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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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ich dich aus den Betten der Lillac bis vor ihre Tür zerren.«
    Kalinka wehrte sich mit einer Ohrfeige. Ebenso hart schlug Florine zurück.
    »Du hast nichts zu melden, Florine«, mischte sich Bella ein. »Du bist nicht diejenige, die uns unseren Lohn auszahlt und uns jetzt etwas schuldig bleiben muss. Keine von uns ist dir zu etwas verpflichtet.«
    Spätestens jetzt wäre Olymp für sie in die Bresche gesprungen. Sie konnte es nicht mehr, sie würde sich nie wieder auf ihre Seite schlagen und sie bekräftigen.
    »Dann geht eben! Stellt euch an eine Ecke oder sucht euer Auskommen in einem der Häuser, wo ihr für ein paar Dernier die Beine breit machen müsst. Genug davon gibt es schließlich. Ich bleibe, und wenn dieses Haus wieder zu dem geworden ist, wofür es berühmt war, braucht keine von euch an der Tür zu kratzen. Billige Allerweltsliebchen haben hier nämlich nichts verloren.«
    Kalinka und Bella standen auf. Sybille blieb sitzen, und Aimée rührte gemächlich in dem zerbeulten Topf mit Punsch.
    »Ich bleibe auch hier«, sagte sie und bedachte Kalinka und Bella mit einem entschlossenen Blick. »Wer aufgibt hat schon verloren.«
    Diese Ansicht drückte die beiden Mädchen zurück in ihre Stühle. Madame Chrysantheme wischte sich mit einem zerknüllten Taschentuch über die Augen.
    »Ach Kinder, euer Kampfgeist in Ehren, aber es nützt nichts. Euer Vorhaben wird nicht gelingen. Sucht nach einer anderen Bleibe. Ich kann euch nichts mehr bieten und euch auch nicht helfen.«
    Die Mädchen sahen zu Florine und machten sie dadurch zur Wortführerin. Es war ihnen lieber einem vorpreschenden Temperament zu folgen, als sich der Melancholie ihrer Dienstherrin anzuschließen. Aber Florine sagte nichts mehr. Wer aus freiem Willen nicht bleiben wollte, den konnte sie nicht zwingen. Sybille nippte an ihrem Punsch.
    »Dein Gebräu schmeckt gar nicht mal so schlecht, Aimée. Es verdient einen Namen. Wie wollen wir es nennen?«
    »Brummschädel«, gab Aimée zurück und goss eine neue Runde aus.
    Das Kichern der Mädchen klang etwas überspannt. Sie waren am Rand eines Abgrunds angelangt und blickten hinein. Das Loch ohne erkennbaren Boden ließ sie näher zusammenrücken. Stuhlbeine scharrten über die Steinplatten, als sie die Lücken in ihrem Kreis schlossen.

     
    Bis zum späten Abend rumpelte und krachte es. Die Toten waren abgeholt worden und würden am nächsten Tag beerdigt werden. Der Leichenwagen musste durch eine Halde aus Trümmern fahren. Die Schuttberge wurden immer größer und bis zur Nacht blieben lediglich Trampelpfade, die hindurchführten. Nachbarn waren gekommen, angelockt von Sensationslust, hatten, angestachelt von der Rührigkeit der jungen Frauen, die Ärmel hochgekrempelt und geholfen. Durch derbe Scherze hatten die Mädchen ihre freiwilligen Helfer aus den Riegen der Dienerschaft umliegender Herrenhäuser bei der Stange gehalten. Erst vor wenigen Minuten waren sie gegangen.
    Sinnloser Tatendrang war es, dachte Madame Chrysantheme, nach einem Rundgang durch das Erdgeschoss. Sie zog sich in ihr Bureau zurück, um davon nichts mehr sehen oder hören zu müssen. Ein wackliger Tisch und zwei Stühle waren ihr geblieben. Selbst ihre Kassenbücher waren zu unleserlichen Schnipseln geworden, die Florine aufgekehrt hatte. Ein Blick in die Bücher hätte Madame Chrysantheme auch nicht geholfen. Sie wusste ihre Situation einzuschätzen. Morgen oder übermorgen würde der Feuereifer der Mädchen versiegen. Florine mochte am längsten durchhalten, aber auch sie würde letztendlich die Grenzen erkennen und hinnehmen müssen. Schon hatte ein Diener der Lillac im Haus herumgeschnüffelt und war von Florine mit einer Holzlatte vertrieben worden. Ein liebes Mädchen war sie, so überaus energisch und zielstrebig. Madame Chrysantheme hatte ihre Kinderlosigkeit stets für einen Segen gehalten, doch wenn sie jemals eine Tochter gehabt hätte, wäre sie hoffentlich Florine ähnlich gewesen. Sie liebte dieses Haus, sie hing an dem Lebenswerk ihrer Dienstherrin, als sei es ihr eigenes. Madame Chrysantheme wusste von Florines Traum. Von dem Verlangen, nicht nur ein Heim aus eigener Kraft zu schaffen, sondern mit der Übernahme ihres Etablissements eine neue Tradition zu begründen. Daraus würde nichts mehr werden. Der Ruin war ihnen vorherbestimmt. Florine und die anderen Mädchen waren jung genug, um woanders ein neues Auskommen, neue Träume und eine Zukunft zu finden. Sie selbst konnte nicht auf den Vorteil der

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