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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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ich muss …«
    Kurzerhand legte Bella ihr die Hände auf die Schultern, drehte sie um und bugsierte sie an Bertrand vorbei in den Vorhof. Cassian öffnete die Augen. Sein Lächeln war betörend und erstickte jeden weiteren Widerstand. Er stieg aus der Kutsche.
    »Endlich!«
    Es war unfassbar. Ein Wort reichte aus, um ein Zittern in ihr auszulösen. Sein Timbre hallte in ihr nach. Vorfreude erhellte seine Züge. Sie wusste sehr genau, worauf sich seine Erwartungen richteten.
    »Mir ist zugetragen worden, dass du Ausfahrten in offenen Kutschen magst. Ich habe die schnellsten Pferde anspannen lassen.«
    »Eigentlich wollte ich … ich hatte vor … denn heute Abend findet ein Fest statt.«
    Noch während sie stammelte, ergriff er ihre Hand und half ihr galant und nachdrücklich in die Equipage. Florine landete auf den Ledersitzen, bevor sie einen zusammenhängenden Satz zustande bringen konnte. Obwohl es Platz genug gab, rückte Cassian dicht an sie heran.
    »Abfahren, Bertrand. Wir wollen den Tag nicht vergeuden.«
    Die Equipage zog an und verließ den Hof. Über die Schulter sah sie zurück. Das alles war sehr unangemessen. Weder hatte sie sich einen Schal um die Schultern legen, noch einen Hut aufsetzen können. In einem dünnen, sackartigen Chemise für den Hausgebrauch wurde sie durch die Straßen von Versailles kutschiert. Es fügte sich vortrefflich in den Ruf, der in letzter Zeit an ihr haftete. Der ganze Ort konnte sich davon überzeugen, dass die graue Eminenz des Hauses Chrysantheme mitten im Fall von ihrem Sockel der Unberührbarkeit war.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht.«
    Cassian setzte eine große Schachtel auf ihren Knien ab. Die Schleife des Seidenbandes war beinahe so groß wie der Deckel. Sie zupfte leicht daran.
    »Ein Geschenk für mich?«
    »Mir steht es bestimmt nicht so gut.«
    Sie streichelte die Schleife. Ein Geschenk! Ganz alleine für sie. Sie hatte noch nie etwas geschenkt bekommen. Es rührte sie, und sie rief sich schleunigst zur Räson. Cassian besaß eine Chaise, eine geschlossene Kutsche und diese Equipage, etliche Pferde in seinem Stall und ein großes Haus mit kostbarem Mobiliar. Was das betraf, kannte sie sich aus. Was kostete ihn da ein Präsent für eine vermeintliche Kurtisane? Vermutlich machte er ständig Geschenke.
    »Öffne es. Mach schon«, bedrängte er sie.
    Sie zog an der Schleife und hob den Deckel. In der Schachtel lag ein Strohhut mit breiter Krempe und einem Zierband aus dunklem Blau.
    »Ein Hut!«
    Sie presste ihm den Deckel an die Brust, nahm den Hut heraus und setzte ihn auf. Das Band knüpfte sie unter ihrem Kinn zu einer großen Schleife. Das Stroh war biegsam und überschattete ihre Augen. Wenn sie nur einen Spiegel hätte!
    »Wie sehe ich aus?«
    Cassian spähte unter die Hutkrempe, so dass sie ihn aus nächster Nähe sah. Die Kanten seines Kinns, die Kerben in seinen Mundwinkeln, die langen Wimpern.
    »Bezaubernd, betörend und zum Anbeißen süß.«
    Sein Kompliment löste eine Hitzewallung in ihr aus, die bis unter ihre Kopfhaut prickelte. Ein Hut reichte aus, um sie in die Falle zu locken und alle kürzlich gefassten Vorsätze über den Haufen zu werfen. Ein Strohhut und ein Blick in seine graublauen Augen. Sie war froh, dass die Hutkrempe eine weitere Annäherung verhinderte. Von ihr gebremst, tippte er dagegen und grinste vergnügt.
    »Da habe ich mich wohl selbst ins Hintertreffen gebracht. Fahr zu, Bertrand. Mademoiselle will den Wind spüren.«
    Die Kutsche wurde schneller. Warmer Fahrtwind traf auf ihr Gesicht und ließ ihre Hutbänder flattern, und Cassian warf die Arme in die Luft und lachte lauthals. Sein Johlen spornte die Pferde zu Höchstleistungen an. Sie beobachtete ihn mit wachsendem Staunen. Vom Wilden in Ketten, über den erfahrenen Liebhaber und charmanten Grandseigneur bis zum übermütigen Jungen reichten seine Facetten. Sie dachte an den Kuss, den ihr neuer Hut verhindert hatte, spürte ein Glimmen in ihrer Brust und wusste, wo es enden musste. Cassian de Garou würde ihr das Herz brechen.

     
    Florines Freude an einem neuen Hut war nicht von Bestand geblieben. An ihre Stelle trat Argwohn, den Cassian nicht wittern musste, um ihn zu erkennen. Nach allen Seiten sah sie sich um. »Das ist ein ungewöhnlicher Rastplatz.«
    Abseits der Wege bot der Wald von Meudon, zwischen Paris und Versailles gelegen, kleine Lichtungen und schattige Plätzchen. Inmitten eines Nests aus Farnwedeln hatte Bertrand eine Decke ausgebreitet. Darunter war das

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