. »Tja, du solltest nicht zu hart zu dir selbst sein. Du hast eine Abwechslung verdient, und du schuldest dem Mädel einen neuen Hut.«
    Das zerknautschte Stück aus Stroh schien ein Mahnmal all der Fehler, die Cassian in den letzten Tagen begangen hatte. Er wollte und konnte sich keine weiteren leisten.
    »Du kannst einen kaufen und ihr schenken«, brummte er missmutig.
    »Könnte ich, aber ich fürchte an mir liegt ihr nichts. Sie war nicht meinetwegen hier.«
    Sie würde garantiert auch kein zweites Mal auftauchen. Versailles lag von Paris ein gutes Stück entfernt. Zufällige Begegnungen waren unwahrscheinlich. Er musste ihr nicht mehr begegnen und würde es auch nicht darauf anlegen. Sein Magen krampfte.
    »Hör mal, es reicht, wenn Juvenal ungnädig ist. Du musst es nicht noch selbst sein.«
    »Habe ich was gesagt?«
    »Du hast sie bis zwischen ihre Fußzehen markiert. Vermutlich hast du deine Markierung nicht nur an ihr, sondern auch in ihr hinterlassen. Zwar bin ich kein Experte, aber was das bedeutet, weiß selbst ich.«
    »Eine Gefährtin ist das Letzte, worauf ich aus bin.«
    »Soweit ich weiß, ist die Entscheidungsfreiheit eines Werwolfs in diesem Punkt eher gering. Es passiert einfach, ob wir darauf aus sind oder nicht. Da es sich so verhält, kann dir im Grunde kein Vorwurf gemacht werden. Vielleicht hättest du frühzeitig gegensteuern können, aber …«
    »Wann bist du zum Schwätzer geworden, Ruben?«
    Ruben maß Cassian aus schmalen Augen. Dann entschied er sich zur Friedfertigkeit.
    »Du bist noch nicht wiederhergestellt. Lass dir Zeit damit. Juvenal ist ohnehin zu dem Schluss gekommen, dass wir noch nicht soweit sind. In sechs Tagen ist Vollmond. Bis dahin brauchen wir eine Strategie, und die kannst du in deinem Bett ebenso gut ersinnen. Du brauchst Ruhe.«
    Im Bett wollte Cassian keinesfalls bleiben. Er wartete bis sein Bruder gegangen war, ehe er die Füße auf den Boden setzte. Im Aufrichten zog ein scharfer Stich durch seine Seite. Das Pochen der Narben wurde stärker. Seine Beine wollten ihn nicht tragen. Einen gotteslästerlichen Fluch auf den Lippen packte er den Bettpfosten und zog sich daran in die Höhe. Das Zimmer drehte sich. Seine Hände glitten ab, und ohne Halt fiel er schwer in die Matratze zurück. Nach etlichen vulgären Flüchen kroch er zwischen die Laken. Einige Stunden würde er warten, höchstens einen Tag. Aus dem Augenwinkel nahm er den Hut wahr, griff danach und hielt ihn an die Nase. Der Duft nach Gras hatte sich verflüchtigt, ersetzt durch den strengen Geruch eines verwundeten Wolfes.
    »Gottes Knochen!« Er schleuderte das unbrauchbare Ding weit von sich.

     

4
     
    D
er einzige Schmuck auf der schwarzen Tischdecke der Speisetafel war dunkelroter Efeu. Rote Speisen sollten auf schwarzen Tellern serviert werden, roter Wein in schwarzen Pokalen. Die groteske Phantasie des Auftraggebers kannte keine Grenzen. Schwarz für den Tod und das Ableben seiner Gemahlin, Rot für das Leben und die Testamentseröffnung. Die Mädchen würden Trauerschleier tragen. Ihre Gesichter sollten das Einzige sein, was vor den Blicken der Gesellschaft verhüllt blieb. Florine trat von dem Kronleuchter zurück, den sie mit schwarzen Kerzen und Trauerschleifen versehen hatte.
    »Du kannst ihn wieder an die Decke ziehen«, wies sie Lucas an.
    In Gedanken ging sie die Speisenfolge durch. Die machte ihr ernste Sorgen. Hummer war rot, andere Schalentiere ebenso, weißes Fleisch und Fisch mit rotem Paprika gewürzt, aber es mangelte an rotem Gemüse. Außer Paprika wollte ihr nichts einfallen, so wie ihr in den letzten Tagen ohnehin wenige gute Einfälle kamen. Kirschen, Erdbeeren, Johannisbeeren – aber was war mit dem verflixten Gemüse? Sie nahm die schwarzen Laken auf und bedeckte damit die Spiegel und Bilder.
    Als Lucas hinter sie trat und sie ansprach, schrak sie zusammen. Seine noch

Weitere Kostenlose Bücher