Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
Vom Netzwerk:
hauchzartem Porzellan, verlieh dem Gold und Silber Glanz und brach sich im Kristall der Gläser. Drei Damen und drei Herren, unter ihnen der Gastgeber, saßen an der langen Tafel. Ausnahmslos trugen sie Masken vor den Augen, die Lippen und Kinn freiließen. Als könne dies ausreichen, um sie unkenntlich zu machen.
    »Unsäglich. Da bringt er seine eigenen Mädchen in mein Haus. Wenn sich einer den Juckreiz bei ihnen holt, was wird man sagen? Mir wird man die Schuld zuschieben. Dann heißt es, bei der Chrysantheme holen sich die Freier Krankheiten!«
    Florine sah über die Schulter zu Madame Chrysantheme, die ihren Ärger leise genug hervorzischelte, um die Gesellschaft nicht zu stören. Die Anwesenheit dreier fremder Grazien unter ihrem Dach machte die Hausherrin blind für das Offensichtliche.
    »Madame de Pompadour würde es gewiss nicht zusagen, zur Hure degradiert zu werden. Es heißt, darin sei sie empfindlich.«
    »La Pompadour? Du glaubst, sie selbst gehört zu seinen Gästen?« Unsanft schob Madame Chrysantheme Florine beiseite und beugte sich vor das Guckloch. »Bist du sicher?«
    »Sie sitzt zu Saint-Germains Rechten.«
    Madame de Pompadour zeichnete sich durch eine ätherische Gestalt aus. Keine Dame in Versailles kam ihr an Eleganz gleich, obwohl es etliche Nachahmer gab. In der nahegelegenen Ortschaft war die Favoritin des Königs Louis XV. ein vertrauter Anblick.
    »La Pompadour«, hauchte Madame Chrysantheme ehrfürchtig. »Ja, ich erkenne sie. Die Dame mit der goldenen Maske.«
    »Und direkt ihr gegenüber sitzt Morphise.«
    »Louise O’Murphy, diese billige Schlampe«, zischte Madame Chrysantheme. »Kaum den Kinderschuhen entwachsen hat sie den König umgarnt. Sie sitzen an meiner Tafel. Gemeinsam. Das ist wahrhaft ein Ereignis! – Stehen bleiben!«
    Angesichts der beiden angemieteten Lakaien, die den nächsten Gang auftragen sollten, vergaß Madame Chrysantheme das Guckloch, wenn auch nicht die Ehre, die ihr an diesem Abend zuteil wurde. Auf einer Silberplatte waren Fasane, Perlhühnchen und ein Spanferkel angerichtet. Madame Chrysantheme streckte die Arme aus.
    »Gebe er mir die Platte, ich werde persönlich auftragen!«
    »Das Gewicht der Platte könnt Ihr nicht tragen, Madame«, kam Florine den irritierten Lakaien zu Hilfe.
    »Dann die Sauciere. Ich nehme sie. Reiche er sie mir, Kretin!«
    Die Sauciere wurde einem der Lakaien kurzerhand entrissen. Das war nicht geplant. Zu ändern war es noch weniger. Außer einem gut gemeinten Ratschlag konnte Florine nichts vorbringen.
    »Es ist eine Meerrettichsauce, Madame. Zu viel davon, und die Gäste könnten es übel nehmen, von Saint-Germain ganz zu schweigen.«
    »Schwatz nicht, sondern öffne die Tür. Ich weiß was ich in Händen halte und wem ich es kredenze.«
    Ehe es weitere unwirsche Äußerungen hageln konnte, öffnete Florine die Tür. Die Präsentation der Meerrettichsauce und ihrer selbst nahm Madame Chrysantheme voll und ganz in Anspruch. Aus der Sauciere wurde eine Reliquie. Sie entschwebte damit in den Salon du Sang.
    »Pst!«, machte es hinter Florine. Olymp stand am Fuß der Treppe und winkte.
    »Was treibst du hier unten?« Auf Zehenspitzen eilte sie auf das Mädchen zu. »Ihr solltet oben bleiben. Und wie siehst du aus? Olymp, immer wieder sage ich es: in jedem Moment tadellos, und du rennst im Morgenmantel durch die Gegend.«
    »Du ahnst ja nichts, Florine. Wenn das mit rechten Dingen zugeht, fresse ich einen Besen!«
    Olymp raffte ihren Morgenmantel enger um sich. Gleich einem schlaffen Sack, an dem sich Fäden zogen, verhüllte er ihre sinnlichen Kurven. Ihr blondes Haar wurde von einer großen Nachthaube verdeckt. Fest umfasste Olymp Florines Handgelenk und zog sie näher. Ihr Griff verriet den Metzgersprössling. Über Jahre hatte Olymp Würste gestopft. Was die Wurst ihres Vaters anging, so war sie davor zu Madame Chrysantheme geflohen. Ein Bordell hatte den Vorteil, sich einzig fremden Männern andienen zu müssen.
    »Was ist los?«
    »Die andern schickten mich, damit ich in der Küche etwas für uns abstaube. Auf dem Weg dorthin hörte ich es. Klar und deutlich. Es kam aus dem Gewölbe.«
    »Ihr solltet euch von der Tür fernhalten.«
    »Hab ich ja, aber sie stand offen. Ich wollte sie wieder schließen, wegen deiner Anweisung, kapiert? Da stimmt was nicht, Florine. Gefallen wird es dir nicht, und was Madame Chrysantheme dazu sagt, darüber will ich gar nicht nachdenken. So sieht es aus.«
    »Und was soll nicht

Weitere Kostenlose Bücher